Rund 50 Menschen trafen sich am Mittwoch Abend auf dem Lüchower Marktplatz, um gegen die massiven Demonstrationen "Patriotischer Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes (PEGIDA) zu protestieren. Gastredner des Abends: Propst Stephan Wichert von Holten.
"Sie brechen nicht durch Fenster und Türen ein, sie wenden keine Gewalt an, aber sie verschaffen sich Zutritt zu meinen Räumen durch Fernseher, Internet und Medien," so beschrieb Propst Stephan Wichert von Holten die aufdringliche Omnipräsenz der "Pegida"-Geisteshaltung auf allen Kanälen.
Geradezu bestohlen fühlt sich der Propst durch die Pegida-Anhänger: "Ihr stehlt uns Worte wie 'Patriot' oder Freiheitsformeln wie 'Wir sind das Volk'," so Wichert von Holten. Auch der Glauben würde gestohlen bzw. die Werte des christlichen Abendlandes genauso wie die Meinungsfreiheit. "Aber es sind nicht die Menschen, gegen die wir kämpfen," so der Propst weiter. "Es ist die Geisteshaltung gegen die wir uns wehren." Eine Geisteshaltung, die vermutlich sogar die eigenen Anhänger beraube - um Meinungs- und Redefreiheit sowie die staatsbürgerliche Souveränität. "Den Pegida-Anhängern muss man helfen - die Geisteshaltung allerdings bekämpfen," plädierte der evangelische Würdenträger.
Gegen den Hass wandte sich auch der Initiator der Lüchower-Anti-Pegida-Demo, Dieter Brohm. Er betonte, dass es darum gehe, "Deutschland bunt und offen" zu gestalten. "Deshalb stehen wir hier!" rief er den rund 50 Erschienenen zu. "Wir wollen Deutschland bunt und offen. Ausländer nehmen uns nicht die Arbeit weg, denn sie bringen den Fortschritt, die Zukunft für alle, Wachstum und Steuergelder." Ausländerfeindlichkeit, Rassenhass und Diskriminierung wolle man nicht, das habe man in der Nazizeit lange genug gehabt.
Zum Abschluss der Veranstaltung stand das Deutschlandlied auf dem Programm. Letzteres wird nicht jedem der teilnehmenden Demonstranten gefallen haben, denn die Parole einer kleinen Gruppe war "Kein Gott, kein Staat, kein Vaterland". Wie ihre Alternative eines Gemeinwesens aussehen soll, blieb allerdings im Dunkeln.
Deutliche Worte dafür, was sie von "PEGIDA"-Anhängern hält, fand übrigens die Gruppe "Antilopengang" aus Düsseldorf, die dieser Tage ihre Deutschlandtour startet.
Foto / Angelika Blank: Propst Stephan Wichert von Holten machte auf der Anti-Pegida-Demo in Lüchow deutlich, warum die "Geisteshaltung" der Pegida-Anhänger nicht akzeptiert werden kann.