Unter welchen Umständen Corona-verdächtige Menschen manchmal abgeholt werden und was das für die eingesetzten Feuerwehrleute bedeutet - das erzählt der Bericht eines Feuerwehrmanns.
An einem schönen Frühsommer-Wochenende bei der Feuerwehr im Wendland – irgendwo werden die Kameraden zu einer „Tragehilfe für den Rettungsdienst“ alarmiert - ein vermeintlich alltäglicher Einsatz. Doch diesmal war es anders, denn es handelte sich um einen „Covid-19-Einsatz“ – dem ersten in Lüchow-Dannenberg.
Ein Feuerwehrmann erzählt:
Samstagnachmittag im Wendland - die Sonne scheint. Ich spielte bei schönstem Wetter im Garten mit meinen Kindern, als plötzlich der Funkmeldeempfänger schrillt. „Tragehilfe - Unterstützung für den Rettungsdienst“ - das kann vieles heißen: eine Person über die Drehleiter schonend nach unten transportieren, oder einfach nur den Rettungsdienst beim Tragen eines Patienten unterstützen – diese Einsätze kommen recht häufig vor.
Ich fahre wie bei jedem Einsatz zur Feuerwehr und ziehe mich um. Gemeinsam mit den Kameraden besetzen wir 3 Fahrzeuge und rücken zur Einsatzstelle aus – jeweils in reduzierter Stärke, um eine Corona-Infektion zu vermeiden. Doch diesmal war irgendwas anders.
Schon während der Anfahrt zum Einsatzort gab es über Funk die Information,
dass bei dem Patienten der Verdacht auf Covid-19 besteht. Im Fahrzeug war es daraufhin für einen kurzen Moment mucksmäuschenstill – über den Mund-Nasen-Bedeckungen konnte man in die nachdenklichen Augen der Kameraden blicken.
Am Einsatzort hielten wir uns erst mal weitestgehend zurück und warteten darauf, was unser Einsatzleiter für Infos von der Erkundung mitbrachte. Eine Person musste schließlich schonend aus dem ersten Obergeschoss über die Drehleiter transportiert werden. Mein Kamerad und ich – wir zählten zu den jüngsten im Einsatz – erklärten uns bereit, diese Arbeit zu übernehmen.
Am Rettungswagen gab es für uns die komplette Hygieneschutzkleidung. FFP2-Schutzmaske, Einweghandschuhe, Schutzbrille und ein Einmal-Overall. Also raus aus der Einsatzkleidung, rein in die neuen Klamotten. Mit einem schon flauen Gefühl bereiteten wir alles für den Abtransport über die Drehleiter vor – man merkte, dass dieser Einsatz eben nicht alltäglich war.
Der Transport des Patienten verlief wie gewohnt, aber dennoch hate man diese unsichtbare Gefahr im Hinterkopf. Als der Patient am Boden war, war der eigentliche
Einsatz für uns abgearbeitet – wenn da nicht der Verdacht auf Covid-19 gewesen wäre. Plötzlich galt es Dinge zu beachten, die sonst so „unwichtig“ erscheinen. Wir beide hatten Kontakt zu dem Patienten – also fuhren wir beide in einem der Fahrzeuge alleine zurück. Abstand zu den Kameraden war oberstes Gebot.
Nachdem wir Fahrzeug und Gerät desinfiziert sowie uns gründlich geduscht hatten,
war wieder alles wie vorher. Ich fuhr nach Hause, an einem Samstag im Wendland, die Sonne schien, die Kinder wollten mit mir im Garten spielen – wie vorhin, doch irgendwie auch anders …
(Den Text erhielten wir vom Kreisfeuerwehrverband. Der Name des Verfassers wurde uns nicht genannt)
Foto | Geerd-Theilen Wykhoff, Freiwillige Feuerwehr Lüchow: Die Feuerwehrleute tauschen am Rettungswagen Einsatzkleidung gegen Hygieneschutzkleidung