Kürzlich besuchten VertreterInnen von neun Bürgeriniativen das Landesbergamt in Hannover. Bei ihrem rund zweistündigen Besuch forderten sie von dem Landesamt u.a. mehr Beteiligung von betroffenen Gemeinden, wenn es um die Genehmigung von Gasförderungen geht.
„Wir wünschen uns aktive Sicherung der Umwelt und unseres Trinkwassers –
auch für unsere Kinder und Enkel!“ Das forderten Vertreter von neun
Bürgerinitiativen bei ihrem Besuch beim LBEG (Landesamt für Bergbau,
Energie und Geologie) in Hannover - mit dabei auch Vertreter der Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg.
In ihrem rund zweistündigen Gespräch mit den LBEG-Vertretern Klaus
Söntgerath, Christian Möller und Andreas Beuge wollten die BI-Vertreter
Antworten auf Fragen, die teilweise schon seit Monaten anhängig sind.
Der Vertreter der BI Umweltschutz Lüchow Dannenberg, Francis Althoff
monierte, dass „entgegen der Aussage nach Recht und Gesetz vorzugehen,
am Beispiel Gorleben offensichtlich ist, dass bestimmte Industriezweige
bevorzugt behandelt würden“. So hatte die Salinas Salzgut GmbH keine
Genehmigung des LBEG zur Salzförderung in Gorleben erhalten und
daraufhin eine Klage gegen diese Entscheidung des LBEG 2004 vor dem
Lüneburger Oberverwaltungsgericht gewonnen. Das Recht auf Salzabbau
wurde daraufhin durch eine Veränderungssperre rund um den Gorlebener
Salzstock verhindert. Diese Sperre läuft noch bis Mitte nächsten
Jahres. Dem BI-Vertreter wurde eine schriftliche Stellungnahme darüber
zugesichert, welche Beweggründe dazu führten und ob beabsichtigt werde,
die Veränderungssperre zu verlängern.
Gefragt wurde beispielsweise nach Blue Mountain Exploration, der
Inhaberin des Erlaubnisfeldes Oldendorf. Dass diese Firma ein Phantom
sein muss, hatten umfangreiche Recherchen ergeben. „Diese Firma
existiert nur in der Person eines bevollmächtigten Rechtsanwalts in
Lingen, es gibt sie weder im Internet noch unter der angegebenen Adresse
in New York“, sagte Ingo Engelmann von der BI Kein Fracking in der
Heide. Die hatte bereits im letzten Sommer das LBEG um Aufklärung
gebeten. Eine klärende Antwort blieben die Behördenvertreter erneut
schuldig.
Die BI-Vertreter wandten sich auch dagegen, dass das Verpressen der
flüssigen Abfälle aus der Erdgasförderung in den Untergrund weiterhin
als „Stand der Technik“ praktiziert wird. In den letzten Jahrzehnten
sind mehrere Millionen Kubikmeter der hochgiftigen Brühe nicht
rückholbar im Untergrund verklappt worden. Wissenschaftler sprechen von
tickenden Zeitbomben, weil niemand garantieren kann, dass das Gift nicht
die Grundwasserleiter erreicht, aus denen Trinkwasser gewonnen wird.
„Wir fordern das LBEG nachdrücklich auf, sich engagierter und kreativer
dafür einzusetzen, dass nicht weiter giftiges Lagerstättenwasser aus der
Gasförderung in die Erde verpresst wird“, fasst Petra Kruse-Runge von
der Lüneburger BI „Wir gegen Fracking“ besorgt zusammen.
Weiterhin kritisierten die BI-Vertreter die mangelhafte Beteiligung
betroffener Gemeinden an den Genehmigungsverfahren. „Es geht um unsere
Umwelt und unser Trinkwasser. Da ist eine Gemeindebeteiligung nur recht
und billig“, stellte Bernd Ebeling von der BI Uelzen klar. Dazu zog sich
das LBEG auf „die rechtliche Lage“ und die „Fessel der gebundenen
Entscheidung“ zurück, die sie zu ihrem kritikwürdigen Handeln zwingen
würden. „Wenn ein LBEG-Mitarbeiter Widerstand zeige, werde er
„abgebügelt“, habe LBEG-Justitiar Möller den Besuchern erklärt, so die BI.
Des weiteren habe Söntherath nach den Angaben der BI erklärt, Bohrungen zur Förderung von Gas und Öl in
Wasserschutzgebieten der Zone 3 seien „grundsätzlich zu genehmigen, da
das Wasserrecht hierfür eine Ausnahme zulässt“. Auch Fracking Anträge
müssten genehmigt werden, wenn sie den Auflagen der hausinternen
Rundverfügung entsprechen. Das hinterließ bei den Initiativlern den
Eindruck, das LBEG arbeite nach dem Motto “Alles was nicht ausdrücklich
verboten ist, ist erlaubt“.
"Das LBEG gab sich zwar auskunftsbereit, verschanzte sich aber immer
wieder hinter seinen Rechtsauslegungen," so die BIs in einer gemeinsamen Presseerklärung. Eine Richtungsaussage sei
trotz Nachfrage ausgeblieben: Was will das Landesbergamt erreichen, welche
Entwicklung wird angestrebt?
Die Bürgerinitiativen wünschen sich hier eine
umwelt- und menschenfreundlichere Haltung. Immerhin sei diese
nach geltendem Bergrecht durchaus möglich. „Wir brauchen ein
Landesbergamt, das die rechtlichen Möglichkeiten voll ausschöpft und vor
allem die Interessen der Bevölkerung offensiv wahrt“, so die BIs.