In Anlehnung an Luthers Kirchenoffensive nagelten sie am Reformationstag ihre Forderungen medienwirksam an eine alte Stalltür vor dem Landtag. Ihre gemeinsame Forderung: Ein neuer Landtag muss sich mit den alten Atomproblemen Niedersachsens beschäftigen.
Der Sprecher der Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg (BI),
Wolfgang Ehmke, kritisierte bei der medienwirksamen Aktion am Landtagsgebäude in Hannover vehement, dass die Themen Klimaschutz,
Energiepolitik und Atom keine Rolle spielten - weder im Wahlkampf noch
jetzt bei allen Koalitionserwägungen: „Das muss sich sofort ändern. Denn
mit der Asse II, dem Schacht Konrad und Gorleben ist Niedersachsen das
Land, das am meisten unter den Hinterlassenschaften des Atomzeitalters
zu leiden hat, Gorleben als Endlagerstandort ist noch lange nicht vom
Tisch und deshalb braucht es auch in Berlin eine starke Stimme
Niedersachsens. Das Standortauswahlgesetz garantiert kein faires,
wissenschaftsbasiertes Verfahren einer Endlagersuche“, so Ehmke.
Doch auch die Realpolitik, die Atomaufsicht durch Hannover, stand im
Fokus des Thesenprotests. Der Rehbecker Schauspieler Dieter Reckers als
Thesenverkünder - natürlich wie viele der Demonstrantinnen und
Demonstranten im historischen Kostüm - trug alle Forderungen vor, die
dann an die Tür genagelt wurden, stets abgerundet von dem Ruf der zwei
Dutzend Atomkraftgegner der niedersächsischen Atomstandorte: „So soll es
sein, so soll es werden!“
So fordern die Initiativen aus Grohnde und Lingen die Stilllegung der
niedersächsischen Atomkraftwerke, allein in Grohnde habe es bereits 252
meldepflichtige Ereignisse gegeben, Jodtabletten seien keine Lösung. Die
AG Schacht Konrad besteht auf einem neuen Planfeststellungsverfahren
für den Schacht Konrad, in dem schwach- und mittelaktiver Müll versenkt
werden soll, und zwar nach dem Stand von Wissenschaft und Technik.
Die
Initiativen im Raum Wolfenbüttel befürchten, dass der Atommüll in der
Asse II nicht wirklich ausgeräumt werden soll und drücken aufs Tempo und
in Gorleben ginge es längst um Alterungsprobleme. „Eine periodische
Sicherheitsüberprüfung des Castor-Lagers und der Konditionierungsanlage
muss kommen, am Ende gehören diese Anlagen stillgelegt, weil sie nicht
wirkungsvoll nachgebessert werden können“, ist sich die BI sicher. Und
schließlich: die Endlagerforschung müsse weitergehen, dafür müsse ein
neuer Landtag auch Gelder bereitstellen.
Die Tür mit den Thesen haben die Akteure vorsorglich wieder
abtransportiert und gleichzeitig angekündigt, sie würden demnächst, wenn
klar sei, wer Umweltministerin oder – minister würde, mit jener Tür ins
Haus fallen.
Foto | Andreas Conradt publixviewing: Neue Thesen für ein altes Problem schlugen Atomkraftgegner am Dienstag an eine alte Tür vor dem Niedersächsischen Landtagsgebäude.