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Wir nehmen die Aufforderung zum Tanz an - neue Anti-AKW-Proteste

Zahlreiche Protestaktionen haben die Anti-AKW-Bewegung für dieses Jahr vorbereitet. Neben einer Lichterkette, Aktionen gegen das bulgarische AKW-Projekt Belene wird als  Höhepunkt des Protestjahres ein Traktoren-Treck nach Berlin geplant.

Die Atomkraftgegner fordern, den lange versprochenen Atomausstieg endlich umzusetzen. „Seit zehn Jahren wird der Atomausstieg versprochen, aber nicht umgesetzt. Jetzt ist sogar von Laufzeitverlängerungen die Rede. Unsere Geduld ist aufgebraucht. Wir gehen wieder auf die Straße.“, so Jochen Stay, Sprecher der bundesweiten Anti-Atom-Organisation .ausgestrahlt. „Den Atomkraftwerksbetreibern geht es bei ihrer Forderung nach Laufzeitverlängerung für die alten Reaktoren nur um Zusatzgewinne auf Kosten der Allgemeinheit. Deshalb versuchen sie mit viel Geld für PR, die öffentliche Debatte zu dominieren. Aber wir haben die besseren Argumente und werden in die Offensive gehen. Wir nehmen die Aufforderung zum Tanz an!“

Am Donnerstag, den 26. Februar werden tausende Atomkraftgegner eine 52 Kilometer lange Lichterkette bilden, die von Braunschweig zum Skandal-Bergwerk Asse und weiter zum Schacht Konrad in Salzgitter, dem vorgesehenen Endlager für schwachaktiven Atommüll, reichen wird.

Vom 2. bis 8. März plant .ausgestrahlt zusammen mit der Umweltorganisation urgewald und mit zahlreichen örtlichen Anti-Atom-Initiativen eine dezentrale Aktionswoche gegen die Beteiligung des Energiekonzerns RWE am bulgarischen AKW-Projekt Belene. Das Kraftwerk soll mitten in einem Erdbebengebiet errichtet werden.

Für das Wochenende 25./26. April, an dem sich die Reaktorkatastrophe von Tschernobyl zum 23. Mal jährt, sind große Demonstrationen an den Atomkraftwerken Krümmel (Schleswig-Holstein) und Neckarwestheim (Baden-Württemberg) sowie in der Stadt Münster (Nordrhein-Westfalen) geplant. Im Juni soll es eine weitere Demonstration in Neckarwestheim geben.

Vorläufiger Höhepunkt des Protestjahres wird eine bundesweite Anti-Atom-Großdemonstration am 5. September in Berlin. Dort kommen die unbeugsamen Bäuerinnen und Bauern mit Atomkraftgegnern aus der ganzen Republik zusammen, um gemeinsam kurz vor der Bundestagswahl ein unübersehbares Zeichen gegen den Weiterbetrieb der Atomkraftwerke zu setzen.

Denn am 22. Februar jährt sich die Standortbenennung Gorlebens zum 32. Mal. Für die Bürgerinitiative Umweltschutz (BI) Lüchow-Dannenberg ist das nicht nur ein historisches Datum, sondern der Startschuss für ein ehrgeiziges Unterfangen: Ende August startet ein Treck der Bauern nach Berlin, der Widerstand will sich im Vorfeld der Bundestagswahlen positionieren: "Am Thema Atomausstieg und Gorleben darf sich keine Partei vorbeimogeln!"

"Als sich im November 2008 16.000 Menschen vor der Bühne in Gorleben drängelten, waren wir euphorisch, haben uns gefreut: Seht ihr - wir sind nicht klein zu kriegen!" - diesen Schwung wollen Bäuerliche Notgemeinschaft und BI nicht verpuffen lassen, schließlich war es die größte Anti-Atom-Demonstration im Wendland seit der Standortbenennung vor 32 Jahren. Zum Vergleich: Ungefähr 15.000 Menschen hatten sich am 12. März 1977 auf der Waldbrandfläche bei Gorleben versammelt. Tatsächlich gab der damalige Ministerpräsident Ernst Albrecht (CDU) dem unerwarteten Protest nach. Sein Kalkül, der "dümmst-besiedelte Landkreis" würde das Nukleare Entsorgungszentrum mit dem Kernstück Wiederaufarbeitungsanlage schon schlucken, erwies sich als Bumerang: Zwei Jahre später, Ende März 1979 treckten die Bauern von Gorleben nach Hannover. Sein Eingeständnis, eine Wiederaufarbeitungsanlage sei "technisch machbar, politisch aber nicht durchsetzbar", führte zum Verzicht auf den Bau der WAA.

Auch für die Initiative x-tausendmal-quer wird dieses Jahr ein Protestjahr: „Egal, wie die Wahl im September ausgeht: Die nächste Bundesregierung muss mit der wiedererwachten Anti-Atom-Bewegung rechnen. Das werden wir bei den Demonstrationen in diesem Jahr deutlich machen“, erklärt Jochen Stay, der Sprecher der Initiative.

Foto: Wendländische Filmkooperative/Auch Roswitha Ziegler (li.), Rebecca Harms (Mi.) und Gabi Haas (re.) zogen 1979 mit einem Traktor gen Hannover.




2009-02-20 ; von asb (autor),

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