Thema: herr paul

Auf Pump in die Pleite

Tach allerseits, ick bin’s bloß, der bürgerliche Herr Paul. Werte Fans und Feinde, die neue Regierung hat gerade ihren schönen Koalitionsvertrag präsentiert – herzlichen Glückwunsch an die Wähler! Was dis „Bürgerliche Lager“ da beschlossen hat, is höchstens mit Alkoholmißbrauch während der Verhandlung zu entschuldigen: Jesundheitspolitik nach dem Motto „Krankheit muß sich wieder lohnen!“

Fragen Sie ihren Arzt oder Apotheker!) Pflegeversicherung auf Kapitalmarktbasis (so sind in den USA Pensionskassen ruiniert worden), Finanzplanung, gegen die die Lehman Brothers geradezu solide erscheinen, und, als Bonbon, Jeschenke beim Kindergeld und bei Hartz IV – wobei Union und FDP dis, wat se jetzt mit großem Trara „verbessern“ selbst in die entsprechenden Regeln reinverhandelt hatten.

Dafür wird allet, wat wirklich wehtut, verschoben, damit Arbeiterführer Rüttgers nich noch die Wahl in NRW vergeigt. Bei den Personalien werden, wie immer, ein paar alte Rechnungen beglichen: Rainer Brüderle drückt sich seit 1975 in tausend Amts- und Parteistuben rum, dem schulden viele alte Freunden so viele Gefallen – der mußte einfach Wirtschaftsminister werden.

Der flotte Guido darf, als Belohnung dafür, dis er Mutti Merkel dis Amt jerettet hat, jetzt auf internationalem Parkett tanzen üben. Der allzu populäre Herr von  Gutenberg darf sich als Verteidigungsminister an Soldatengräbern selbst entzaubern. Der dynamische Erfolgstyp Franz-Josef Jung wechselt vom Verteidigungs- ins Arbeitsministerium, für dis er zweifellos jenauso qualifiziert is.

Und über allem thront Schäuble als Kassenwart mit Vetorecht – eine erstklassige Wahl, denn mit Schwarzgeld kennt der Mann sich aus. Und er is der einzige, der mit 67 nüscht mehr werden wollen muß und deshalb vielleicht auch mal „nein“ sagt. Der Clou bei dieser großen Abrechnung war der Tritt, der Günther Oettinger nach Europa befördert hat: Oettinger, Filbingerfreund, Merkels Lieblingsministerpräsident und begnadeter Festredner kommentierte seinen Karrieresprung freudig mit: „So ein Angebot kann man nicht ablehnen!“ Tja, so funktioniert eben die Mafia!. 

Meiner einer is ein echter Revoluzzer – ick hasse jede Veränderung, nich nur wenn mein spezieller Liebling Bill Gates wieder mal ein neues Betriebssystem für Computer raushaut. Nur kann der Herr immerhin für sich verbuchen, einer der reichsten Menschen des Planeten zu sein.Für ihn lohnt sich der Aufwand offenbar.

Dis kann man aber nich von unseren Landkreisen und ihren Fürsten behaupten, die gerade mal wieder über diversen Fusionsplänen brüten. Wer soll denn nun mit dem aufsässigen Aschenputtel Lüchow-Dannenberg ins ärmliche Bettchen hüpfen? Uelzen is nich weniger pleite, Lüneburg erst recht und Landesvater Wulff wird sich hüten, eine ernsthafte Mitgift zu versprechen, weil auch dis schöne Land Niedersachsen außer ungedeckten Schecks nüscht zu verschenken hat.

Wozu also fusionieren? Na wg. der „Synergieeffekte“, sagen die Kämmerer. Was dis jenau is, weiß aber niemand, außer, dis die immer viel kleiner ausfallen als versprochen. Ick hätte da einen Vorschlag: Arbeitet zusammen, wo’s sich lohnt, und allet andere laßt bleiben. Die Idee is so einfach wie vermutlich aussichtslos, weil in den Hinterzimmern der Macht jeht’s um allerlei, nur nie und nimmer um Vernunft!

Apropos Vernunft: Ick habe neulich eine Zusammenfassung der Lage jelesen: Der Staat is pleite, deshalb leiht er sich Geld bei den Banken, mit dem er wiederum die Banken vor der Pleite retten will. Von den Zinsen, machen die Banken dann wieder die Jeschäfte, die sie und den Staat gerade in die Pleite jeritten haben. Schöner hätte ick es auch nich schreiben können.


Ick meine ja bloß,
sacht der Herr Paul




2009-12-01 ; von Stefan Buchenau (autor),

herr paul  

Kommentare

    Sie müssen registriert und angemeldet sein um einen Kommentar schreiben zu können