Touristisch geht im Moment gar nichts - was aber nicht heißt, dass der Landkreis untätig bleibt. Ende des Jahres wurde entschieden, dass das Unternehmen Compass weiterhin das Tourismarketing für die Region übernimmt - mit veränderten Zielen.
Viel Unmut gab es in den letzten Jahren über die Firma Compass. Sie hatte Anfang 2016 die touristische Vermarktung des Landkreises übernommen. Seitdem hagelte es immer wieder Kritik.
Vor drei Jahren wollte die Bürgerliste die Zusammenarbeit mit Compass beenden."Viele kleine Tourismusanbieter seien mit dem Außenmarketing unzufrieden,
die Homepage sei schlecht aufgebaut, nicht attraktiv genug und
offensichtlich auf älteren Computern auch stellenweise unleserlich", so damals die Kritik. (Quelle: Elbe-Jeetzel-Zeitung vom 9. Februar 2018).
Ein anderes Problem, von dem man hoffte, dass Compass es lösen würde, blieb bestehen: viele touristische Anbieter ruhten sich darauf aus, dass es ja eine Agentur gibt, die für das Marketing zuständig ist. Dass Marketing aber auch Angebote braucht - das war vielen Anbietern nicht bewusst. Trotz diverser Ansprachen seien nur sehr wenig Angebote - ob Touren, besondere Events oder, oder ... bei ihnen eingegangen, klagte Compass.
An den Übernachtungszahlen hat sich seit dem Compass-Einstieg wenig geändert. 2016 wurden in den Statistiken 19 % Übernachtungen im Landkreis gezählt, 2019 waren 19,2 %. Allerdings werden in diesen Statistiken des Landkreisen nur die Anbieter mit mehr als 10 Betten gezählt und Campingplätze mit mehr als 10 Stellplätzen. Wieviele Menschen in Privatunterkünften übernachtet haben, weiß niemand, weil hier viele Anbieter die Anzahl ihrer Zimmervermietungen nicht melden. Die Corona-Pandemie verschaffte dem Landkreis allerdings viele zusätzliche Gäste.
Trotz dieser ernüchternden Bilanz entschied sich der Landkreis vergangenes Jahr, Compass erneut den Vermarktungsauftrag für die Region zu erteilen. "Da wir nach den EU-Regeln nicht noch einmal verlängern durften, haben wir die Leistung ganz neu ausgeschrieben," so Nicole Servatius. Leiterin der Stabsstelle Regionale Entwicklungsprozesse. "Vier Büros haben sich daraufhin beworben. Der Landkreis hat sich dann doch wieder für die Firma Compass entschieden, da sie das realistischste Angebot gemacht hat."
Regionale Bewerber haben keine Angebote eingereicht, teilte Servatius mit. Auch diejenigen, die von Anfang Kritik an Compass geübt hatten und der Meinung waren, dass das Marketing genauso gut von regionalen Anbietern durchgeführt werden könne, beteiligten sich nicht an der Ausschreibung.
Digitales Marketing, Umweltbildung und Qualitätsverbesserung
Nach Servatius wurde der Auftrag für die neue Phase etwas verändert. Kern der "Marke" sollen weiterhin Natur und Kultur bleiben. Neben der Durchführung von strategischen Marketingmaßnahmen und Werbekampagnen soll nun auch ein umfangreiches Bilderarchiv entstehen. Parallel soll die
digitale Marketingstruktur weiterentwickelt und optimiert werden. „Wir sind zwar
im digitalen Bereich schon super aufgestellt, das kann aber noch optimiert werden," so Nicole Servatius. "Dafür ist aber u.a. notwendig, dass Daten
aktuell sind. Da können wir den touristischen Anbietern
nur Unterstützung anbieten." Wie oben schon gesagt, melden viele Anbieter nicht einmal ihre eigenen Veranstaltungen oder aktuelle, besondere Angebote. Viele tragen sie noch nicht einmal auf ihrer eigenen Website ein.
Das Budget wurde verringert. Statt mit 150 000 Euro pro Jahr soll Compass nun mit 120 000 Euro auskommen. 30 000 Euro aus dem ehemaligen Compass-Budget gehen nun an den Naturpark Elbhöhen-Wendland. Dank einer zusätzlichen externen Förderung von 488 000 Euro kann er bis 2024 daran arbeiten, die Qualität der touristischen Angebote weiter zu entwickeln. Die Förderung ist außerdem dazu gedacht, eine Organisationsstruktur aufzubauen, die langfristig qualitativ hochwertige Angebote für die Region entwickelt und managt.
Timo Sievers, im Landkreis zuständig für den Naturpark erläutert was das meint: "Umweltbildung, nachhaltige Bildung, Landschaftspflege - in all diesen Punkten wollen wir eine Qualitätsverbesserung erreichen," so Sievers. Auch Materialien z.B. für die Umweltbildung können mit diesen Geldern angeschafft werden.
Außerdem wurde eine Projektstelle geschaffen, die eine Organisationsstruktur zur dauerhaften Umsetzung dieser Ziele aufbauen soll.
Foto | Angelika Blank: Natur erleben und Umweltbildung wird bei den Tourismuszielen stärker in den Mittelpunkt gerückt. (hier eine Jugendlichengruppe beim sogenannten "Geocaching" mit Wissensaufgaben an der Elbe)