Mit einer Präsentation der entwickelten Ideen für Produkte und Problemlösungen endete am Samstag das dritte Design Camp der Grünen Werkstatt Wendland in Kukate. Wieder haben einige der Ideen gute Chancen auf Umsetzung.
Auch dieses Jahr konnte die Grüne Werkstatt Wendland wieder zahlreiche StudentInnen verschiedener Universitäten und Fachhochschulen für Gestaltung für die Teilnahme am Design Camp gewinnen. Zwei Wochen lang arbeiteten 17 TeilnehmerInnen an Aufgabenstellungen, die ihnen fünf Unternehmen aus der Region mit auf den Weg gegeben hatten. Weitere drei Betriebe fanden mit ihren Aufgabenstellungen leider keine InteressentInnen unter den StudentInnen - angesichts der Fülle der Themen mussten die Arbeitsteams sich auf eine Auswahl an Themen beschränken.
Wie wichtig das Design Camp auch für die Regionalentwicklung ist, betonte Landrat Jürgen Schulz in seinem Grußwort: "Die Region hat im Moment eine starke Wirtschaftskraft. Doch um diese zu erhalten, müssen die einheimischen Betriebe ihre Produkte und Dienstleistungen auch weiter entwickeln," so Schulz. "Doch dafür fehlt im Alltag oft die notwendige Zeit - und nicht zuletzt meist auch das Fachpersonal." Eigene Produktentwicklungs- oder Marketingabteilungen können sich die meisten - eher klein bis mittelständisch organisierten - Unternehmen nicht leisten. "Deswegen sind die Aktivitäten der Grünen Werkstatt Wendland außerordentlich wichtig für den Erhalt der Wirtschaftskraft und die Weiterentwicklung einheimischer Angebote," zeigte sich Schulz überzeugt. Deswegen habe sich der Landkreis für die Grüne Werkstatt Wendland auch sehr engagiert. Der Landrat hofft aber angesichts des großen Erfolges der Design-Initiative, dass das Projekt auf Dauer unabhängig werden kann von Fördertöpfen und Stiftungsgeldern.
Die Chancen stehen gut, dass immer mehr Unternehmen aus der Region den Wert des Design-Camps erkennen und nicht nur Aufgabenstellungen hineingeben, sondern sich in Zukunft womöglich sogar an den Kosten beteiligen. Die anwesenden Firmenchefs und -Geschäftsführer zeigten sich durchweg angetan von den vorgestellten Produkt- und Vermarktungsideen - wenn auch so manche Idee noch einige Zeit und sehr viel Energie erfordert, um sie zur Marktreife zu bringen.
Pfiffige Ideen für den Alltag
Beispiel Artesan: Das Pharma-Unternehmen aus Lüchow sucht nach einer Lösung, wie homöopathische Globuli einfacher zu dosieren sind. Die auf dem Markt üblichen Fläschchen ermöglichen nämlich keine handliche Dosierung. Die kleinen Kügelchen müssen in die Hand geschüttet, die Überschüssigen dann mit der kleinen Auslassöffnung wieder in die Flasche zurückgeholt werden.
Das Team "Artesan" entwickelte nun eine flache Dose aus Porzellan und Bio-Kunststoff, aus der sich die Globuli durch Drehen, Kippen und Schieben sofort in den Mund kippen lassen. Marketing- und Vertriebsleiter Jörg Weinhold zeigte sich sehr angetan von der Idee der StudentInnen, wusste aber auch, dass es noch eine ganze Weile dauern wird, bis es diese praktischen Dosierspender auf dem Markt geben wird.
"Jetzt geht es darum, die Hersteller der Globuli davon zu überzeugen, dass die Investitionen in einen neuen Dosierspender sich lohnen," so Weinhold. Das wird nicht einfach, denn die braunen Fläschchen sind schon lange auf dem Markt, die Abfüllmaschinen auf Flasche und Verschluss eingerichtet. Des weiteren wird ein Dosierspender aus Porzellan und Bio-Kunststoff voraussichtlich teurer werden als die eingeführten Fläschchen. Und wohin mit den Etiketten? Alles Fragen, die zum Produktentwicklungs-Prozess gehören und die jetzt vom Unternehmen zu klären sind - wie auch die Frage, ob Artesan selber womöglich in die Produktion der Dosierspender einsteigt.
