... oder braucht die Provinz die Kreativen? Über 200 Kulturschaffende aller Gewerke leben und arbeiten in Lüchow-Dannenberg. Doch nur ein geringer Teil von ihnen kann sein Auskommen in der Region erwirtschaften. Wie sich Land und Kulturschaffende besser miteinander vernetzen können, untersucht ein europäisches Austauschprogramm, an dem auch Lüchow-Dannenberg teilnimmt.
Anders als in Großstädten, wo die volkswirtschaftliche Bedeutung der Kultur- und Kreativwirtschaft für die innovative Entwicklung der Stadt meist erkannt und dementsprechend in die wirtschaftlichen Strukturen eingebettet wird, fehlt im ländlichen Raum oft die notwendige Vernetzung zwischen Kultur und Wirtschaft.
Im Rahmen des EU geförderten Projektes CREA.RE werden in 12 europäischen Regionen aus 10 Ländern die Rahmenbedingungen und Erfolgsfaktoren für Kulturschaffende und Kreativunternehmen untersucht und Maßnahmen entwickelt. Der Landkreis Lüchow-Dannenberg ist beteiligt an dem Projekt.
Bis zum Wochenende findet ein Partneraustausch des CREA.RE-Projektes in Lüchow-Dannenberg statt. Neben einer Tagung der beteiligten Partner aus insgesamt 10 europäischen Ländern (Deutschland, Österreich, Italien, Slowenien, Polen, Spanien, Finnland, Rumänien, Belgien, Schweden) wird am Donnerstag, dem 18.11. in einer öffentlichen Podiumsdiskussion darüber diskutiert, ob kreative Menschen die Provinz brauchen und ob umgekehrt die Provinz die Kreativen braucht.
Nach der Eröffnung einer Plakatausstellung u.a. mit Werken von fünf regionalen Künstlern zum Thema Kultur- und Kreativwirtschaft um 18.30 Uhr, beginnt um 19.00 Uhr die Podiumsdiskussion im VERDO in Hitzacker. Als Podiumsteilnehmer sind angekündigt:
- Jörg Siewert - Niedersächsisches Ministerium für Kultur- und Wissenschaft
- Tania Breyer - Initiative Kultur- und Kreativwirtschaft des Bundesregierung
- Wolf-Rüdiger Marunde – Cartoonist
- Catharena van Zyl - Umweltwissenschaftlerin und Verein WendepunktZukunft e.V.
- Dirk Roggan - Kurzfilm-Festival Wendland Shorts, Bürgerstiftung Lüchow
- Frederik Grill – Designgrill
- Andreas Krüger – Modulor GmbH und Projekt "Grüne Werkstatt Wendland"
- Thomas Höft – Schriftsteller
Die Moderation hat der Wirtschaftsjournalist Ralf Grauel übernommen.
Hintergrund:
Mit dem CREA .RE-Programm der Europäischen Union soll der Kreativsektor mit seinen vielfältigen Facetten besser in die Entwicklung europäischer Regionen und Städte eingebunden werden. Architektur, Design, Film, DVD + Video sind ebenso im Fokus des Programms wie TV + Radio, Musik, Buch und Presse oder Darstellende und bildende Künste.
Die meisten der Europäischen Zentren haben Unterstützungsprogramme für ihre Kultur- und Kreativwirtschaften eingerichtet. Aber ländliche Regionen können ihr kreatives Potential oft nur ungenügend nutzen. Hier bietet die EU-Regionalpolitik finanzielle Werkzeuge für die kreative Entwicklung an. CREA.RE vernetzt Regionen, die Probleme mit der Integration des Kreativsektors in die EU-Regionalprogramme haben, mit sehr hoch entwickelten Partnerregionen, die zugesagt haben, ihre Erfahrungen zu teilen. Die Partnerschaft umfasst 12 lokale und regionale Gemeinden oder Regionen aus 10 verschiedenen EU-Ländern.
Mit dabei: Landkreis Lüchow-Dannenberg, Region Oberösterreich, Region Zentral Finnland, Narni/Italien, Region Umbria Italien, Poznan/Polen, Medias/Rumänien, Region Ostflandern/Belgien, Barcelona/Spanien, Cordoba/Spanien, Västra Götaland/Schweden, Maribor/Slowenien.
Die Arbeitspläne im Rahmen des CREA.RE-Programms sind von allen Partnern unter Beteiligung von Kulturwissenschaftlernn sowie praktischem Input von Repräsentanten des Kreativsektors erarbeitet worden. Darüber hinaus werden eine komplexe Reihe von internationalen Workshops zum Austausch der Erfahrungen durchgeführt. Eine davon findet jetzt im Landkreis Lüchow-Dannenberg statt.
Das Projekt beinhaltet die Vermittlung von Good-Practice-Projekten zwischen den Partnern. Überregionale Veranstaltungen zu verschiedenen Themenkomplexen der Kreativwirtschaft sichern eine öffentliche Diskussion und Verbreitung der CREA.RE Projektergebnisse ab. Ein weiterer Effekt des Projektes wird ein praktischer Ratgeber für die Regionen und Städte sein, der den beteiligten Partnern, gesammeltes Wissen über mögliche Lösungen an die Hand gibt, wie der Kreativsektor am besten in die lokale EU-Regionalentwicklung integriert werden kann.
Finanziert wird CREA.RE aus dem überregionalen Kooperationsprogramm Interreg IVC der Europäischen Union (Regionalentwicklungs-Fonds). Dieses hilft europäischen Regionen dabei, zusammen zu arbeiten, Erfahrungen und erfolgreiche Projekte im Bereich der Innovation auszutauschen. Eingesetzt wird dieses Programm auch für Projekte im Bereich Wissenswirtschaft, Umwelt oder Risikoprävention. Insgesamt stehen in diesem Programm 302 Mio. Euro zur Verfügung.
Foto: Performance "Kleiner Grenzverkehr" der Künstlerinnengruppe 10KX07 anläßlich des 20. Jahrestages der Wiedervereinigung am ehemaligen Grenzstreifen bei Lübbow