Am Montag wurde bekannt, dass die Kosten für die geplante Neu
Darchauer Elbbrücke um rund 13 Millionen Euro höher ausfallen könnten
als geplant. Die BI Fährbindung ist deswegen der Ansicht, dass weitere
Planungen nicht dem Willen der Bürger entsprechen würden.
Die unangenehmen Zahlen gehen aus der Kostenermittlung hervor, die der Landkreis Lüneburg bei einem Hamburger Ingenieurbüro in Auftrag gegeben hat´te. Nach aktuellem Stand würden sich demnach die Bau- und Planungskosten auf rund 58 Millionen Euro belaufen, davon müsste der Landkreis Lüneburg einen Eigenanteil von 22,25 Millionen Euro übernehmen. Bislang lag die Schätzung bei 45 Millionen Euro, das entsprach einem Eigenanteil von 9,25 Millionen Euro.
Vor allem die Baukosten sind laut Kostenermittlung in den letzten Jahren um rund zehn Prozent gestiegen. Da mit dem Baubeginn erst in einigen Jahren zu rechnen wäre, ist in diesem Bereich von weiter steigenden Kosten von jährlich zwei Prozent auszugehen. Daneben führt auch die Umstellung auf europaweit vereinheitlichte Regeln für Bemessungen im Bauwesen, die sogenannten Eurocodes, zu einem Kostenanstieg von drei Prozent. „In diesem Bereich sind wir bisher von einem stärkeren Kostenanstieg ausgegangen“, sagt der Erste Kreisrat Jürgen Krumböhmer. Zusätzliche Kosten ergeben sich zudem aus der Richtlinie für passive Sicherheit, teilte der Erste Kreisrat weiter mit. Und auch der Hochwasserschutz für Neu Darchau wird in der Kostenermittlung berücksichtigt: Der Deichbau macht linkselbisch eine längere Vorlandbrücke erforderlich, die rund drei Millionen Euro zusätzlich verursachen würde.
Getragen würden die Kosten für Planung und Bau der Brücke aus unterschiedlichen Töpfen. Nach aktueller Aussage kann das Land Niedersachsen 75 Prozent der ursprünglich geplanten Kosten von 45 Millionen Euro aus GVFG-Mitteln übernehmen, also 33,75 Millionen Euro. Daneben haben das Land Niedersachsen 1,3 Millionen Euro aus eigenen Mitteln und der Landkreis Lüchow-Dannenberg 700.000 Euro Förderung zugesagt. Für die restlichen Mittel müsste der Landkreis Lüneburg aufkommen.
Überprüfung durch die Landesbehörde für Straßenbau
Ende 2014 hatte der Landkreis Lüneburg das Ingenieurbüro mit der Kostenermittlung beauftragt. „Die Kostenermittlung durch das Ingenieurbüro beruht auf einer fundierten Nachberechnung, die dem Niveau einer Kostenschätzung nahe kommt“, sagt Krumböhmer, „eine weiter gehende Kostenschätzung hätte deutlich höhere Planungskosten verursacht. Das vorliegende Ergebnis ist durchaus fundiert und belastbar.“
Die Kostenermittlung soll nun von der Niedersächsischen Landesbehörde
für Straßenbau und Verkehr (NLStBV) überprüft werden. „Danach werde ich
mich mit den Fraktionsvorsitzenden im Lüneburger Kreistag zusammen
setzen und die weitere Vorgehensweise besprechen“, sagt Landrat Manfred
Nahrstedt.
BI "Ja zur Fähre - Nein zur Brücke": Willen der Bürger ernst nehmen
Die
Bürgerinitiative „Ja zur Fähre – Nein zur Brücke“ (BI) in Neu Darchau
ruft den Lüneburger Landrat Manfred Nahrstedt (SPD) dazu auf, das
Ergebnis der Bürgerbefragung zur geplanten Elbbrücke jetzt wirklich
ernst zu nehmen und den Willen der Lüneburger Bürgerinnen und Bürger
umzusetzen. Vor dem Hintergrund der aktuellen Kostenberechnung für
Planung und Bau der Brücke erinnert die BI daran, dass das Bürgervotum
vom Januar 2013 nur so lange Zustimmung zum Bau der Elbbrücke
signalisierte, wie der vom Landkreis Lüneburg zu zahlende Betrag die
Grenze von zehn Millionen Euro nicht übersteigt.
„Damit kehrt sich das Abstimmungsergebnis von vor zwei Jahren ins Gegenteil“, so BI-Sprecher Andreas Conradt. „Die scheinbare Mehrheit für den Bau kam damals nur mit den Stimmen derer zustande, die eine Deckelung des Eigenanteils auf zehn Millionen Euro forderten. Jetzt, wo diese Grenze überstiegen werden müsste, lautet das Signal, dass angesichts der Mehrkosten in zweistelliger Millionenhöhe die Mehrheit der Bürgerinnen und Bürger im Landkreis Lüneburg gegen die Brücke ist.“
Die BI erinnert daran, dass die Brückenbefürworter zu recht seit zwei Jahren darauf pochten, das Bürgervotum zu respektieren. Auch Landrat Nahrstedt habe seit dem Aufkommen der Idee für eine Bürgerbefragung betont, er werde das Ergebnis ernst nehmen. „Das erwarten auch die Bürgerinnen und Bürger in Neu Darchau von Ihnen“, ruft die Neu Darchauer Bürgerinitiative dem Landrat aus dem Nachbarkreis nun zu.
„Bei derart explodierenden Kosten“, so Conradt, „widerspräche der Bau der Brücke nicht nur dem Willen der Bürgerinnen und Bürger, sondern auch dem Gemeinwohl. Die Pläne jetzt sofort zu beerdigen, alle weiteren kostspieligen Planungen zu unterlassen und den Menschen im Amt Neuhaus durch günstigere Fährangebote zu helfen – nur das wäre für das Gemeinwohl förderlich.“Fotomontage / Andreas Conradt: die Karten für eine Elbbrücke bei Neu Darchau sehen zur Zeit nicht gut aus.