Thema: treck

Der Treck bisher - eine Zusammenfassung

Fröhlich und bunt ging es am Samstag los. Ein großes, positives Presseecho begleitete den Trecker-Treck auf seiner Fahrt durch den Norden. Beim ARD-Morgenmagazin gabs am Mittwoch sogar die Gelegenheit, Minister Gabriel zu treffen. Doch dann: Morsleben. Pfefferspray, Hundebisse und eine gezogene Pistole. Doch der Treck lässt sich nicht beirren, setzt seine Fahrt nach Berlin fort.

Nicht nur das Wetter meinte es Anfang der Woche noch gut mit den Anti-Atom-Treckern. War es Zufall, dass der Treck ausgerechnet an dem Tag an der Asse Station machte, als Umweltminister Gabriel dort einen Besuch absolvierte, um das weitere Vorgehen für das marode Bergwerk vorzustellen? Wie auch immer, so konnte Kerstin Rudik für die BI dem Minister schon am frühen Morgen im „ARD-Morgenmagazin“vor laufender Kamera die Frage stellen, wie es denn jetzt mit Gorleben weitergehe. Hoffnung schürend Gabriels Antwort: „Allein die rechtliche Unsicherheit der Pachtverträge schließt nach meiner Meinung eine weitere Erkundung Gorlebens aus.“ Das war Donnerstag früh. Die Besuche des Trecks am Schacht Konrad und am Bergwerk Asse waren friedlich verlaufen, die Stimmung gut. Doch dann der Besuch in Morsleben.

Wie Augenzeugen berichteten, wartete dort schon eine Magedeburger Einheit in Kampfmontur auf die Trecker-Reisenden, bereit jeglichen Versuch, das Betriebsgelände des Endlagers zu betreten, zu verhindern. Was sie dann auch kräftig taten: Mit Pfefferspray und Hundeeinsatz wurde der Versuch, das Betriebsgelände zu betreten, „zerschlagen“. „Leider wörtlich und nicht im übertragenen Sinne zu verstehen“, so BI-Sprecher Wolfgang Ehmke. Ein Polizist zückte sogar die Dienstwaffe, soll sie nach Augenzeugenberichten einem Landwirt an die Schläfe gehalten haben. Foto und Augenzeugenbericht gibt es auf den Seiten der Bürgerinitiative.

Die Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg (BI) verurteilt den harten und völlig überzogenen Polizeieinsatz am Endlager Morsleben. " Es gab unzählige Augenverletzungen und blutig geschlagene Aktivisten", beklagt Kerstin Rudek, die BI-Vorsitzende, als Augenzeugin. Ein Polizeihund soll sich in das Bein einer Clowns-Armistin verbissen haben. "Der Polizeieinsatz kann nicht davon ablenken, dass in Morsleben nach der Wende in den 90er Jahren unter einer Umweltministerin Angela Merkel weiter Atommüll eingelagert wurde, obwohl es große Sicherheitsbedenken bezüglich der Standfestigkeit gab“, so die BI. Nach Medienberichten hat der zuständige Polizei-Pressesprecher das Zücken der Dienstwaffe inzwischen bestätigt und will "den Vorfall untersuchen".

Zu DDR-Zeiten wurden in Morsleben 14.430 Kubikmeter Abfälle eingelagert. Die Abfälle wurden versprüht, verstürzt und teilweise gestapelt. Zwischen 1994 und 1998 kamen 22.320 Kubikmeter Atommüll hinzu - in erster Linie „Westmüll“. „Angela Merkel, die sich heute als Kanzlerin für die Verlängerung von Laufzeiten der Atomkraftwerke und die Aufhebung des Gorleben-Moratoriums stark macht, stellte der Atommüllkippe noch 1997 als Bundesumweltministerin einen Blankoscheck aus“, so die BI weiter. „'Die Standsicherheit des Endlagers und der betroffenen Versturzkammern, aber auch der Hohlräume darüber und darunter, ist für die nächsten Jahrzehnte gegeben' sagte sie damals. Das atomrechtliche Genehmigungsverfahren zur Schließung der Anlage hinkt den Sicherungsmaßnahmen hinterher. Die Kosten für die Schließung - nach Schätzungen des Bundesamtes für Strahlenschutz (BfS) etwa 2,57 Mrd. Euro - tragen die Steuerzahler. Das ist der Skandal, nicht der bunte und freche Anti-Atom-Protest", sagte BI-Sprecher Wolfgang Ehmke. "Das Rütteln an den Toren der havarierten Atommülldeponie hat zu Ausschreitungen der Polizei geführt, und das wird ein Nachspiel haben", kündigt die BI Umweltschutz Lüchow-Dannenberg an. BI-Vorstand Gerhard Harder wird wegen der tätlichen Übergriffe Strafanzeige gegen Polizisten stellen.

Frech: nicht nur, dass für BILD-online die Demo in Morsleben unter "Randale" läuft. Die Redaktion rückte über einen Link im Artikel den Anti-Atom-Treck in die Nähe des RAF-Terrors.

Am heutigen Freitag startet der Treck von seinem Quartier in Genthin (Sachsen-Anhalt) und fährt über die B1 nach Brandenburg und weiter nach Potsdam. Weiter geht es dann auf der B2 nach Berlin. Der "schnelle" Treck mit über 200 Treckern ist bereits heute Nacht im Wendland gestartet und auf dem direkten Weg nach Berlin.

Der genaue Fahrplan des Trecks mit Treffpunkten und Abfahrt der Sonderzüge zur Demo am Samstag findet sich auf anti-atom-treck.de

Foto: publiXviewing/Andreas Conradt

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2009-09-04 ; von Angelika Blank (autor),

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