Thema: castor2010

Buh und Pfui für den Castor-Zug

Gellende Pfiffe, Pfui-  und Buhrufe tönten über die Castor-Umladestation bei Dannenberg, als sich deren Tor öffnete und die ersten drei von elf Castor-Behältern von einer Lokomotive in Richtung Kran gezogen wurden. Mit ganz erheblicher Verspätung war der Castor-Zug am Montag um 9.46 Uhr  in Dannenberg eingetroffen.

Offensichtlich befürchtete die Polizei massive Proteste im nahen Bereich der Umladestation. Wer etwa von Splietau aus oder aus Richtung Dömitz auf der Bundesstraße 191 nach Dannenberg fuhr, wurde auf dem Weg dorthin kontrolliert, teilweise gabs Sperrungen. Dennoch hatten sich gut 100 AtomkraftgegnerInnen unweit der Tores versammelt, das dem Zug den Weg zum Verladekran freigab.

Hubschrauber kündigte den Atommüll-Zug an

Ein verhältnismäßig tief fliegender Hubschrauber der Bundespolizei im Vorfeld der Umladestation wurde kurz nach 9 Uhr als Hinweis auf das Nahen des Castor-Zuges gedeutet. Wenig später informierte ein Beamter der Polizei-Pressestelle vor Ort die zum Teil schon lange in der Kälte wartenden Medienvertreter darüber, dass der Zug nun am Dannenberger Ostbahnhof stehe. Dort müssten noch Rangierarbeiten erledigt werden. Mittlerweile waren Bundespolizisten hinter der Absperrung des Medienbereichs nahe des Verladeareals aufgezogen, postierten sich am Gleis. Einige Journalisten nutzten die Zeit für Interviews, etwa mit Jochen Stay, Sprecher der Initiative „ausgestrahlt“ oder dem Umweltpolitischen Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Dr. Matthias Miersch.

 

Farbbeutel gegen hochgiftige Fracht

Gemächlich, von einer roten Diesellok gezogen, nahten schließlich die elf Bahn-Tieflader mit den Atommüll-Behältern, umgeben von den hellen Umhüllungen. Mehrere von diesen zeigten rote Kleckse, Spuren von Farbbeuteln, geworfen wohl von Menschen, die gegen das Herankarren der hochgiftigen Fracht protestierten. Ehe sich die Lok wieder in Bewegung setzte, um nacheinander jeweils drei Castoren in die Umladestation zu ziehen, rollten ein Wasserwerfer und ein - offiziell „Sonderwagen“ genannter – Panzer der Bundespolizei am Zug vorbei, verschwanden aus dem Blickfeld, bogen irgendwohin an der Kranstation-Zufahrt  ab.

Startet der Konvoi schon in der Nacht?

Wie lange das Umladen der Behälter auf die Lastwagen dauert?  Genau lasse sich das nicht terminieren – aber mit etwa 15 Stunden sei zu rechnen, erfuhr wnet vom Pressesprecher der Gesellschaft für Nuklearservice (GNS), Jürgen Auer. Wann die Lastwagen-Kolonne nach Polizei-Planung starten und welche Route sie gen Gorleben nehmen soll, gab die Polizei erwartungsgemäß nicht preis. Wenn der Verladevorgang und die Messungen abgeschlossen ist, so ein Sprecher der Polizei, werde deren Führung entscheiden, ob gleich oder später gestartet – und auf welcher Straße sich der Konvoi bewegen wird.

Bereitet Polizei eine Räumung in Gorleben vor?

Genau so offen ist  zur Stunde, was die Lastwagen unterwegs erwartet. Vieleicht noch die Blockierer auf der Verbindung zwischen Landesstraße und Zwischenlager? Gemeldet von Beobachtern wurde vor kurzem, die Polizei ziehe zurzeit im Raum Gorleben Kräfte zusammen. Steht eine Räumung der Straße bevor? Noch sitzen dort rund 2000 Castor-Gegnerinnen und -gegner.

 

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Fotos: Hagen Jung




2010-11-08 ; von Hagen Jung (autor),

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