Leider sind die Internetverbindungen in Kpalime sehr schlecht, so dass Anna noch keine Bilder schicken konnte...
Seit Montag bin ich jetzt endlich in meiner Gastfamilie, die sehr, sehr nett ist. Im Moment fühle ich mich zwar noch wie ein Gast und darf nichts selber machen, sondern werde bedient, aber fuer den Moment ist das sogar ganz nett, obwohl ich schon gerne ein bisschen in die Arbeit integriert würde.
Trotzdem es ist sehr schön und ich fühle mich wohl. Das Kakerlakenproblem ist jetzt keins mehr, weil die Dusche oben offen ist und Kakerlaken keine frische Luft mögen. Auf dem Plumpsklo wohnen nur Spinnen, die auch in meinem Zimmer wohnen, aber bisher verstehe ich mich recht gut mit ihnen ;)
Die Gastfamilie besteht aus Mutter, Vater und sechs Kindern im Alter von 7, 16,18, 18, 19 und 21 Jahren, die zwei 18. Jaehrigen sind Zwillinge.
Seit gestern weiss ich, dass der Vater noch eine zweite Frau hatte, die auch in dem Haus gewohnt hat, die aber vor einigen Monaten ausgezogen ist. Mit dieser Frau hat er noch eine weitere Tochter, die 9 ist.
Und da kam dann auch das erste Mal das Gefühl auf, dass ich mich an bestimmte Dinge wohl nicht anpassen und gewöhnen kann. Es ist mir einfach unvorstellbar, wie man mit einem Mann zusammen sein kann, der noch eine zweite Frau hat, die auch noch im selben Haus lebt. Ein weiteres Problem könnte noch werden, dass die Leute hier total auf Weiße abfahren und ich nirgendwo hingehen kann ohne begrüsst, angequatscht oder angeglotzt zu werden. Im Moment ist das noch ganz lustig, aber auf Dauer stelle ich mir das sehr anstrengend vor.
Zu dem Thema ist vielleicht auch noch zu sagen, dass ich bereits meinen ersten Heiratsantrag bekommen habe und mit meiner Ablehnung einen jungen Mann ins Unglück gestürzt habe… die weissen Frauen sind aber auch komisch, dass sie nach 5 Minuten Gespräch nicht schon heiraten wollen, oder? Und das, obwohl Gott doch gesagt hat, dass wir zusammen gehören...
Mein Zimmer ist sehr cool, denn ich habe ein Bett und einen Schreibtisch, was mich unglaublich glücklich gemacht hat! Man lernt hier auf jeden Fall sich über die kleinen Dinge des Lebens zu freuen.
Bisher habe ich auch jeden Tag irgendwen von den anderen Deutschen gesehen, um mich austauschen zu können.
Die Hierarchie in der Familie ist schon recht klar, der Vater hat das Sagen, aber darunter laeuft es nicht besonders hierarchisch ab. Trotzdem macht die Mutter auf mich im Moment noch einen seltsamen Eindruck, denn sie spricht nahezu nicht.. Trotzdem habe ich, glaube ich, eine recht offen Familie erwischt, denn laut den Kindern wird bei ihnen auch nicht geschlagen, was ansonsten noch sehr verbreitet ist.
Meine Arbeit hat noch nicht begonnen, es bleibt noch eine Woche bis die Ferien zu Ende sind. Bezueglich des Projekts veraendert sich aber hoffendlich noch etwas, ich moechte naemlich mit einem anderen der Deutschen tauschen und statt im Lycée in einer Schule fuer geistig behinderte Kinder arbeiten. Das Einzige was dazu noch fehlt ist die Erlaubnis des ijgd.
Gestern waren wir in Lomé in der deutschen Botschaft um uns dort an zu melden und haben uns alle total wohl gefuehlt. deutsche Toiletten, deutsches Fernsehen im Warteraum und sogar das Putzmittel muss deutsch gewesens ein ;)
Heute habe ich mir die Haare flechten lassen, was hier immer mit einer Kunsthaarverlängerung einhergeht und meine Haare sind jetzt knapp brustlang.
Auch sonst habe ich schon ein bisschen eingekauft und will mir in den naechsten Tagen eine Hose naehen lassen. Wenn ich alleine einkaufen gehe bekomme ich IMMER den Yowopreis, also den Weissenpreis, wenn ich mit einem meiner Gastgeschwister gehe kostet alles nur ein Viertel.
So langsam bekomme ich aber ein Gefühl fuer die Preise und habe auch nur noch wenig Scheu zu handeln.
Im Moment ist es sehr heiss, allerdings regnet es normalerweise einmal am Tag, so dass sich die Luft wieder abkühlt. Allerdings hat sich, seit ich ein Bett habe, das Problem, dass ich Nachts friere ins Gegenteil gewandelt: jetzt schwitze ich wie bloed. An das Essen habe ich mich inzwischen gewoehnt, wobei ich immer eine extra Behandlung bekomme, was aber im Moment noch sehr angenehm ist, weil es gestern zum Beispiel Zikaden zu Essen gab, fuer mich aber etwas anderes und ich sehr froh war, weil ich mich geistig noch nicht reif fühle Heuschrecken zu essen.
Meine Familie hat mir auch “Butter” gekauft fuers Fruehstueck, weil sie wussten, dass man die in Europa isst, allerdings ist Butter hier Margarine aus Malaysia: ich habe sie nicht darueber aufgeklaert, dass das nicht ganz unsere Butter entspricht.
Ueberhaupt haben die Menschen hier ein sehr festes Bild von dem wie Europa ist, zum Beispiel denken manche, dass in Europa alle Kinder per Kaiserschnitt zur Welt kommen, weil die Frauen dort eine Geburt nicht durchstehen würden, auch die Meinung alle hätten Hausangestellte ist sehr verbreitet und mein Gastbruder war der Meinung jedes Haus in Deutschland hat einen persönlichen Arzt.
Dunkel wird es hier uebrigens um halb sieben und zwei Stunden später gehen alle ins Bett, allerdings steht man auch zwischen halb sechs und sechs wieder auf. Im Moment kommt mir das noch sehr zu gute, weil Französischsprechen noch recht anstrengend fuer mich ist, auch wenn es mir schon 1000 mal leichter faellt als am Anfang. Naechste Woche beginnt fuer uns dann hoffendlich endlich die Einarbeitungszeit in unseren Projekten, darauf freue ich mich.
Toll ist auch, dass meine Gastfamilie elektrischen Strom hat so dass man nicht im Dunkeln sitzen muss und auch nach sieben Uhr noch lesen oder fernsehen oder sonst etwas machen kann. Das Fernsehen besteht hier zu geschaetzten 60 Prozent aus Werbung und der Rest sind schlecht synchronisierte Telenovelas aus Suedamerika. Der Vorteil aber ist: Man versteht alles, auch wenn man das Franzoesisch nicht versteht..
13. September 2008
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