Tach allerseits, ick bin’s bloß, der Herr Paul. Werte Fans und Feinde, ick habe zwischen Gänsebein und Sylvesterschampus erst Brille, dann Kristallkugel jeputzt und drin sah ick dis strahlende Antlitz des Herrn Wulf. Der fühlt sich als Wahlsieger und sieht, weil er sich sein Lächeln festgetackert hat, auch so aus. Leider fällt Niedersachsens Liebling erst später auf, dis Regieren in Zeiten abflauender Konjunktur keinen Spaß macht, aber da is er schon vereidigt. Die Grünen sind ooch drin, ham aber leider verjessen, wozu. Die Linke darf draußen bleiben – is froh, dis sie nüscht von ihrem Wahlprogramm in der Praxis ausprobieren muß. Die neue Landesregierung nimmt teure Wahljeschenke zurück und fängt, nachdem ein paar Schattenhaushalte zusammenbrechen, an, die VW-Aktien zu verhökern, solange sie noch wat wert sind, und die EU dis VW-Jesetz noch nich endgültig in den Papierkorb...
Apropos:Die Kreisreform oder dis, was unsere Kirchturmhelden und dis Verfassungsgericht davon übrig jelassen haben, verschwindet heimlich im Papierkorb, will sagen: Kooperation gilt neuerdings als Schimpfwort – wir machen weiter wie bisher, also jeder gegen jeden! Hitzacker und Dannenberg wollen sich und ihre Schulden irgendeinem Blödmann in die Tasche mogeln, Gartow läßt sich (weil’s da keen teures Frauenhaus jibt) samt Gorlebengeldern und Atomklo als Briefkastenfirma auf den Cayman-Inseln registrieren, und allet, wat im Südkreis noch übrigbleibt, beantragt unter dem Titel „Einzig wahres Wendland“ Bestandsschutz als Freiluftmuseum mit Töpferei, Schützenfest und Meditationskurs.
Die BI kriegt 2008 einen Status wie die Sorben in der Lausitz, also Überlebensgeld samt Erlaubnis zur Brauchtumspflege alle Jahre wieder im November. Voraussetzung fürs finanzielle Überleben ist, dis sie sich ausdrücklich auf den Protest gegen Castortransporte beschränken und jeden Gedanken an die Frage, wohin der real existierende Müll soll, vermeiden. Zusätzlich wird der Gasthof Meuchefitz zum Ehrenhof des global-lokalen Widerstands ernannt, eine schöne Vitrine drumrum jebaut und alle Insassen zum beweglichen Denkmal der rechtschaffenen Linkshaberei erklärt. Im so entstandenen Biotop der frommen Denkungsart darf folgenlos jede Legende des Kampfes gegen das Böse aufgewärmt werden.
Apropos aufwärmen: wird der April wieder heiß, is die Klimakatastrophe da, wenn nich erst recht. Regnet es viel, greinen die Bauern, wenn nich erst recht. Die Elbe wird wieder großzügig Dioxin auf ufernahe Wiesen verteilen, Herr Sander oder sein Nachfolger wird an der Spitze aller Anlieger eine lustige Kettensägendemo im Biosphärenreservat anzetteln, damit dis viele Wasser endlich dahin fließt, wo es uns nich mehr stört, also nach Lauen- oder Hamburg. Die El-be wird, komme, was wolle, ausgebaggert, wat jede Menge Con-tainerriesen anlockt – zumindest, bis der neue Tiefwasserhafen in Betrieb jeht. Und wenn dann 2008 noch Zeit is, werden rauchende Eltern vom Jugendamt zwecks Risikobündelung veranlaßt, in AKW-Nähe zu übersiedeln. Das hat die hübsche Nebenwirkung, dis niemand mehr sagen kann, wieso dorten so viele Krebsfälle auftreten. Im Rahmen der Ganztagsbetreuung muß ab sofort wieder jeder Junge zum Bund, womit „Erzie-hungscamp ja oder nein?“ ooch jeregelt is und die Bundeswehr mit neuer Sollstärke nun endlich auf Augenhöhe mit den Amis...
Dann buddelt noch jemand den Schlageter-Gedenkstein aus, die Kyffhäuser schießen Salut, Gesinnungsglatzen von nah und fern beleben den hiesigen Tourismus, und dann wird endlich alles gut!
Ick meine ja bloß,
sacht der Herr Paul