Thema: gentechnik

Böse Überraschung: Cholera-Gene auf ostdeutsche Äcker

Wie bereits vor Weihnachten bekannt wurde, will die Universität Rostock von 2009 bis 2012 mit genmanipulierten Kartoffeln in Ostdeutschland durchführen. Einem Teil der Saatkartoffeln werden dabei Gene des Cholera-Bakteriums eingebaut. Umweltverbände kritisieren das Projekt scharf.

Wie das Umweltinstitut in München mitteilte, sollen einem Teil der Pflanzen Gene des Cholera-Bakteriums eingebaut werden. Sie sollen einen Impfstoff bzw. ein Impfstoff-Hilfsmittel herstellen. Andere Gen-Kartoffeln sollen einen Impfstoff gegen die Kaninchenseuche RHD produzieren, eine weitere Linie den Stoff Cyanophycin. Dieser könnte laut Antrag der Universität Rostock, der dem Umweltinstitut München vorliegt, in der Bau- oder Waschmittelchemie eingesetzt werden. Der Versuch soll an den Standorten Üplingen (Sachsen-Anhalt) und Thulendorf (Mecklenburg-Vorpommern) durchgeführt werden. In Üplingen sollen die Pharma- Kartoffeln sogar in einem Gentechnik-Schaugarten wachsen und ohne besondere Sicherheitsvorkehrungen unter anderem Schulklassen gezeigt werden.

Das Umweltinstitut München lehnt den Anbau genmanipulierter Pharma-Pflanzen strikt ab und fordert von Landwirtschaftsministerin Aigner und dem ihr unterstellten BVL als Genehmigungsbehörde, das geplante Experiment der Universität Rostock zu unterbinden. Nach Ansicht von Andreas Bauer, Gentechnikexperte beim Umweltinstitut München, ist es ausgeschlossen, im Freiland die Kontrolle über gentechnisch veränderte Pflanzen zu behalten. Eine Kontamination der Lebensmittelkette durch Pharmazeutika produzierende Pflanzen sei daher nicht auszuschließen. „Pharma-Pflanzen haben nichts auf dem Acker zu suchen, zumal wenn der öffentlich zugänglich in einem Gentechnik-Schaugarten liegt. Die Sicherheit unserer Lebensmittel darf durch die riskante Ausweitung der Agro-Gentechnik nicht noch weiter gefährdet werden“, so Bauer.

Harald Nestler, Vorstand beim Umweltinstitut München, kritisiert zudem den Zeitpunkt des Auslegungsbeginns: „Es ist ein Skandal, dass die Auslegungs- und Einwendungsfrist einen Tag vor Weihnachten beginnt. Das legt den Verdacht nahe, dass hier klammheimlich und ohne großes Aufsehen ein hoch brisanter Versuch durchgewinkt werden soll. Ministerin Aigner muss die Serie der gentechnikfreundlichen Entscheidungen ihrer Behörde endlich stoppen und dem Schutz von Gesundheit und Umwelt Geltung verschaffen.“ Nestler ruft zu Protestschreiben an Landwirtschaftsministerin Aigner und zu Einwendungen gegen das geplante Experiment bei der zuständigen Genehmigungsbehörde auf. Eine E-Mail-Protestaktion sowie eine Mustereinwendung stellt das Institut unter der Adresse www.umweltinstitut.org/cholerakartoffel zur Verfügung.

Dass der Widerstand gegen riskante Experimente mit Pharma-Pflanzen in Deutschland erfolgreich sein kann, zeigt der massive Protest gegen Freilandversuche in den vergangenen Jahren. Nach Aussagen des Umweltinstituts München haben sich mehr als 100.000 Menschen an ihren Aktionen gegen genmanipulierte Pflanzen beteiligt. 75.000 Einwendung allein gegen genmanipulierte Pharma-Erbsen in Gatersleben (Sachsen-Anhalt) hatten dazu geführt, dass das freisetzende Unternehmen, die Novoplant GmbH, in der Folge keine Geldgeber mehr fand. Es musste zu Beginn des Jahres 2008 Insolvenz anmelden.

Foto: Angelika Blank/Kartoffelsortieren in einem bäuerlichen Betrieb in Norddeutschland

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2009-01-17 ; von asb (autor),

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