Scharfe Kritik üben 40 Mitglieder der Bundes-AG Energie der
Grünen an dem Beschluss der Atomfinanzkommission, den Energiekonzernen keine unbegrenzte Nachschusspflicht aufzuerlegen. Sie schickten einen "grünen Brief" an ihren Parteikollegen Jürgen Trittin.
Vor 10 Tagen hatte die von Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) und Jürgen Trittin (Grüne) geleitete Kommission beschlossen, dass die Energiekonzerne 38 Milliarden Rückstellungen für den Rückbau von Atomkraftwerken in einen öffentlichen Fonds überführen müssen - und zwar in Cash (wnet berichtete - click hier! ).
Doch rund 40 Grüne, hauptsächlich Mitglieder der Bundesarbeitsgemeinschaft Energie, sind mit ihrem Parteifreund Jürgen Trittin gar nicht zufrieden. Mit einem Protestbrief wandten sie sich nun an den CO-Vorsitzenden der
Finanzkommission Atom Jürgen Trittin.
Tenor des Briefs „Für
Grüne inakzeptable Vorschläge.“ Mit-Initiatorin und Mitverfasserin ist
auch die grüne Landtagsabgeordnete Miriam Staudte. Unterzeichnet haben
ihn auch Andreas Kelm und Michael Schemionek für den Kreisverband der
Wendland-Grünen sowie weitere Grüne wie Elke Mundhenk und Martina
Lammers. In ihrem Schreiben kritisieren die Unterzeichner die
Vorschläge als „fatales Signal an die Atomkonzerne in aller Welt, weiter
unbeirrt auf Atomkraft zu setzen.“
Es werde vermittelt, der Staat werde
schon für die Ewigkeitskosten einspringen. Miriam Staudte erläutert:
„Es ist zwar gut, endlich einen öffentlich-rechtlichen Fonds für die
Sicherung der Rückstellungen einzurichten, aber ein Fonds ohne
unbegrenzte Nachschusspflicht ist auch nichts anderes als eine Bad
Bank.“ Es sei absurd, dass Eon, RWE, Vattenfall und EnBW zwar für die
kalkulierbaren Kosten des Rückbaus und der Behälter weiter
verantwortlich sein sollen, allerdings nicht für die unkalkulierbaren
Kosten der Zwischen- und insbesondere der Endlagerung.
„In den
Vorschlägen scheint der Punkt der Verlängerung der Kernbrennstoffsteuer
auch ausgespart worden zu sein. Es wäre unverständlich, wenn diese
Steuer trotz Geldmangels Ende 2016 auslaufen würde. Wenn das jetzt nicht
verhandelt wird, kommt sie auch nicht mehr.“
Die grünen Unterzeichner
fordern auch Nachbesserungen beim im Bundesrat gestoppten
„Nachhaftungsgesetz“. Hier müsse verhindert werden, dass Vermögenswerte
ausgelagert werden und die haftbaren Konzernmütter bewusst in die
Insolvenz getrieben werden können. Staudte betont: "Bislang gilt das
Verursacherprinzip laut Atomgesetz uneingeschränkt. Jede neue Regelung
ist erst einmal eine Aufweichung."