„Rund 27 % unserer Gäste reisen mit der Bahn an“, so Barbara Kenner. „Dieser hohe Schnitt liegt wohl an der ökologischen Ausrichtung unseres Hauses. Um diesen Gästen einen besseren Service bieten zu können, waren wir schon lange auf der Suche nach einem "Carsharing“-Partner." Doch die meisten der Mietwagen-Firmen mochten sich auf flexible Pauschalen nicht einlassen. So scheiterten bisher alle Versuche, den Gästen für ihre Ausflüge einen PKW zur Verfügung zu stellen.
Anders die Deutsche Bahn: mit ihrem Pilotprojekt „Carsharing“ wollen sie möglichst vielen Kunden die Möglichkeit geben, direkt von der Bahn ins (gemietete) Auto zu steigen und umgekehrt. An knapp 130 sogenannten „Carsharing—Stationen“ in Deutschland und 19 in den Niederlanden stehen PKWs zur Nutzung bereit. Das Besondere dabei: die PKWs – aber auch Transporter – können ab 4,90 (tagsüber) auch stundenweise gemietet werden. Nachts kann man sogar schon ab 1,90/Stunde ein Mietauto nutzen. Für eine Grundgebühr (normalerweise 99,-- Euro), einmalig zu zahlen, erhält man Code und "elektronischen Schlüssel", mit dem man sich dann nach im Internet erfolgter Vorbuchung, an einer der erwähnten insgesamt 149 Abgabestellen "sein" Auto abholen kann. Einfach "elektronischen Schlüssel" (eine Scheckkarten-große Codekarte) an die Fensterscheibe halten - und losfahren.
Kenners schien dieses Angebot genau das Richtige zu sein. Nur: ob die Deutsche Bahn daran interessiert sein würde, so einen kleinen, abgelegenen Ort wie Dübbekold als Carsharingstation mit aufzunehmen? Doch siehe da, die Managementzentrale der DB-Carsharing zeigte sich nicht nur kooperativ, sondern sehr interessiert. Es gelang Kenners sogar, zwei Erdgasautos für ihre Bio-Pension zu organisieren – die einzigen in Deutschland! Wie Barbara Kenner sagt, ist die DB zwar sehr interessiert daran, noch mehr Erdgasautos anzuschaffen, aber bis auf weiteres bleiben die beiden PKWs in Dübbekold die einzigen.
Seit April 2008 findet sich zwischen Duisburg und Düsseldorf nun auch Dübbekold {{tpl:GMap |ort=dübbekold,göhrde }} in der Liste der Carsharingstationen der Deutschen Bahn.
Also können die Gäste von „Kenners Landlust“ jetzt mit reinem Klima-Gewissen auf Auto-Spritztour in die nähere und fernere Umgebung gehen. Denn dass die Erdgas-PKWs nur mit Biogas aus der Jamelner Tankstelle betankt werden, ist für Kenners Ehrensache. Möglich wurde es, weil Kenners sich auf einen monatlichen Grundumsatz eingelassen haben, den die Bahn von ihnen garantiert sehen wollte. Da sie die Fahrzeuge aber sowohl privat als auch geschäftlich nutzen können, haben sie sich schnell durch gerechnet, dass sie mit diesem Modell immer noch günstiger Auto fahren als wenn sie privat zwei PKWs dieser Größenordnung finanzieren – mit denen sie dann auch ihre Gäste durch die Gegend fahren müssen.
Ein Modell für die ganze Region?
Na und, werden jetzt einige sagen, ist ja schön, dass die Gäste der Kenners jetzt so komfortabel ihre Ausflüge planen können. Aber was haben wir davon? Nun ja, „Kenners Landlust“ ist eine echte DB-Carsharingstation. Dazu gehört auch, dass jedermann/frau, die sich einen PKW leihen möchte, als Ausgangsort Dübbekold angeben kann. Sofern dort ein Auto frei ist, kann es auch gebucht und somit genutzt werden. Eine kleine Einschränkung gibt es allerdings: Da die beiden „Bio-Mobile“ die einzigen Erdgasautos in Deutschland sind, die per Carsharing ausgeliehen werden können, müssen sie auch in Dübbekold wieder abgegeben werden.
Und: Kenners haben eine Vision. Sie arbeiten mit der DB-Carsharing daran, dass noch mehr Abgabestellen im Landkreis aufgemacht werden. „10 – 20 sollten es schon sein, dann würde es sich finanziell rechnen“, sind Kenners überzeugt. Die DB verlangt zwar von einem Dauermieter einen Mindestumsatz (für die kleineren Modelle rund 500 Euro/Monat), dafür werden aber auch alle Kosten wie Wartung, Versicherung etc. übernommen. Beim Kunden verbleiben nur die Kosten für Reinigung und Betankung. Die Nutzer dieser kleinen „Autogemeinschaften“ zahlen – wie jeder andere Carsharing-Kunde auch – die von der DB festgelegten Stunden- bzw. Tagespauschalen für ihre Nutzungszeiten. Kommen sie mit ihren eigenen Nutzungszeiten über den Mindestumsatz der DB, bleibt es bei diesen Sätzen. Reicht die eigene Nutzungszeit nicht aus, um den Mindestumsatz zu decken, müsste die Autogemeinschaft sich ein Modell überlegen, wie das Defizit auszugleichen ist. Durch eigene Umlagen oder verstärkte Werbung von weiteren Nutzern ....
„Es ist ein reines Rechenexempel, wie viele Haushalte sich ein Auto teilen müssen, damit es sich für den einzelnen rechnet“, so Barbara Kenner. Bei einem hohen Nutzungsgrad könnte es sich schon lohnen, wenn 3 – 4 Haushalte an einem solchen Modell teilnehmen würden. Aber Kenners wissen auch, dass diese Vision nur funktioniert, wenn es viele, strategisch gut in der Region verteilte, Abgabe- und Abholstationen gibt. Außerdem wären die PKWs dann im Idealfall an so vielen Stellen im Landkreis verfügbar, dass es sich auch für sporadische Nutzer lohnt, statt mit dem eigenen Auto mit dem „geteilten“ Auto seine Besorgungen zu machen – zumal der Erdgaspreis derzeit bei 0,72 – 0,92 Cent liegt.
So könnte eine Vision Wirklichkeit werden, von der vielleicht nicht nur die Kenners träumen: morgens mit dem gemieteten Auto zur Arbeit fahren (durchschnittlich 30 Minuten), PKW an der vereinbarten Abgabestelle abstellen, abmelden. Abends mit einem (anderen) gemieteten Auto wieder nach Hause fahren (wieder 30 Minuten) usw. usw. Tagsüber könnte der ansonsten sinnlos herumstehende PKW von anderen gemietet und genutzt werden.
Damit ihre Vision sich realisiert, sind aber noch einige Interessenten gefragt, die eine Carsharingstation in ihrer Nähe haben wollen. Barbara und Kenny Kenner freuen sich über jeden, der/die Interesse bekundet - und geben gerne Auskunft.
Foto: Angelika Blank
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