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Der Wolf kehrt zurück


Kein anderes Tier – nicht Adler, nicht Bär oder Luchs – weckt im europäischen Kulturkreis stärkere Assoziationen und Gefühle als der Wolf. In unseren Märchen, die die Tiefen unserer Seele bebildern und – auch umgekehrt – abbilden, ist er der unangefochtene Bösewicht, der kleine Mädchen und Großmütter frißt und den es um jeden Preis zu erlegen gilt. Ein Hintergrund der Verteufelung ist sicher der, daß der Wolf unser größter Konkurrent um fleischliche Nahrung war. Aber gewiß ist auch Neid im Spiel, Neid auf die Wildheit, auf das intakte Familienleben des Wolfs, auf all das, was der Wolf ausstrahlt und so dem Menschen die eigene Verhausschweinung so erbarmungslos vor Augen führt.

Der engste Begleiter des Menschen und Inbegriff von Loyalität, der Hund, stammt von ihm ab. Doch kein Mitglied egal welcher der tausend Rassen, in die der Mensch den Wolf zerlegt hat, kann es mit dem Original aufnehmen – nicht an Kraft, nicht an Würde, nicht an Vielseitigkeit. Der Wolf führt dem Menschen so deutlich seine Begrenztheit vor, daß dieser, weil er Demut nicht mag, lieber den ausrottet, der ihn durch seine Existenz daran erinnert. Und – zumindest in Mitteleuropa – war er ausgerottet, der Wolf.

Seit 1998 leben nun aber wieder nachweislich Wölfe und ihre Nachkommen in Nordostsachsen und inzwischen auch in Brandenburg. In der sächsischen und brandenburgischen Lausitz haben sich mittlerweile vier Rudel angesiedelt, die alljährlich ihre Welpen dort großziehen. Da war es nur eine Frage der Zeit, wann Isegrim die Elbe überwindet und auch zu uns kommt – schließlich leben die Tiere nur 400 Kilometer vom östlichen Niedersachsen entfernt, und junge Wölfe legen bis zu 1 000 Kilometer zurück, wenn die Zeit der Wanderschaft und die eventuelle Gründung eines neuen Rudels gekommen ist.

Mitte 2006

 gab es dann den ersten Nachweis eines Wolfs auf dem Gelände der „Rheinmetall“ bei Unterlüß im Landkreis Celle, der dort von einem hiesigen Jäger fotografiert wurde. Vermutungen und Meldungen über einen Wolf oder mehrere Wölfe kamen auch aus der Region Lübtheen bei Dömitz (Mecklenburg-Vorpommern), diese konnten jedoch (noch) nicht nachgewiesen werden. Inzwischen kann davon ausgegangen werden, daß es bei Unterlüß mindestens zwei Wölfe gibt, und auch das Vorkommen von mehreren Wölfen bei Lübtheen wird immer wahrscheinlicher. Im Dezember letzten Jahres dann wurde ein Wolf bei Gedelitz, kaum gesehen, schon erschossen – es war der erste uns bekannte Wolf hier in der Region.

Zu diesem Zeitpunkt waren Doro Ostwald und Marion Rabe von „Pfoten & Co.“ bereits seit mehreren Wochen mit der Planung ihrer „2. Wendländischen Wolfstage“ befaßt – die „1. Wendländischen Wolfstage“ fanden im April 2006 in Satemin statt –, die durch den Abschuß des Wolfs im Wendland noch einmal eine größere Tragweite erhielt.
Die „2. Wendländischen Wolfstage“, die am 5. und 6. April in Mützingen stattfinden werden, sollen im Kern eine Solidaritätsveranstaltung zum Schutz der Wölfe werden. Besonders vielversprechend sind die neu entstandenen Verbindungen zum Kreisjägerverband und zum Kreisjägermeister, die ihr Interesse am Thema „Wolfsschutz“ bekundet und ihre Präsenz auf den Wolfstagen angekündigt haben. Ebenso spannend ist die Idee – vom 1. Vorsitzenden des Hegerings Gartow angeschoben –, ein ins Informationszentrum des Biosphären-reservats integriertes Wolfsinformationszentrum zu schaffen.

Auch sonst sind allemal zwei spannende Tage mit viel fachkundiger Information für Groß und Klein auf dem Gelände von Rosi Schoppe in Mützingen zu erwarten. Die Wildbiologin und Wolfsexpertin Gesa Kluth wird über ihre Erfahrungen mit Wölfen berichten. Sie arbeitet, seit regelmäßig Wolfswelpen in der Lausitz heranwachsen, zum Thema und gründete 2003 das „Wildbiologische Büro Lupus“ zum Schutz der freilebenden Wölfe. Im Anschluß wird Frau Pott-Dörfer vom „Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz“ für weiteren Informationsaustausch zur Verfügung stehen.

