Am Donnerstag steht in der DDR-Kriegsfilm-Reihe im Verdo der dritte Film auf dem Programm: "Sterne" von Konrad Wolf.
Nachdem am 05.11. im VERDO Hitzacker der einzige Kriegsfilm der DEFA der 50er Jahre auf dem Programm stand: „Betrogen bis zum jüngsten Tag“ (1957), wird es am 12.11. ab 19.00 Uhr um Konrad Wolfs Spielfilm „Sterne“ gehen. Dieser Film wurde 1958/59 gedreht und ist somit von den vier Konrad-Wolf-Filmen, die 2005 in die Liste der 100 besten deutschen Spielfilme aufgenommen wurden, der älteste. Die anderen sind „Der geteilte Himmel“ (1963/64), „Ich war neunzehn“ (1967/68) – er wird am 10.12. der vorletzte Film der DEFA-Antikriegsfilme sein – und „Solo Sunny“ (1979/80).
„ Sterne“ ist Konrad Wolfs einziger Film, der sich mit dem Thema Konzentrationslager und Judenverfolgung auseinandersetzt. Aber, wie auch sein Drehbuchschreiber Angel Wagenstein, kannte er aufgrund seines Kampfes gegen das nationalsozialistische Deutschland deren historische Dimension sehr genau. Sie gestaltet er am Schicksal zweier Individuen, die in dieser Situation einander begegnen, was beider Leben grundlegend verändert: eine „unerhörte Begebenheit“ mit weitreichenden Folgen.
Ein Eisenbahntransport griechischer Juden nach Auschwitz wird für drei Tage in einer bulgarischen Kleinstadt unterbrochen. Hier begegnet der Wehrmachtsunteroffizier Walter der Jüdin Ruth, als diese ihn um ärztliche Hilfe für eine schwangere jüdische Mitgefangene bittet. Entgegen seiner ersten Reaktion besorgt Walter einen Arzt, der der Frau während der Geburt zur Seite steht. Trotz aller ursprünglich vorhandenen Vorurteile verlieben sich die beiden heftig ineinander. Als Walter nicht verhindern kann, dass Ruth mit dem Transport nach Auschwitz auf die Reise geht, verändert sich sein Verhältnis zur Wehrmacht und dem Staat, dem er bisher gedient hat, vollständig. Er schließt sich den Partisanen an und versorgt diese mit Waffen der Wehrmacht.
Deutsch-deutsche Konkurrenzgerangel
„ Sterne“,
zu der der bulgarische Schriftsteller Angel Wagenstein die Vorlage lieferte, wurde
1959 als „bulgarischer Beitrag“ bei den Filmfestspielen in Cannes
eingereicht und erhielt prompt den
„Sonderpreis der Jury“. Bereits im Vorfeld der Anmeldung gab es
Versuche von Seiten der Bundesrepublik mit dem Ziel, die Aufführung
des Films zu verhindern. In einer Stellungnahme des Filmbeirats im
Bundesministerium des Innern, abgegeben nach den Filmfestspielen,
heißt es, in Cannes sei „ein Film unter dem Titel „Stern“
(sic!) als angebliche Produktion Bulgariens vorgeführt worden.
Dieser in deutscher Sprache gehaltene Film befasst sich mit dem
Judenproblem im nationalsozialistischen Deutschland und ist das
Produkt der sowjetzonalen DEFA, die unter dem Vorwand der
Coproduktion mit Bulgarien es verstanden hat, diesen Film in Cannes
zur Auswahl zu bringen. Der Film soll sehr gut sein, jedoch dem
deutschen Ansehen in Cannes recht geschadet haben“. (Schreiben
Dienststelle Berlin an AA Bonn vom 06.06.1959).
Der Film bekam später trotzdem seine Zulassung für die Bundesrepublik, allerdings ohne den Schluss, in dem sich der Unteroffizier Walter aufgrund seiner Erfahrungen mit dem Schicksal von Ruth und der Juden entschließt, zu den Partisanen überzulaufen und diese mit Waffen zu versorgen. Das konnte man offenbar dem bundesdeutschen Publikum nicht zumuten…
Wo? VERDO Hitzacker
Wann? 12.11., 19:00 Uhr
Foto: englisches Filmplakat für "Sterne"