Die Bürgerinitiative Umweltschutz warnt: eine großflächige Eiszeit werde den größten Teil der nächsten 100 000 Jahre Nordeuropa im Griff halten - weswegen die Endlagersuche eine womögliche Eislast berücksichtigen müsse.
Werden bei der Endlagersuche künftig auch Regionen
ausgeblendet, die von künftigen Eiszeiten bedroht sind? Die Bürgerinitiative
Umweltschutz Lüchow-Dannenberg e.V. (BI) hatte immer wieder gefordert, dass Gebiete,
die von „glazialen Ereignissen“ betroffen sein werden, genauso wie Erdbebengebiete
oder Gebiete, in denen es schon einmal Vulkanismus gegeben hat, bei der Suche nach
einem Atommüllendlager ausgeschlossen werden. Das würde weite Teile der
norddeutschen Tiefebene und den Ostseeraum betreffen.
Dabei bezieht sich die BI auf einen Bericht der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung (WAZ), nach dem bei der Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE) derzeit 16 Konzepte durchgespielt werden. Es gehe um die Kombination verschiedener Eigenschaften, zitiert die BI Dr. Jörg Tietze, Bereichsleiter Standortauswahl bei der BGE. Wie ist die Situation über Tage, wie ist das Endlagerbergwerk beschaffen und wie der konkrete Einlagerungsbereich?
Titze habe außerdem erklärt, dass die BGE nicht nur ein
Wirtsgestein, sondern ganze Konzepte untersuche, so die BI. "Dazu gehört laut Titze auch, dass künftige Ereignisse und die Wahrscheinlichkeit ihres Auftretens in die
Betrachtung mit einfließen," so Wolfgang Ehmke, Sprecher der BI. "In Deutschland sei eine Eiszeit zum Beispiel nicht
unwahrscheinlich. Das muss man bei der Standortbestimmung
einplanen, weil sich die geologischen Gegebenheiten in der Zukunft verändern
können," betonte Ehmke.
Die BI geht davon aus, dass in den nächsten 100.000 Jahren weite Teile Norddeutschlands und der Ostseeraum überhaupt nur für wenige 10.000 Jahre eisfrei sein werden. Daher sei es wichtig, die Prozesse zu berücksichtigen, welche durch das Gewicht des Eises in der Erdkruste auslöst werden. Vor allem, wenn Salzstöcke im Hinblick auf die Lagerung von radioaktivem Abfall untersucht werden und Sicherheit für eine Million Jahre gewährleisten sollen.
Warnungen von Wissenschaftlern, dass durch diese
Eislast der Untergrund bis in zwei Kilometer Tiefe faktisch durchgewalkt wird,
was in der Folge wieder zu Wasserwegsamkeiten führen kann, werden
offensichtlich endlich zur Kenntnis genommen,“ konstatiert BI-Sprecher Wolfgang
Ehmke. Die BI verweist in diesem Zusammenhang darauf, dass im Salzstock
Gorleben-Rambow Permafrostrisse nachgewiesen seien.
Foto | Angelika Blank: Treibende Eisschollen auf der Elbe sind nur eine harmlose Wintererscheinung - während der letzten Eiszeit war nicht nur das Gebiet um den Höhbeck rund 3000 hoch mit Eis bedeckt.