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Am Frauentag: Vielfaches Leid präsent gemacht

Vergewaltigt, ermordet, weggeworfen wie Müll: Frauen. Welches Leid Krieg und Verbrechen über sie brachten und immer noch bringen, daran gemahnte am Internationalen Frauentag eine Aktion im Foyer der Nicolas-Born-Bibliothek in Dannenberg.


Jacken, Röcke, Kleider, einige mit Halstüchern oder anderen Accessoires geschmückt, auf Ständern drapiert, mit kleinen Schildern versehen, sind im Vorraum der Dannenberger Bibliothek verteilt. Eine Präsentation weiblicher Kleidungsstücke aus verschiedenen Epochen, mögen die Betrachter aus der Distanz vermuten. Doch beim genauen Hinsehen erweisen sich die „Ständer“ als Kreuze –Symbole des Leides, das Frauen widerfahren ist.

Und auf den Schildern sind Zitate zu lesen. Wenige Sätze nur, aus denen Unvergessbares spricht. So schreibt ein deutscher Panzergrenadier, was er im Winter 1942 sehen musste: „Russische Sanitäterinnen lagen mit entblößter Brust, die Kleider vom Leibe gerissen und mit entblößtem Unterleib erschossen am Wege“. Gleich neben dieser schrecklichen Schilderung erinnert ein weiteres Kleid nebst Kreuz und Tafel: „Schätzungsweise wurden 1,9 Millionen Frauen in den letzten Kriegstagen von Soldaten der Roten Armee vergewaltigt. Hunderttausende 1945 in Berlin“.

Unmenschliches Tun in Krieg und Frieden

Ortrud Glowatzki vom Lüchower Frauenhaus, das die Präsentation vielfachen Leidens zusammengestellt hatte, gab den etwa 30 Besucherinnen in der Bücherei zu bedenken: Es sei nicht allein sexuelles Wollen, welches in vergangenen und aktuellen Kriegen zu Vergewaltigungen führe, sondern auch das Motiv: „Um den Gegner zu treffen, vernichtest du die Frau des Gegners“.

Solches Geschehen ziehe sich durch die Geschichte. Ortrud Glowatzki und Ingrid Düver-Glawe, auch sie vom Frauenhaus, zeigten bedrückende Beispiele auf: die Bordelle, in denen „fremde“ Frauen zur NS-Zeit deutschen Soldaten zu Willen sein mussten und ähnliche Einrichtungen, die von Japanern zur Kriegszeit geschaffen worden waren oder, in jüngerer Zeit im ehemaligen Jugoslawien.

Auch Beispiele für den unmenschlichen Umgang mit Frauen in Friedenszeiten erwähnten die Referentinnen, berichteten etwa von Missbrauch und Morden an jungen Frauen, die in Mexiko im Grenzgebiet geschändet, verstümmelt und dann tot auf Müllhalden geworfen werden.

Noch immer Ungleichheit

Doch nicht allein durch derlei Grausamkeiten wird die Würde der Frauen verletzt, sondern, so wurde im weiteren Verlauf des Abends deutlich, auch durch so manche Ungleichheit, der Frauen trotz aller offiziellen Bekenntnisse zur Gleichberechtigung immer noch ausgesetzt sind, beispielsweise in puncto Löhne und Gehälter. Der Ruf nach Gleichheit hatte wesentlich zur „Gründung“ des Internationalen Frauentages vor 100 Jahren beigetragen. An die herausragende Initiatorin dieses Tages, die Sozialistin Clara Zetkin, erinnerten in einer Lesung Uta Berlet und Birgit Rühlke, die den Frauentag in Dannenberg organisiert hatte.

Die Präsentation, die das Frauenhaus nach Dannenberg gebracht hatte, ist wieder abgebaut worden. Sie soll demnächst an einem anderen Ort im Kreisgebiet zu sehen sein. Wann und wo steht noch nicht fest.

 

Foto: Bei der Präsentation in Dannenberg (von links): Organisatorin Birgit Rühlke und Ortrud Glowatzki vom Frauenhaus Lüchow.




2011-03-09 ; von Hagen Jung (autor),

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