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AZH: die Finanzen werden knapp

Gerade erst feierte das Archäologische Zentrum Hitzacker mit dem Richtfest ihres wieder aufgebauten Langhauses die Saisoneröffnung 2010. Doch kurz darauf musste sich das Team des AZH von Landrat Schulz höchstpersönlich anhören, dass eine weitere Finanzierung durch den Landkreis nicht mehr möglich sei. Droht jetzt das Aus für das beliebte Erlebnis-Museum?


35 000 Euro hatte der Landkreis Lüchow-Dannenberg die letzten fünf Jahre zu den Betriebskosten für das AZH beigesteuert. Für die Stadt Hitzacker, die sich damals bereit erklärte, das beliebte Archäologische Zentrum unter seine Fittiche zu nehmen, war diese Unterstützung natürlich hilfreich.

Doch Ende des Jahres läuft dieser Fünf-Jahres-Vertrag aus. Die Stadt Hitzacker hatte zwar noch versucht, beim zuständigen Ausschuss des Landkreises eine Verlängerung der Förderung zu erreichen, doch die zuständigen Ausschüsse wiesen diesen Antrag zurück. In den Kreistag gelangte der Antrag gar nicht erst. „Ein üblicher Vorgang“, hieß es dazu aus der Kreisverwaltung. „Es ist in den Statuten klar geregelt, dass für solche Entscheidungen der Kreisausschuss alleine zuständig ist.“

Der Brand des Langhauses sowie die große Flut hatten dem AZH schwer zu schaffen gemacht, so dass der Plan, die Einnahmen bis zum Ende des Jahres so zu steigern, dass das Museum auf eigenen Füßen stehen kann, nicht erfüllt werden konnte. Deswegen der Antrag auf Verlängerung der Unterstützung durch den Landkreis.

Kein Geld mehr vom Landkreis

Bei der letzten Kreistagssitzung Mitte April bemühten sich Anhänger des AZH während der Bürgerfragestunde, ihre Sorge um den Fortbestand des Erlebnis-Zentrums öffentlich zu machen und fragten den Landrat, ob und in welcher Größenordnung der Landkreis sich eine Unterstützung vorstellen könne. Landrat Jürgen Schulz bedauerte in seiner Antwort zwar, dass das AZH durch die Ablehnung womöglich in Schwierigkeiten kommen könne, sah aber keine Möglichkeit, das Museum aus Landkreismitteln zu fördern. „Eine Verlängerung des Fünf-Jahres-Vertrages ist schon aus rechtlichen Gründen nicht möglich. Da laufen wir Gefahr, womöglich Gelder an das Land zurück zahlen zu müssen. Und aufgrund des strikten Sparkurses, den uns das Land auferlegt hat, sind wir nicht in der Lage, aus anderen Haushaltstiteln zu fördern.“

Nicht zuletzt musste der Landrat in dieser Kreistagssitzung mitteilen, dass das Land Niedersachsen mit dem vorgelegten Haushaltsplan für 2010 nicht einverstanden ist. Kurz vor der Bürgerfragestunde sahen sich die Abgeordneten deshalb genötigt, weitere 1,2 Mio. Euro im Haushalt einzusparen, da das Land ansonsten den Haushalt nicht genehmigen würde. So müssen zum Beispiel Projekte wie der Ausbau der Kreisstrasse 24 im Bereich Reddereitz oder der Verbindungsgang in der Drawehn-Schule in Clenze dem Sparzwang folgend, zunächst zurückgestellt werden. Auch müssen die meisten Schulen im Landkreis zum Teil auf geplante Anschaffungen und Investitionen verzichten.

So blieb dem Landrat in seiner Antwort auf die Bürgeranfrage nichts anderes übrig, als das Team des AZH auf andere Töpfe wie z. Beispiel die Sparkassen-Stiftung zu verweisen.

Enttäuschung beim AZH - aber die Planungen gehen weiter

Ulrike Braun, Leiterin des AZH und Marianne Baron, Wirtschaftsförderin der Stadt Hitzacker, zeigten sich über die Reaktion enttäuscht. „Wenn uns nächstes Jahr 35 000 Euro wegbrechen, so wird es für den Erhalt des AZH ganz schön schwierig,“ so Ulrike Braun. Nun hoffen sie und Marianne Baron, dass es ihnen gelingt, die Finanzierungslücke anderweitig zu schließen.

Doch von den aktuellen Problemen lassen sich die beiden Hitzackeranerinnen nicht verdrießen. Sie werben weiter für die Finanzierung eines Erweiterungskonzepts, welches das AZH zu einem echten Highlight in der Museumslandschaft der östlichen Lüneburger Heide machen soll.

„Im Moment geht es allerdings erst einmal um den Erhalt des AZH, bevor wir uns Schritt für Schritt unseren Erweiterungsplänen widmen können“, Ulrike Braun. Wenn die Finanzierung denn gelingt, so soll zum ein ein Besucherzentrum mit Bistro, Ausstellungen und – verbesserten – sanitären Einrichtungen erstellt werden, zum anderen sind mehrere slawische Wohn- und Werkhäuser geplant, die tiefere Einblicke in slawische Lebenswelten vermitteln sollen. Neue museumspädagogische Programmangebote, wie z.B. eine slawische Bootsrekonstruktion für den Hitzackeraner See gehören ebenso zu den Erweiterungsideen wie die Rekonstruktion der slawischen Befestigungsanlage auf dem Hitzackeraner Weinberg. Die Umsetzung all dieser Projekte erfordert nach den Berechnungen von AZH-Leiterin und Wirtschaftsförderin ca. 3,7 Mio. Euro.

Wenn auch die Finanzierung derzeit noch völlig ungeklärt ist, so hat die Stadt Hitzacker die Pläne des AZH immerhin innerhalb ihres „Integrierten Entwicklungs und Wachstumskonzept“ mit der Priorität I versehen. Damit signalisierte die Stadt dem AZH deutlichen Rückhalt sowohl in der Politik als auch in der Bevölkerung.

Foto: Angelika Blank / Beim Start der Wiederaufbau-Arbeiten des abgebrannten Langhauses hatte der noch amtierende Wissenschaftsminister Lutz Stratmann eigenhändig Hand angelegt.

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2010-04-26 ; von Angelika Blank (autor),

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