Thema: wald

Wie lässt sich die Ausbreitung des Fichtensterbens verhindern?

Das Problem des Fichtensterbens ist kein Wendland-spezifisches. Aber auch im größten Privatforst der Region, dem Gartower Forst, müssen rund 30 % der Fichten gefällt werden, weil sie massiv geschädigt sind. Akut werden Schädlinge bekämpft. Langfristig denken die Waldbesitzer über einen Umbau nach.

Wenn Revierförster Ulrich von Mirbach dieser Tage durch „seinen“ Wald geht, ziehen sich Sorgenfalten über seine Stirn. Jeden Tag aufs Neue entdecken er und seine Mitarbeiter der Gräflich Bernstorffschen Forstbetriebe Fichten, die vom Borkenkäfer befallen sind.

Mit 5800 ha verwaltet von Mirbach den größten Privatforst Deutschlands. „Die Größe bedeutet für uns eine besondere Verantwortung,“ ist sich von Mirbach bewusst. „Wenn bei uns Parasiten einfallen, sind auch die Nachbarn betroffen.“ Geschätzt 30 % der Fichten müssen die Forstarbeiter fällen, da der Borkenkäfer sie massiv geschädigt hat.

Der Gartower Forst ist längst nicht der einzige, in dem der Borkenkäfer für massive Schäden sorgt. Im Harz mussten bereits 200 000 Fichten gefällt werden – mit steigender Tendenz. Bereits im Mai hatten die Niedersächsischen Landesforsten deshalb Waldbesitzer dringend aufgefordert, sich an gemeinsamen Bekämpfungsstrategien zu beteiligen.

Der Tipp der Landesforsten, die Borkenkäfer mit Käferfallen einzufangen, kommt für viele Wälder allerdings zu spät. Durch Stürme und die extreme Trockenheit im vergangenen Jahr sind vor allem Fichten derart geschwächt, dass sie den Attacken der Borkenkäfer kaum etwas entgegensetzen können. Als Flachwurzler sind diese Nadelbäume besonders auf regelmäßige Wasserzufuhr angewiesen.

Die intensive Fällung hat eine absurde Folge: da sehr viel Holz auf dem Markt ist, ist das befallene Fichtenholz nicht gefragt. Also liegt in den Wäldern tonnenweise geschlagenes Holz herum. "Je länger es liegt, desto mehr Käfer krabbeln aus den Haufen und verbreiten sich erneut im Wald," weiß Revierförster von Mirbach. Private Waldbesitzer im Landkreis Lüchow-Dannenberg können sich bei Fragen an die Forstämter Südostheide (05371 9454930) oder Uelzen (0581 9463911) der Landwirtschaftskammer Niedersachsen wenden.

Wie schützt der Wald das Klima am besten?

Für den Bernstorffschen Betrieb sind die anhaltenden Parasitenprobleme längst Anlass, über eine nachhaltige Waldstrategie nachzudenken. Sie soll den vielfältigen Ansprüchen an den Wald gerecht werden: Natur- und Klimaschutz, Erholungsmöglichkeit und Sehnsuchtsraum sind nur einige der Anforderungen, die "Wald" erfüllen soll. Und dann muss er auch noch wirtschaftlich sein. Eine eierlegende Wollmichsau sozusagen.

Doch ein alleiniger Umbau auf stabilere Laubbäume, wie viele Naturschützer es sich wünschen, wird nicht funktionieren, ist von Mirbach überzeugt. „Einerseits ist die Klimabilanz von Laubbäumen deutlich schlechter als von den immergrünen Nadelbäumen, andererseits ist nur Nadelholz als Bauholz geeignet,“ so der Revierförster.

Diese Meinung wird allerdings nicht von allen Fachleuten geteilt - eine intensive Diskussion ist da schon länger im Gange. Der Bernstorffsche Forstbetrieb setzt derzeit auf eine möglichst breite Mischung aus Laub- und tief wurzelnden Nadelbaum-Sorten wie z. B. der Weißtanne.

Ob dieses Konzept tatsächlich die klimaschützende Wirkung hat wie gewünscht, wird sich erst in Jahrzehnten zeigen."Was wir heute ernten, haben unsere Großväter gepflanzt." In Gartow wird diese Erkenntnis auch in die Zukunft weitergedacht: "Was wir heute pflanzen, wird erst in einigen Jahrzehnten ihre Wirkung zeigen bzw. erntereif sein."

Der Artikel erschien zuerst im Wipperaukurier - Magazin für Land und Leute im Ostkreis Uelzen und Umgebung.

Foto | Angelika Blank: Die Stapel mit geschlagenen, vom Borkenkäfer befallenen Stämmen werden im Gartower Forst immer größer. Revierförster Ulrich von Mirbach sieht es mit Sorge.




2019-08-12 ; von Angelika Blank (text),
in Lüchow-Dannenberg, Deutschland

wald   wetter  

Kommentare

    Sie müssen registriert und angemeldet sein um einen Kommentar schreiben zu können