Eine Woche lang erkundeten DesignerInnen das Wendland, sprachen mit Handwerkern und erlebten die Kulturlandschaft zwischen Elbe und Drawehn. Am Sonntag präsentierten sie ihre Ideen für nachhaltige Produkte und Projekte.
Was passiert mit der Wolle der x-tausende Schafe, die hierzulande die Landschaft pflegen oder als Fleischschafe vermarktet werden? Wohin mit den Hörnern und dem Leder von Hausrindern? Wie kann die Wahrnehmung der Kulturlandschaft befördert werden?
Diese und weitere Fragen beschäftigten 18 DesignerInnen, die vergangene Woche zum "Starter Camp" nach Kukate gereist waren. Sie unterhielten sich mit lokalen HandwerkerInnen, ließen sich vom Biosphärenreservatsleiter die Landschaft zeigen und beschäftigten sich mit Materialien, die sonst auf den Müll wandern.
Eine bunte Palette an Vorschlägen ist in dieser Woche entstanden. Wie zum Beispiel eine "Strickliesl" im XXL-Format. Zumindest die Älteren unter uns kennen noch das altmodische kleine Gerät, mit dem Wollfäden zu langen Schnüren geknüpft werden. Am Sonntag war in Kukate ein Modell zu sehen, mit dem auch fingerdicke Wollfäden zu rund sieben Zentimeter dicken Schnüren werden. Diese weichen "Würste" können dann zu Produkten wie z. B. Sitzkissen oder Rückenlehnen weiterverarbeitet werden.
Geboren wurde diese Idee aus der Erkenntnis, dass tonnenweise die Wolle der hier lebenden Schafe weggeworfen wird, weil die Schäfer keine Verwendung dafür haben. Besonders Schafhalterin und Wollverarbeiterin Ute Luft aus Weitsche ist daran interessiert, neue Verwendungsmöglichkeiten für Wolle zu finden. Sie baut gerade ein Netzwerk auf, um die Wollverwertung zu intensivieren. Ihr Mann Marcel präsentierte am Rande der Abschlusspräsentation ein Glas "Schafswolldünger", der mittlerweile im Handel erhältlich ist. Hierfür wird mit Kot verschmutzte Wolle getrocknet, gehäckselt und in kleine Pellets gepresst. Diese Pellets können dann als Dünger im Garten ausgebracht werden.
Von Erlebnispunkten, Kleiderbügeln und Rinderhörnern
Spannend auch die Idee, 40 Paten zu finden, die 40 Erlebnisorte an der Elbe aufbauen, sie hegen und pflegen. Dazu beitragen könnten z.B. Weiden, die zu lebenden Windschutzkuppeln, Sitzplätzen oder -bänken ausgebaut werden. Biosphärenreservatsleiter Johannes Prüter fand die Idee durchaus so interessant, dass er sie auf Umsetzbarkeit prüfen möchte.
Aus Weide sind auch die Bügel, die ein anderes Designerteam entwickelte. In ca. 40 cm langen Bündeln zusammengeknüpft, versehen mit einer Hängevorrichtung, könnten sie demnächst Blusen, Kleider und Jacken tragen.
Der Goldschmied Peter Reddersen ließ sich von Rinderhörnern inspirieren, die bei der Hausrindschlachtung regelmäßig als Abfall entsorgt werden. Er entwickelte hieraus mit Silber kombinierte Fibeln und Eierbecher.
Oder wie wäre es mit Fahrradlenkern aus Holz? - Auch für die Lederverwendung fanden sich Vorschläge: zum Beispiel ein gefalteter Messerhalter aus Leder und Horn. Die Origamitechnik inspirierte eine andere Gruppe, mit dieser Methode kleine Schalen aus Leder herzustellen.
Für die Ausbildung junger Menschen interessierte sich eine andere Gruppe. Sie entwickelte ein modulares Lernsystem für das Wendland, über das Interessierte innerhalb eines Jahres drei (alte) Handwerke wie Töpfern, Weben, Filzen oder Glasblasen kennenlernen können.
Ein buntes Potpourri an Ideen
Anders als bei früheren Designer Camps hatten die Teilnehmenden keine klaren Aufträge hiesiger Unternehmen, sondern entwickelten nach Erkundung der Region selbst Vorschläge, was in den verschiedenen Bereichen möglich wäre. In vieler Hinsicht war es auch ein Stück Regionalentwicklung, mit dem sich die Designer in dieser Woche beschäftigten.
Inwieweit sich die Ideen und Vorschläge in die Realität umsetzen lassen, werden nun Handwerker, Unternehmen und Institutionen prüfen. Goldschmied Peter Reddersen hat für sich ein neues Arbeitsmaterial entdeckt. Andere können sich durchaus vorstellen, die ein oder andere Idee in die Umsetzung zu bringen. Die Grüne Werkstatt wird dabei helfen.