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Ab 1. September gibt es das 365-Euro-Ticket

Ab September kann hierzulande für den öffentlichen Nahverkehr das sogenannte "365-Euro-Ticket" erworben werden. Damit ist Lüchow-Dannenberg der erste Landkreis, der das Nachfolgeticket für das 9-Euro-Ticket anbietet.

Ab 1. September können die Nutzer des öffentlichen Personenverkehrs in Lüchow-Dannenberg das sogenannte "365-Euro-Ticket" nutzen. Dieses gilt dann landkreisweit auf allen Linien und Strecken. Am Montag Vormittag wurden die Möglichkeiten des Tickets in Lüchow vorgestellt. "Mit diesem Ticket wollen wir die Mobilität weiter voranbringen und befördern," so Landrätin Dagmar Schulz. "Schon Anfang des Jahres haben wir angefangen, darüber nachzudenken, wie das umzusetzen ist."

Das 365-Euro-Ticket gilt unabhängig von der Fahrtstrecke im gesamten Geltungsbereich des öffentlichen Busverkehrs in Lüchow-Dannenberg. An den Landkreisgrenzen zu Uelzen und Lüneburg ist erst einmal Schluss, denn es gibt noch keine Einigung über die Einbindung in den HVV-Tarif (zu dem Uelzen und Lüneburg gehören). In der anderen Richtung gilt das Ticket auf den Strecken, die bis nach Salzwedel fahren. 

Voraussetzung für die Nutzung ist der Abschluss eines personengebunden Jahresabos. Die Beantragung erfolgt online über die Webseite www.mobil-im-wendland.de. Hilfe bei der Antragsstellung erhält man bei Bedarf bei der Mobilitätsagentur Wendland.Elbe. Gezahlt wird in einem Betrag per Überweisung oder per Lastschrifteinzug in 12 Monatsbeträgen.

Über einen weiteren Vorteil können sich Kinder und Jugendliche freuen, die einen Anspruch auf eine durch den Landkreis finanzierte Schülerkarte haben. Sie können kostenlos das gesamte Streckennetz nutzen. Bisher konnte die Schülerkarte lediglich auf der Strecke zwischen Schule und Wohnort genutzt werden.

"Clever MoWe" - bis 2024 soll alles besser werden

Das 365-Euro-Ticket ist keine isolierte Maßnahme. Seit 1. Januar kann der Landkreis bis zum 31. 12. 2024 insgesamt 4,915 Millionen Euro einsetzen, um die Mobilitätsstruktur im Landkreis zu verbessern. Lüchow-Dannenberg ist eines von 12 ÖPNV-Modellprojekten in Deutschland, die vom Bundesministerium für Digitales und Verkehr finanziert werden.

Im Rahmen des Projektes haben die Zuständigen Großes vor. Zum einen soll die Struktur des Haupt- und Nebenliniennetzes verändert werden. Wie das zu verstehen ist, erläuterte Susanne Frahm von der LSE (Lüchow-Schmarsauer Eisenbahn GmbH), die in Lüchow-Dannenberg den Busverkehr durchführt: "Geplant ist, dass auf bestimmten Hauptstrecken Busse im regelmäßigem Takt fahren, die mit Nebenstrecken vernetzt sind. An verschiedenen Mobilitätspunkten wird es die Möglichkeit geben, zuzusteigen."

Wie Harlfinger-Düpow erläuterte, ist geplant, 20 Mobilitätsstationen im Landkreis zu errichten, die je nach örtlichen Gegebenheiten und Bedarfen, den unkomplizierten Umstieg auf das Fahrrad, das Pedelec, das E-Lastenrad, den Bürgerfahrdienst, den Rufbus, das Carsharing-Auto oder andere lokal angepasste Mobilitätsangebote ermöglichen.

Eine Mobilitätsapp soll die digitale Informationsebene für das Mobilitätssystem im Landkreis bilden, hierüber sollen Routenplanungen sowie Buchungsmöglichkeiten und E-Ticketing möglich sein. Die große Überschrift für das gesamte Projekt ist "bedarfsgerechte Versorgung mit Mobilitätsangeboten" - zum Beispiel mit On-Demand-Systemen.  

Darüber hinaus soll das aktuelle Tarifsystem verändert und angepasst werden, unter anderem soll es Kombinationsmöglichkeiten mit Sharing-Angeboten geben. Geplant ist die komplette Umstellung des Tarifsystems für den Sommer 2023.

Um die neue Struktur realisieren zu können, müssen mehr Busse und mehr Personal eingesetzt werden. "Derzeit sind 75 bis 80 Busse unterwegs," so Sarah Frahm von der LSE. Lange Wartezeiten bzw. Fehlzeiten führen aber derzeit dazu, dass sowohl Busse als auch Personal nicht effizient genutzt werden. Auch das soll verbessert werden.

Das Ziel: verstärkte Nutzung des ÖPNV

Bisher werden die öffentlichen Busse im Landkreis zu 80 bis 90 % von SchülerInnen genutzt. Mareike Harlfinger-Düpow, sieht schon durch das 9-Euro-Ticket positive Effekte: „Die Nachfrage zum ÖPNV stieg dadurch auch in Lüchow-Dannenberg spürbar an“, sagt Mareike Harlfinger-Düpow, Fachdienstleiterin Mobilität im Landkreis. Aktuelle Fahrgastzählungen gebe es für den Zeitraum leider nicht, aber es seien deutlich mehr Rufbusfahrten angefordert worden als in entsprechenden Vergleichszeiträumen, so Harlfinger-Düpow. "Diese haben sich teils mehr als verdoppelt. Auf einzelnen Strecken wurden statt 13 Prozent der möglichen Rufbusfahrten im Zeitraum des 9-Euro-Tickets 32 Prozent geordert."

Zur Nutzungsermittlung gehört es unter anderem auch, bei Unternehmen im Landkreis die Schichtzeiten abzufragen. Bei Schulen hat dies schon bei der letzten größeren Fahrplanumstellung stattgefunden.

Die Hoffnung ist, dass sich durch die verbesserten Angebote sowohl in der Verbindungsstruktur als auch bei den Tarifen deutlich mehr Menschen für die Nutzung des öffentlichen Nahverkehrs entscheiden. Dies ist auch notwendig, um die erhöhten Kosten zu finanzieren. Doch hierüber machen sich die Zuständigen keine Illusionen: "Wir werden nie einen voll finanzierten ÖPNV erreichen," so Harlfinger-Düpow.

Landrätin Dagmar Schulz weiß, dass die Umstellung des ÖPNV eine "ganz ganz große Herausforderung" ist. "Wir hoffen aber, durch das Projekt eine größere Annahme des ÖPNV zu erreichen." 

Foto | Angelika Blank: Informierten am Montag über das neue 365-Euro-Ticket (von links): Dagmar Schulz (Landrätin), Mareike Harlfinger-Düpow (Fachdienst Mobilität), Alexandra Reisener (LSE), Susanne Frahm (CleverMoWe).




2022-08-22 ; von Angelika Blank (text),
in 29439 Lüchow, Deutschland

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