Der Kandidat - Jürgen Schulz

 
Seit 1999 ist der 49-jährige Dipl-Verwaltungswirt Jürgen Schulz Samtgemeinde-Bürgermeister in Lüchow. Als parteiloser Kandidat, gestützt von SPD, Grünen, GLW, UWG und FDP, tritt er nun am 10. September in Lüchow-Dannenberg gegen den amtierenden Landrat Dieter Aschbrenner an. Hier ein Interview, das Angelika Blank mit ihm kürzlich führte.
 
w-n: Jürgen Schulz, warum möchten Sie Landrat werden?
 
Ich kandidiere, um Lüchow-Dannenberg zukunftsfähig zu machen. Das mag komisch klingen, aber ich denke, vor Lüchow-Dannenberg liegt eine Herkules-Aufgabe, d.h., es ist unsere Aufgabe, die politischen Kräfte des Kreistages zunächst einmal in ihrer Aufgabe zu fördern, nachhaltige und systematische Entwicklungspolitik im Sinne der Region zu machen. Das ist bisher ja nur ansatzweise erfolgt, wenn Sie die letzten fünfzehn Jahre der Streitereien im Kreistag beobachten.
 
Der andere Punkt, der vor uns steht, ist die Kooperation mit den Samtgemeinden. Auch dazu ist ein hohes Maß an Verhandlungsgeschick und Kooperationsbereitschaft notwendig. Das vermisse ich bisher und dazu möchte ich mich einbringen.
 
w-n: In welchen Feldern sehen Sie denn besonderen Handlungsbedarf?
 
Das ist auf jeden Fall die vor uns liegende Realisierung des Lüchow-Dannenberg-Gesetzes, also die Verwaltungsreform, die ansteht. Das sind sicherlich auch klare Zieldiskussionen, die wir fest zu legen haben. Beispiel Ziel-1-Förderung und ähnliches. Es gibt bisher keine abgestimmten Entwicklungskonzepte für Lüchow-Dannenberg. Die werden wir im Kreistag festlegen und diskutieren müssen.
 
w-n: Was sind denn Ihre Konzepte für eine Entwicklung der Region?
 
Ich habe in meinen Wahlaussagen ja bestimmte Schwerpunkte angesprochen, ohne den Parteien, die letztlich ja die Kreistagspolitik zu gestalten haben, zu nahe treten zu wollen. Da bleiben noch genügend Spielräume. Als zwei Schwerpunkte habe ich die Bildung angesprochen, die Zukunft unserer Kinder, unserer Schulsysteme. Ich denke, wir sollten uns auch viel mehr damit beschäftigen, wo denn Chancen für unsere Region liegen können. Wir wissen alle, dass produzierende Arbeitsplätze in Lüchow-Dannenberg ausgesprochen schwierig herzustellen bzw. auch nur zu halten sein werden können. Das heißt, wir müssen alles tun, um vorhandene Arbeitsplätze zu sichern. Stichwort: Verbesserung der Infrastruktur. Aber wir müssen insbesondere danach suchen, wo wir Arbeitsplätze schaffen können, ohne möglicherweise selbst Arbeitsplätze in der Produktion anbieten zu können.
 
Das heißt, Stichwort Seniorenwirtschaft. Das sind Menschen, die keinen Arbeitsplatz mehr benötigen, die aber dennoch, wenn wir sie hier ansiedeln können, für erhebliche Arbeitsplätze sorgen können. Seniorenwirtschaft ist ein schwieriger Begriff, aber wer sich einmal damit beschäftigt, der weiß, dass in diesem Bereich die größten Wachstumsraten der nächsten fünfzehn Jahre liegen werden. Und ich denke, Lüchow-Dannenberg sollte wenigstens anteilig dabei sein.
 
Das geht aber nur mit allen gemeinsam, deswegen auch mein Motto „Gemeinsam geht’s“. Das ist nicht nur eine Aufgabe für Verwaltung und Politik, sondern für alle Beteiligten, wie Einzelhandel, wie Tourismus. Es gilt, dort entsprechende Konzepte zu entwickeln.
 
Natürlich ist auch die Nutzung der Erneuerbaren Energien gerade für uns hier im ländlichen Raum eine enorme Chance. Mit den Aktivitäten in diesem Bereich sind wir schon ein großes Stück voran gekommen. Das muß genutzt und ausgebaut werden.
 
w-n: Stichwort Strukturreform. Die Aufgabenverteilung ist ja noch ein großes Thema. Wie können, wie sollen künftig die neu zugeschnittenen Samtgemeinden und der Landkreis zusammen arbeiten?
 
Das Lüchow-Dannenberg-Gesetz gibt eine Möglichkeit, die bisher in dieser Form nicht bestand, die ist überschrieben mit „Verwaltungsgemeinschaften“. Ich plädiere da für eine dezentrale Lösung, das bedeutet, dass die heutigen Samtgemeinde-Standorte sehr mit eingebunden werden. Letztlich sollten dann nur die klassischen Kreisaufgaben im Kreishaus zurück bleiben.
 
w-n: Der Landkreis ist pleite, wir haben eine grosse Finanzmisere. Welchen Gestaltungsspielraum hat da ein Landrat überhaupt noch – oder ist er nur noch Verwalter von Missständen?
 
Finanziell bleiben sicherlich nur noch geringe Gestaltungsspielräume. Trotzdem – nur noch verwalten wäre meines Erachtens zu wenig. Der Landrat ist aufgerufen, Integrationsfigur zu sein, immer wieder zusammen zu führen, zu motivieren. Also als Integrator und Motivator aufzutreten. Das vermisse ich bisher total in diesem Landkreis.




2006-08-31 ; von Angelika Blank (autor),

jürgen schulz   wahl  

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