Zum 9. Mal organisiert Dirk Roggan bereits die "wendland-shorts". Leidenschaft für den Film und die Förderung junger Filmemacher treiben den Baumarkt-Chef an, sich Jahr für Jahr wieder mit den Schwierigkeiten der Festivalorganisation auseinander zu setzen.
Eigentlich ist Dirk Roggan ja Kaufmann. Eigentlich hat er als Geschäftsführer des Hagebau Schütte Baumarkts in Lüchow alle Hände voll zu tun. Trotzdem lässt es sich Dirk Roggan nicht nehmen, seit neun Jahren mit Herzblut ein Kurzfilmfestival auf dem Lande zu organisieren.
Die Frage, warum er sich diesen Aufwand seit neun Jahren antut, versteht Roggan zunächst gar nicht, so selbstverständlich ist für ihn das Engagement für den Film. "So ein Festival zu organisieren kostet zwar viel Energie, aber es bringt auch viel Inspiration," so Roggan. Die Zusammenarbeit mit jungen Filmemachern, während der Festivals immer wieder auch neue Talente zu entdecken, hilfreich sein bei der Karriere - das ist der Teil der "wendland-shorts", bei dem das Herz Dirk Roggans höher schlägt. Und die vielfach positiven Resonanzen der Teilnehmer geben ihm recht: "Gerade erst habe ich wieder eine Mail von einem jungen Filmemacher bekommen, der mir mitteilte, dass die wendland-shorts 'das schönste Festival ist', an dem er jemals teilgenommen hat."
Wettbewerb, Workcamp und Kontaktbörse
Was die wendland-shorts so einmalig macht, ist nicht nur der für ein Filmfestival außergewöhnliche Ort - mitten auf dem platten Land, fernab aller Film-Metropolen wie Hamburg, Berlin oder München. Schon lange gehört es zum Konzept der wendland-shorts, das dreitägige Festival gleichzeitig als Workcamp, Treffpunkt und Kontaktbörse zu erfahrenen Medienfachleuten zu nutzen. Anders als bei üblichen Branchen-Wettbewerben wird deshalb nur der Film angenommen, dessen Macher auch beim Festival anwesend sein wird. "So können sich die Filmemacher direkt über ihre Filme austauschen und sich vor Ort von den erfahrenen Branchenkennern aus der Jury beraten lassen," so Dirk Roggan.
Das Autorencamp innerhalb der "wendland-shorts" erfreut sich deshalb auch immer größerer Beliebtheit unter den Filmemachern. Nicht nur für einen der teilnehmenden FilmemacherInnen waren die wendland-shorts Ausgangspunkt für den Einstieg in das Filmgeschäft.
Aber auch für die Besucher ist die offene Atmosphäre der wendland-shorts faszinierend. Wo sonst gibt es die Gelegenheit, so hautnah mit den Machern der gerade gesehenen Filme bei Bier, Wein oder Wasser zu fachsimpeln oder schlichtweg nur gemeinsam zu feiern?
Zur Offenheit gehört es auch, dass es keinen vorgegebenen inhaltlichen Schwerpunkt gibt. "Es gibt zwar immer wieder Jahrgänge, in denen sich deutliche Themenkonzentrationen zeigen," so Roggan. Für den "Jahrgang 2015" ist allerdings nach seinem Überblick kein eindeutiger Schwerpunkt zu erkennen. "Auf jeden Fall ist viel Drama dabei, Komödie und ein bißchen Thriller," macht Roggan neugierig auf die diesjährigen wendland-shorts.
Neu ist dieses Jahr übrigens, dass Kurz-Spielfilme, die "shorts" und Kurz-Dokus in zwei getrennten Gruppen gezeigt werden, um eine bessere Vergleichbarkeit zu ermöglichen.
Zusammen gehts besser
Die Organisation des dreitägigen Festivals mit Wettbewerb, Autorencamp, Party und Nebenveranstaltungen organisiert Roggan natürlich längst nicht mehr allein. Junge Filminteressierte und -macher übernehmen immer mehr Vorbereitungsarbeiten und Roggans Tochter Pheline, die längst in der Filmbranche einen eigenen Namen als Schauspielerin hat, beteiligt sich ebenfalls tatkräftig in der Organisation.
Auch für das Autorencamp müssen jedes Jahr wieder neu "Klinken geputzt" werden, um eine Anschlussfinanzierung zu erhalten. Seit vier Jahren hat die Nordmedia, die niedersächsische Filmförderung, das Autorencamp zwar gefördert - aber es gibt keine Dauerfinanzierung. "Die regionalen Sponsoren kann man da nicht genug loben, die sich jedes Jahr wieder mit großzügigen Spenden beteiligen," weist Roggan auf das Engagement hin. "Aber trotzdem: die Finanzierung bleibt jedes Jahr interessant."
Immerhin gilt es weitaus mehr zu finanzieren als den "goldenen Storch", den Hauptpreis des Festivals, der mit 500 Euro dotiert ist. Trotzdem: angesichts des Vollblut-Engagement von Dirk Roggan werden die 10. wendland-shorts mit Sicherheit nur noch 365 + 9 Tage auf sich warten lassen.
Foto / Angelika Blank: Die Moderation der Preisverleihung lässt sich Dirk Roggan (re.) nicht nehmen - wie hier bei den wendland-shorts 2013