In diesem Jahr wird die historische Hagelstein-Orgel zu Weihnachten nicht erklingen. Bei der Generalreinigung wurde Bleifraß in den Pfeifen festgestellt - weswegen die Restaurierungsarbeiten länger dauern.
Eigentlich sollten die im September 2015 begonnenen Reinigungs- u. Reparaturarbeiten an
der Gartower Hagelstein-Orgel bis Weihnachten abgeschlossen sein, doch daraus wird nichts, wie Kreiskantor Axel Fischer mitteilte.
Zahlreiche aus reinem Blei bestehende historische Pfeifen sind durch
chemische Zersetzungsprozesse des Metalls, sog. "Bleifraß", brüchig,
deformiert und z.T. aufgeplatzt. Diese Beschädigungen befinden sich an den
Pfeifenfüßen und nicht an klangentscheidenden Stellen der Pfeifen.
Die ausführende Orgelbauwerkstatt Hillebrand in Isernhagen bei
Hannover ist zur Zeit mit den umfangreichen Reparaturarbeiten der
beschädigten Pfeifen beschäftigt. Unter der Überschrift "Wir retten die Hagelstein-Orgel" hat die
Kirchengemeinde Gartow in ihrem jüngsten Gemeindebrief folgenden
Text veröffentlicht:
"Die Malerarbeiten in der St. Georg Kirche sind mittlerweile
abgeschlossen. Doch leider haben sich bei der Hagelstein-Orgel
Probleme ergeben, die man vorher nicht erkennen konnte.
Viele Pfeifen befinden sich derzeit in der Orgelbau-Werkstatt.
Bekannt war, dass sich innerhalb mancher Orgelpfeifen ein weißer
Belag entwickelte, der im Rahmen der Generalreinigung entfernt
werden sollte. Bei dem Ausbau der Pfeifen wurde festgestellt, dass
10 Prozent der Pfeifen nicht nur einen Belag haben, sondern sogar akut gefährdet sind."
Bei einem Besuch in der Orgelbauwerkstatt ließen sich Vertreter der Kirchengemeinde deshalb
informieren, wie das weitere Vorgehen zur Rettung der Orgel geplant werden kann. Der Orgelbauer Johann
Matthias Hagelstein hatte 1740 Blei verwendet, um die Pfeifen zu
bauen. In Verbindung mit Eichenholz und der in den letzten Jahren sprunghaft angestiegenen Luftfeuchtigkeit kommt es zu einem
chemischen Prozess, Bleiazetat entsteht. Die Pfeifen werden von
innen her zerstört, man spricht auch von „Bleifraß“.
Die befallenen Orgelpfeifen werden nun ausgebessert, und sämtliche
Pfeifen in aufwändiger Handarbeit mit einer hauchdünnen
Wachsschicht in dem Bereich überzogen, der in unmittelbarem
Kontakt zum Eichenholz steht. Auch werden Maßnahmen getroffen, um
die Luftfeuchtigkeit im Bereich der Orgel zu verringern. Die Gesamtkosten für die Sanierung belaufen sich auf nunmehr auf 56 000 Euro - 14000 Euro mehr als ursprünglich vorgesehen. Die Finanzierung sei aber über die Kirchengemeinde und Sonderzuschüsse der Landeskirche abgesichert, so Kreiskantor Axel Fischer.
Aufgrund des erheblichen Mehraufwands wird die Orgel in diesem Jahr nicht mehr erklingen können.
Zwar wird die zwischenzeitlich eingekleidete Hagelstein-Orgel noch
vor Weihnachten wieder ausgepackt, um die im September angefangenen
Arbeiten fortzusetzen. Aber ihr musikalischer Einsatz wird erst im
Laufe der ersten Monate des neuen Jahres möglich sein.
Aus diesem Grunde ist auch die am 30. Dezember ursprünglich für
Gartow vorgesehene "Musik zwischen den Jahren" in die Kirche Trebel
verlegt worden.
Foto / Kirchenkreis: Korrosion hat manche Pfeifen der historischen Hagelstein-Orgel regelrecht zerfressen.