Dannenberg: Kein roter Teppich für Hähnchenbarone und Schweinefürsten

Wer Pläne hegt, in industrieller Manier rund um Dannenberg Ställe für tausende Masthähnchen oder -schweine zu bauen, sollte sich dieses Ansinnen gründlich überlegen, denn: Ihm droht Ungemach. Profit heischende Investoren, welche zwischen Elbe und Jeetzel Massentierhaltung installieren möchten, sind bei vielen Bürgerinnen und Bürgern nicht gern gesehen – und stoßen auch beim Rat der Stadt Dannenberg nicht auf Sympathie, wie ein aktueller Beschluss dieses Gremiums belegt.

Weder für Hähnchenbarone, noch für Schweinefürsten und andere Unternehmer aus dem Sektor der Massentierhaltung wird die Stadt Dannenberg den roten Teppich ausrollen. Im Gegenteil: Mehrheitlich beschloss der Stadtrat am Montagabend im Gasthaus Grönecke in Breese in der Marsch: „Die Stadt Dannenberg unterstützt die bäuerliche Landwirtschaft – und lehnt industrielle Tierhaltung in ihrem Bereich ab.“ Für diese Aussage gabs 14 Ja-Stimmen, sieben Ratsmitglieder – alle aus der zehnköpfigen CDU-Fraktion – verweigerten dem Papier, auf dem besagter Satz zu lesen ist, ihre Zustimmung.

Schon im September hatte sich der Dannenberger Rat mit dem Thema „Landwirtschaft und Massentierhaltung“ befasst. Im Verlauf von fünf Stunden kamen Fachreferenten und Bürger zu Wort, das Ganze sollte dem Kommunalparlament dabei helfen, eine Stellungnahme zu entwickeln. Eine solche lag nun am Montag auf den Tischen der Ratsmitglieder. Eingebracht hatten sie Bürgerliste, GLW und Bündnis 90/Die Grünen, und der Kernsatz lautete: „Die Stadt Dannenberg lehnt Massentierhaltung in ihrem Bereich ab“. Doch wer gehofft hatte, dieser schlichte Satz gehe nun ruck, zuck über die Ratsbühne, wurde rasch enttäuscht. Der Beschlussvorschlag wurde von einigen Ratsvertretern mit Stirnrunzeln betrachtet. So wandt Barbara Felber (CDU) ein, die Thematik könne „nicht mal eben in einem Satz“ abgehandelt werden. Es sei zu klären: Was ist Massentierhaltung, wo beginnt sie. In der Begründung, die den Vorschlag von Bürgerliste, GLW und Grünen stützt, werde pauschalisiert.

Lärm und Gestank auch für Tourismus schädlich

Gewarnt wird in jener Begründung vor nachhaltig negativen Folgen für Menschen und Umwelt durch Gesundheitsschäden, wie sie in Gebieten mit Massentierhaltung zu beobachten seien. Auf Grund der dort herrschenden hohen Umweltbelastungen werde nun versucht, in anderen ländlichen Räumen industrielle Tier-Produktionsstätten zu installieren, auch in Lüchow-Dannenberg. Den Bauern werde der Eindruck vermittelt, dass sie sich „mit enormen Krediten“ eine neue vorteilhafte Existenz aufbauen könnten. Dies wiederum gehe einher mit langfristiger Verschuldung – doch angesichts der heute schon drastisch gesunkenen Erzeugerpreise sei eine gute Rentabilität der entsprechenden Anlagen zu bezweifeln, warnen die Verfasser der Begründung, und: Neben den Umweltschäden werde es durch Massentierhaltung für die bäuerlichen Nachbarn schwierig, ihre Betriebe zu erweitern. Trotz aller Auflagen werde es Lärm, Gestank und unvermeidliche Umweltbelastungen geben, dies schade auch dem Tourismus erheblich.

Norbert Schwidder (SPD) wollte das Thema anfangs vertagen lassen. Es gebe keine „konkrete Drucksituation“ mehr, die sofortige Beschlüsse erfordere. Schwidder erinnerte damit an die Pläne eines Landwirts, bei Klein Heide eine Schweinezucht- und mastanlage mit 2800 Mastplätzen zu schaffen. Heftigen Protest aus der Bevölkerung hatte es in diesem Jahr dagegen gegeben, eine Bürgerinitiative war gegründet worden – der Bauer gab seine Pläne auf. Es solle „ein völlig neues Papier“ zur Sache entwickelt werden, forderte der SPD-Ratsherr.

Potentiellen Investoren droht hier Stress

Die Vertagung stand im Raum, doch ehe darüber zu entscheiden war, meldeten sich weitere Ratsmitglieder: Kurt Herzog (GLW) führte den Leuten im Saal vor Augen, in welch hohen Dimensionen sich die Massentierhaltung im Bereich Cloppenburg-Vechta ausgebreitet und welche Nachteile das für Mensch und Tier mit sich gebracht habe. So etwas wolle man in Lüchow-Dannenberg nicht, und darum gelte es, per Ratsbeschluss ein Zeichen zu setzen gegen die Ansiedlung derartiger Betriebe. Elke Mundhenk (Grüne) mahnte: Frühzeitig müsse ein deutliches Signal contra Massentierproduktion aufgezogen werden. Die Bevölkerung solle sich nicht durch das Versprechen auf neue Arbeitsplätze blenden lassen. Solche würden zwar durch Massenbetriebe entstehen, aber auf Niedriglohnniveau, und die Erfahrung aus anderen Regionen zeige, dass die Beschäftigten dort zum Teil zu menschenunwürdigen Bedingungen ihr Brot verdienen müssten. Rückhalt aus der Bevölkerung bei der ablehnenden Haltung gegenüber Massentierbetrieben erwartet auch Herbert Hanke (UWG): Durch die aktuellen Aktionen der Milchbauern sei etwas in Gang gekommen bei den Bürgerinnen und Bürgern in puncto Landwirtschaft

Potentielle Investoren der Massentierhaltung sollten beim Blick auf Lüchow-Dannenberg wissen, so bemerkte Bernard Fathmann (Bürgerliste), „dass sie hier Stress erwartet“. Proteste aus der Bevölkerung werde es geben, sobald ein entsprechendes Vorhaben bekannt wird, Bürgerinitiativen gegen das Projekt würden sich bilden, viele Seiten würden ihre ablehnende Haltung deutlich kundtun. Und dann gabs schließlich – nach mehreren Sitzungsunterbrechungen mit internen Beratungen - doch noch einen Ratsbeschluss: Jenen, der Nein sagt zur industriellen Tierhaltung.

Landwirtschaft und Ernährung – Thema für City-Offensive?

Zwar keinen Beschluss, aber Anregungen gab es von mehreren Ratsleuten zur Frage: Wie kann die Bevölkerung mehr interessiert werden für die Belange der bäuerlichen Landwirtschaft und für gesunde Ernährung ohne Produkte aus Massentierhaltung? Kurt Herzog regte an, dies könne doch ein Thema für eine künftige Dannenberger City-Offensive sein. Ein Vorschlag, mit dem der GLW-Mann auch von seiner Ratskollegin Barbara Felber Zustimmung erfuhr.

Foto: Maqi

 

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2009-11-03 ; von Hagen Jung (autor),

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