Die Dömitzer Eisenbahnbrücke wird, wie geplant, am Sonnabend, dem 10. April, versteigert. Die Bahn hat der Bitte des Vereins „Literaturlandschaften“, den Auftrag zurückzunehmen, nicht entsprochen. Auktionator Mark Karhausen betont jedoch, er wolle das Seine dazu tun, das Bauwerk als Denkmal zu retten.
Angesichts der bevorstehenden Versteigerung hatte der Verein „Literaturlandschaften“ in einem offenen Brief an den Vorstandsvorsitzenden der Deutschen Bahn AG, Rüdiger Grube, zu bedenken gegeben, dass die Bahn in der Brücke „einen der markantesten Zeugen der deutschen Nachkriegsgeschichte“ anbieten wolle. Es stehe somit zu befürchten, so Vereinsvorsitzender Karl Koch, dass die 1873 erbaute und 1945 zerbombte Brücke „trotz ihrer Bedeutung als ein auch in Literatur, Malerei und Film vielfach verewigtes Symbol der deutschen Teilung ausgerechnet im 65. Jahr der Zerstörung und im 20. Jahr der Wiedervereinigung der Abtragung preisgegeben wird“.
Unzählige Menschen nennen die Dömitzer Bahnbrücke von ihrer Symbolkraft her in einem Atemzuge mit dem Brandenburger Tor, der Grenzstation Helmstedt-Marienborn und der Brücke von Remagen, heißt es in dem Brief des Vereins Literaturlandschaften, und: Auch ein Vielfaches des Mindestgebots von 19.800 Euro für die Brücke würde dem Wert des einmaligen Kulturdenkmals nicht gerecht. „Bitte sorgen Sie für die Rücknahme des Versteigerungsangebotes und gewähren Sie der Dömitzer Elbbrücke eine Gnadenfrist“, appellierte der Verein an den Bahn-Vorstand.
„Verkauf eröffnet die Chance zum Erhalt“
Doch die Versteigerung beginnt am 10. April pünktlich um 11 Uhr in Berlin im Borsigturm. Die Bahn hat das Signal für den Verkauf ihrer Brücke weiter auf grün gestellt. Auktionshaus-Chef Mark Karhausen gibt all jenen, die den Stopp der Versteigerung wünschen, zu bedenken: Geschieht nichts an der Brücke, drohe sie immer mehr zu verfallen. Der Verkauf eröffne dagegen die Chance, das Bauwerk zu erhalten und touristisch dort etwas zu machen, betonte Karhausen im Gespräch mit wnet.
Mehrere Interessenten für das Bauwerk
Es gebe mehrere Interessenten für die Brücke, und ihnen habe er das Objekt unter dem Aspekt „Denkmal und touristische Nutzung“ präsentiert, berichtet der Auktionator. Er habe vor Ort mit Menschen gesprochen, die einen Bezug zu der einstigen Elbquerung haben, und dabei sei zu spüren gewesen, welch hohe Bedeutung das Bauwerk für viele hat. Und der Landkreis als Denkmalschutzbehörde, so Karhausen, habe zu verstehen gegeben, dass eine touristische Nutzung durchaus denkbar erscheine, wenn denkmalpflegerische Belange dadurch nicht beeinträchtigt würden.
Gutes Nutzungskonzept erforderlich
Eine positive Zukunft der Brücke, sagt der Chef des Auktionshauses, könnte auf drei Säulen stehen: Erstens sei ein Investor mit einem guten Nutzungskonzept gefragt. Zweitens müsste die Region eingebunden werden, sprich: die denkmalpflegerische Seite, die kommunale Ebene und diejenigen Bürgerinnen und Bürger, „die die Brücke lieben“. Auch Vereine oder Initiativen zählten dazu. Als dritte Säule kämen EU-Gelder in Betracht – Fördermittel, die zusammen mit einem regionalen Eigenanteil für die Brücke verwendet werden könnten. Es könne „eine Lebensaufgabe werden, diese Brücke zu retten“, betont Mark Karhausen; und er wolle gern zu dieser Rettung beitragen.
Schrotthändler müsste mit Widerstand rechnen
Und wenn nun ein Schrotthändler bei der Versteigerung das höchste Gebot abgibt? Dann müsse die Brücke an diesen Erwerber verkauft werden, räumt Karhausen ein. Aber er ist optimistisch dahingehend, dass die Brücke nicht als Altmetall endet, denn: Ein Schrotthändler werde sich solch einen Kauf sehr überlegen, sei doch mit erheblichen Kosten für den Abbau und den Abtransport der Brückenbögen zu rechnen. Auch müsse ja die Brücke vor einer solchen Verwertung aus dem Denkmalschutz entlassen werden. „Und der Denkmalschutz kann sehr hart sein“, weiß Mark Karhausen. Nicht zuletzt werde die Bevölkerung wohl kaum sang- und klanglos einen Abriss der Brücke hinnehmen, im Klartext: Wer die Brücke verschrotten will, muss mit Widerstand seitens der Bürgerinnen und Bürger rechnen.
Fernsehbeitrag zur Eisenbahnbrücke
Wie Mark Karhausen berichtet, hat „Rundfunk Berlin-Brandenburg“ für das Fernsehprogramm einen Beitrag über die Eisenbahnbrücke gedreht. Er ist am Vorabend der Versteigerung, also am Freitag, dem 9. April, um 18.30 Uhr auf RBB zu sehen – im Rahmen der Sendung „Zibb“, Zuhause in Berlin und Brandenburg.
Foto: Hagen Jung
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