„Wölfe in der Lausitz“

Danach wird der Film „Wölfe in der Lausitz“ (2007) von dem Tierfilmer Sebastian Körner gezeigt. Und die Wildbiologin Mungla Sieck berichtet über die Arbeit in Wolfsprojekten in der Slowakei und Italien.
Der „Freundeskreis Wölfe in der Lausitz e. V.“ hat sich anläßlich eines Wolfsseminars gegründet, das 2004 unter der Leitung von Gesa Kluth und Ilka Reinhardt stattfand. Der Verein lädt während der Wolfstage zum unfangreichen Informationsaustausch ein. Es werden Schutzzäune und Einlappungen mit einer kleinen Schafherde und einem Herdenschutz-Hund (Kaukasischer Owtscharka) durch Rüdiger Metz demonstriert.

Levke Erichsen und Bernd Fedder vom „Schlittenhunde-Sportverein Nord“ fahren mit ihren Huskies die großen Rennen und zeigen in Mützingen Anspannung, Equipment und alles, was zum Thema gehört. Zusätzlich drehen sie eine rasante Runde mit ihrem Gespann. Diese wolfsähnliche Rasse erfreut sich bei vielen Menschen wegen ihres Aussehens größter Beliebtheit.

An den Wolfstagen findet aber auch eine kritische Auseinandersetzung statt, worüber die „Nothilfe für Polarhunde e.V.“ und „Nordische on Tour“ informieren werden. Wer mit seinem Hund sportlich unterwegs sein möchte, hat die Möglichkeit, sich über Equipment für den sportlichen Hund an dem Stand von „Northdog“ zu informieren.

Willkommen Wolf


Markus Bathen vom NABU-Projekt „Willkommen Wolf“ präsentiert die Ausstellung „Cartoons für Wölfe“, dessen Schirmherr der Cartoonist Wolf-Rüdiger Marunde ist. Die Ausstellung beinhaltet Cartoons und Illustrationen, die das Bild vom „bösen Wolf“ persiflieren. Außerdem wird Markus Bathen über seine Arbeit mit den Lausitzer Wölfen informieren. Ein umfangreiches Büchersortiment zum Thema „Wolf“ bietet die Buchhandlung Hielscher aus Dannenberg an.
Unter Anleitung von Roda Armbruster wird ein X in Wolfspfoten-Design entstehen, welches dann auf dem Gelände seinen Platz finden wird. Und natürlich darf auch die hiesige Bürgerinitiative Umweltschutz (BI) mit ihrem Info-Stand an den beiden Tagen nicht fehlen.

Die Wolfsmaler

 Sabine und Dirk Gruner-Jessel von Paint-Factory stellen Gemälde und Kunstgewerk aus. Auch für Kinder bieten die Wolfstage in Mützingen eine Menge. Schließlich lernen sie schon über Märchen, daß es immer ein „böser Wolf“ ist, vor dem man sich zu hüten habe. Aus diesem Grund widmen sich die Wolfstage auch diesem Thema. Mehrere hiesige Schulen bieten im Vorweg der Wolfstage Projekttage zum Thema „Wolf“ an und sind auf der Veranstaltung mit ihren Ergebnissen präsent. Auch gibt es einen Schminkstand für „kleine Wölfe“, betreut von Merle Schulenburg.

Es ist ein Zeltlager mit Kindern und Eltern (und allen, die interessiert sind) geplant, um hautnah dabei zu sein, wenn am Lagerfeuer in der Jurte bei Trommelklängen von Benno Fischer und seiner „Ecole tamtam“ spannende Geschichten von Wölfen und Hunden erzählt werden. Zudem können sich alle durch Feuertanz und -spiel von „tompa“ alias Thomas Schmeißer bezaubern lassen. Er wird einen flinken Flam-menreigen entfachen, die Wildheit und Ursprünglichkeit des Feuers und der Trommeln aufnehmen und verbinden.

Auch für Essen und Trinken ist gesorgt. Was wären die Wolfstage ohne „Mama Rose“? Pizza in köstlichen Varianten aus dem holzbefeuerten Steinbackofen, Bratwurst und mehr sowie Saft, Wein, Bier vom Faß und anderes sorgen für das leibliche Wohl. Kaffee und hausgebackener Kuchen von Rita Stoller runden das leckere Angebot ab.
Der genaue Zeitplan wird über Pressemitteilungen, ausliegende Flyer sowie über die Internet-Seite (www.pfoten-und-co.de) bekanntgegeben.




2008-02-25 ; von zero (autor),

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