Ähnliche Fragen stellt sich auch die Firma Voelkel. Diese hatte sich ein neues Verpackungsdesign für die Limonade "Bio-Zisch" gewünscht, mit dem sich auch ein Stück Firmenphilosophie transportieren lässt. Auch Katrin Porsch von der Voelkel-Marketingabteilung war begeistert von den Ideen der StudentInnen. "Wir müssen nun überlegen, ob und wie wir die neuen Etiketten und Verschluss-Banderolen auf die Etikettiermaschinen übertragen können," so Porsch. Ob sich der Aufwand letztendlich lohnt, wird sich frühestens in einigen Monaten zeigen, wenn die technischen und betriebswirtschaftlichen Prüfungen abgeschlossen sind.
Umsetzung braucht Zeit
Doch das ist das Schicksal vieler guter Ideen im Designbereich: sie müssen sich im Betriebsalltag unter hohem Kostendruck und hocheffektiven Produktionsabläufen bewähren.
Für die Firma Dreyer und Bosse (D+B) sind die Vorschläge aus dem Design Camp leichter umzusetzen. D + B brauchte Vorschläge für die Optimierung ihres Service-Angebotes für Biogasanlagen-Betreiber, die mit Komponenten von D+B arbeiten. Das Designer-Team entwickelte eine Internetgestützte Lösung, die einerseits hohen Service für die beteiligten Anlagenbetreiber und als auch die Möglichkeit der Vermittlung von Firmeninhalten bietet.
Das Museum Wustrow wiederum wird in Wustrow bzw. in ganz Lüchow-Dannenberg auf die Suche nach geeigneten Fenstern und Schaufenstern gehen müssen, will es die Ideen der Designer umsetzen. Diese schlugen dem Museum vor, in Wustrow selber, aber auch in anderen Orten, laufende Ausstellungen oder auch Informationen über die Museumsarbeit in Fenstern und Schaufenstern der Region darzustellen - sie sozusagen als "Showroom" zu benutzen. Oder als interaktives Schaufenster, indem zum Beispiel Fenster gefunden werden, die Zeitzeugen gehören, die womöglich bereit sind, Auskunft über das jeweilig vorgestellte Thema zu geben.
Beim Publikum löste wohl der Prototyp neuartiger Spiel- und Kommunikationsgeräte die meiste Begeisterung aus, den das Team vorstellte, die mit der Metallbau Bethge GmbH zusammengearbeitet hatte. Diese stellten drehbare Sitzelemente vor, die gleichzeitig zum Spielen animierten. Es dauerte nur wenige Minuten, bis die ca. zwölf Elemente von Groß und Klein erobert wurden. Stephan Bethge hatte eine Woche lang seine Werkstatt geöffnet, so dass die vier Produktdesigner den Prototyp aus Holz und Metall in der Originalgröße vorstellen - und die Besucher die Spielgeräte schon einmal testen - konnten.
Gerade bei diesen Geräten, die für den öffentlichen Raum vorgesehen sind, gilt aber auch: keine Marktreife ohne intensive Prüfung der technischen Voraussetzungen. Bei aller Begeisterung für die Idee müssen Bethge und die Designer nun mit den kooperierenden Architekten in Hamburg sowie dem TÜV (der alle Geräte im öffentlichen Raum abnehmen muss) konferieren, unter welchen Voraussetzungen die witzigen Kommunikations- und Spielgeräte tatsächlich in einem öffentlich zugänglichen Park aufgestellt werden dürfen. Auch das wird eine erhebliche Zeit in Anspruch nehmen.
Nächstes Jahr gehts weiter
Insgesamt waren Studierende und Organisatoren auch mit diesem Jahrgang des Design Camps hochzufrieden. Wieder sind einige hervorragende Ideen für regionale Betriebe entstanden, die ohne das Design Camp wohl nie das Licht der Öffentlichkeit gesehen hätten.
So mag des Landrats Hoffnung, dass sich demnächst mehr Unternehmen auch finanziell an den Projekten Grünen Werkstatt Wendland beteiligen werden, nicht unrealistisch sein. Auf der Abschlusspräsentation wurde zumindest schon der ein oder andere Unternehmer gesichtet, der sich mit Aufgabenstellungen für das nächste Jahr beschäftigt.
Fotos / Angelika Blank