Nach dem extrem trockenen Sommer im vergangenen Jahr mehren sich die Befürchtungen, dass die Grundwasservorräte so sehr absinken, dass landwirtschaftliche Beregnungen zum Problem werden können. Gutachten sollen jetzt einen Überblick über die Lage im Grundwasserhaushalt geben.
Noch gibt es keine sicheren Daten, wie sich der extrem trockene Sommer des vergangenen Jahres auf die Grundwasserbestände ausgewirkt hat. Ernst-August Schulz, Fachdienstleiter der Unteren Wasserbehörde in Lüchow-Dannenberg ist aber optimistisch. Er vermutet, dass sich am Ende der Rechnung Verlust und Zunahme die Waage halten werden – vorausgesetzt, Regen bringt noch mehr Wasser in die Elbe.
Aktuell sieht Schulz keine dramatischen Rückgänge des Grundwasserspiegels, schlimmstenfalls seien es „einige Zentimeter“, so der Chef der Wasserbehörde. Dennoch: der vergangene Sommer sensibilisierte nicht nur Wasserfachleute und Landwirte erneut für die Notwendigkeit, auf den Wasserhaushalt besser zu achten.
Der Konflikt zwischen Beregnungsnotwendigkeit und sinkenden
Grundwasserständen ist schon länger im Fokus von Fachleuten.
Bereits 2009 forschte die Landwirtschaftskammer mit Unterstützung
der Europäischen Union zum Umgang mit dem wertvollen Rohstoff
Wasser. Ziel von „AQUARIUS“, so
hieß das Projekt, war es, Wege zu finden, wie der regionale
Wasserhaushalt geschützt und gleichzeitig eine Planungssicherheit
für beregnende Landwirte geschaffen werden kann.
Hat der Streit um Wasser bereits begonnen?
Dabei geht es nicht nur um eine Begrenzung oder Ausweitung von Beregnungsmengen, sondern auch um Methoden effektiver Wassernutzung. Regen-Auffang-Maßnahmen sind da zum Beispiel ein Stichwort. Nach dem Aquarius-Gutachten sollten die Bemühungen, Regenwasser zu sammeln, durch konkrete Anreize befördert werden.
Noch ist es - wenn man den Gutachten glauben darf - bisher nur
zu leichten Grundwasserabsenkungen gekommen, die aber regional sehr
unterschiedlich ausfallen. So sind die Absenkungen im Drawehn oder
bei Bad Bevensen deutlich höher als im restlichen
Untersuchungsgebiet. Grund für einen – wenn auch noch harmlosen –
Konflikt: Die Landkreise Uelzen und Lüneburg dürfen 10 Millionen
Liter Wasser aus dem Elbe-Seitenkanal ziehen. Aus Lüchow-Dannenberg
kommt nun der Vorwurf, dass dies nicht genutzt und stattdessen auf
Wasservorräte in einem Bereich zurückgegriffen wird, der zum
Einflussbereich des Drawehn gehört. Nervosität löste vor Jahren auch das Ansinnen Hamburgs aus, seinen immer weiter steigenden Wasserbedarf auch aus Grundwasservorkommen in Lüchow-Dannenberg decken zu wollen. Der Druck auf die Wasserverwalter wächst.
Wie sieht das Grundwasservorkommen tatsächlich aus?
Den Fachleuten fehlt es allerdings an einer ausreichenden Datenbasis zum gesamten Wasserhaushalt, um die Wirkung von Entnahmen und Maßnahmen besser beurteilen oder prognostizieren zu können. Hier setzt das Folgeprojekt der Dachverbände Feldberegnung Lüneburg und Uelzen an. In einem Modellgebiet von rund 3 850 Quadratkilometern wird an ca. 500 ausgewählten Brunnen untersucht, wie sich Grundwasserentnahmen auf Teiche, Seen, Fließgewässer oder Landökosysteme auswirken.
Das Untersuchungsgebiet ist bewusst so groß gewählt worden, um
die Wechselbeziehungen mit benachbarten Grundwasserkörpern
feststellen zu können. Denn sowohl die Jeetzel im Landkreis
Lüchow-Dannenberg oder die Ise im Landkreis Gifhorn sind Teil eines
großen Grundwassersystems.
Mit den Ergebnissen, die dieses Jahr noch vorliegen sollen, wollen
die Auftraggeber der Studie den Landwirten Planungssicherheit für
die Beregnung geben und gleichzeitig die Ökosysteme schützen.
UPDATE: NLWKN aktualisiert umfassenden Grundwasserbericht
Wie der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) am Donnerstag mitteilte, ist jetzt der aktualisierte Grundwasserbericht im Internet verfügbar. Darin geht das NLWKN nunmehr von "deutlich gesunkenen Grundwasserständen" aus.„Aufgrund der Trockenheit des vergangenen Jahres, die zu einem deutlichen Rückgang der Grundwasserstände geführt hat, haben wir die Reihe erstmals um ein Sonderheft zum Trockenjahr 2018 ergänzt", erklärt Dr. Christian Federolf von der Direktion des NLWKN in Norden.
„Wer sich für die Grundwassersituation in einer bestimmten Region interessiert, wird ebenso fündig wie jemand, der sich über die landesweite Belastung des Grundwassers durch einzelne Parameter oder über den Grundwasserstand informieren möchte", ergänzt Dr. Federolf.
Einen komprimierten Gesamtüberblick bietet dabei der aktualisierte Kurzbericht 2018, der auf zehn Seiten die landesweite Lage zum Grundwasserstand sowie die Gütesituation im Hinblick auf die Parameter Nitrat und Phosphat darstellt. „Ferner werden dort auch die tiefergehenden Bausteine des Grundwasserberichtes vorgestellt. Eine Aktualisierung erfolgt jährlich", so Autorin Annette Kayser von der NLWKN-Betriebsstelle Cloppenburg.
In der aktuellen „Sonderausgabe zur Grundwasserstandssituation im Trockenjahr 2018" stellt Dr. Gunter Wriedt, ebenfalls Betriebsstelle Cloppenburg, vor, wie die fehlenden Niederschläge landesweit zu einem deutlichen Rückgang der Grundwasserstände geführt haben. Dabei wurden in einem Großteil der Messstellen neue Tiefststände erreicht. Das Ausmaß der Grundwassertiefststände und die landesweite Ausprägung unterscheiden das Jahr 2018 deutlich von früheren Trockenperioden in den vergangenen 30 Jahren.
Ergänzend dazu liefert der jüngste NLWKN Themenbericht
„Antibiotika im Grundwasser viehstarker Regionen Niedersachsens" auf 59
Seiten detaillierte Erkenntnisse darüber, dass in viehstarken Gebieten
infolge des Ausbringens von Wirtschaftsdünger verstärkt Belastungen des
Grundwassers mit Antibiotikawirkstoffen auftreten können.
Abgerundet wird das Angebot durch die landesweite Sammlung von Parameterblättern, die über die Beschaffenheit von derzeit zwölf Güteparametern, u.a. Ammonium, Eisen, Nickel und Sulfat, in Niedersachsen informiert. Die Blätter dienen als Ergänzung der Grundwasserdaten auf dem Umweltinformationsserver des niedersächsischen Umweltministeriums und werden einmal im Jahr aktualisiert. Es ist vorgesehen, zukünftig weitere Güteparameter in die Sammlung aufzunehmen. Interessierte finden den Grundwasserbericht sowie Links zu seinen Teilkomponenten über die Homepage des NLWKN .
Foto | Angelika Blank: Manchmal dringt Grundwasser monatelang bis an die Oberfläche - wie hier im Bruchwald zwischen Gartow und Meetschow.