Dannenbergs Stadtdirektor Dieter Aschbrenner, noch mit Schnurrbart, steht neben dem stellvertretenden Oberkreisdirektor Hans-Christian Riegner und beobachtet, wie Landrat Klaus Wojahn einem Kommunalpolitiker aus Mecklenburg-Vorpommern die Hand schüttelt: eine „Wende“-Szene, die wieder lebendig wird in einer Fotoausstellung in Dannenberg.
Dömitz 1989 - Fotografische Notizen, so hat Jürgen Scharnweber die Präsentation der 56 Aufnahmen überschrieben, die bis zum 20. April im Verwaltungshaus der Samtgemeinde Elbtalaue zu sehen ist. Der Leiter des Museums in der Reuterstadt und der - mittlerweile verstorbene - Fotograf Dieter Schalow hatten im Herbst 1989 und im Frühjahr 1990 mit der Kamera zahlreiche Eindrücke vom der Grenzöffnung festgehalten. „Es sind Schnappschüsse, die keinen kulturellen Anspruch erfüllen wollen“, sagte Scharnweber bei der Eröffnung der Ausstellung am Freitagabend. Aber es seien Bilder von Momenten, die auch die Fotografierenden zutiefst beeindruckt und gerührt hätten.
Als das Tor zum Westen geöffnet wurde
So manches bekannte Gesicht ist zu sehen auf den Fotos: Vertreter des öffentlichen Lebens etwa, die am Elbufer erste persönliche Kontakte mit Offiziellen der DDR knüpfen. Der stellvertretende Dannenberger Stadtdirektor Erich Krüger beispielsweise, wie er den Dömitzer Bürgermeister Karsten Rudolf begrüßt oder, im Rahmen einer kleinen Delegation zu Gesprächen über den Fährverkehr, die schon nicht mehr unter den Lebenden weilenden Bürgermeister Hermann Predöhl, Dannenberg und Willi Hintzmannn aus Langendorf.
Eines der eindrucksvollsten Fotos ist wohl das Bild, auf dem ein Soldat im Grenzzaun jenes Tor öffnet, das den DDR-Bürgerinnen und -Bürgern den Weg zum Fähranleger in Richtung Westen frei gibt. Vor diesem Weg fiel der Blick der Dömitzer auf ein Schild auf Ost-Seite, dessen Text noch ein wenig den "DDR-Zeigefinger" ahnen ließ: "Hallo Reisende! Nur wenn wir uns nicht blamieren / kann man uns auch gratulieren." Auch jene Mahnung hat die Kamera dokumentiert.
Am Hafen: Sperranlagen statt Sandstrand
Fotos vom Dömitzer Hafen, so wie er damals aussah - Sperranlagen statt Sandstrand am Café -, Aufnahmen vom Abbau der Grenzbefestigungen, das Warten an der Fähre: Beispiele aus der Sammlung der sehenswerten Bilder. Darunter auch die Aufnahme von einem zweiflügeligen Sperr-Tor, das ohne erläuternden Hinweis rätseln ließe: Wo ist denn das?
Hinter dem Tor nur Ödnis, eine schmale gerade Strecke fährt irgendwo hin ins scheinbar Leere - vielleicht in ein gesperrtes Waldgebiet?! Nein. Dort, wo einst das Tor war, stehen heute Ampeln und regeln den Verkehr an der Kreuzung der B 191 kurz vor der Dömitzer Brücke. Zu den Überresten ihrer Vorgängerin führte einst der öde "verbotene" Weg.
"Wochen zuvor hätte man mich hier erschossen"
"Wir haben unmittelbar an der Grenze miterlebt, wie sich das System aufgelöst hat", blickte Jürgen Scharnweber zurück und erinnerte: Kaum hatte sich am 9. November 1989 die Nachricht verbreitet, dass "ab sofort" Reisefreiheit in Richtung Bundesrepublik herrscht, sei in Dömitz der Wunsch laut geworden: Hier muss ein Grenzübergang geschaffen werden! Der Wunsch wurde erfüllt, am 7. Dezember ging das Tor zur Fähre auf, "das war einer der bewegendsten Momente hier", sagte Jürgen Scharnweber mit Blick auf das Foto dazu und: "Wenn ich ein paar Wochen vorher hier durchgegangen wäre, hätte man mich erschossen".
Dannenbergs Bürgermeister Peter Selber, der Undine und Gerhard Stiwich für die Organisation der Ausstellung dankte, meinte angesichts der Bilder: "Wenn man da drauf guckt, merkt man - 20 Jahre sind wie im Flug vergangen." Dieses Empfinden wurde auch in Kommentaren vieler weiterer Eröffnungsgäste hörbar: "Weißt du noch, damals als....".
Wer die Erinnerung an "damals" auffrischen möchte, kann die Ausstellung in der Rosmarienstraße 3 montags, dienstags und donnerstags von 8 bis 16 Uhr sowie mittwochs und freitags von 8 bis 12 Uhr besuchen.
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