Von der Kontorstimmung einer deutschen Behörde ist im Alten Postamt an der Salzwedeler Straße nichts mehr zu spüren. Eigenwillige Sitzmöbel aus den Designlabors der Firma Werkhaus bestimmen den Eingangs-Raum des Kreativlabors. Mobile Hocker und Tische bieten den unterschiedlichsten Gesprächs- und Arbeitsrunden Möglichkeiten zum Austausch. An den Wändern erinnern wandgroße Fotos an die Frühzeiten der digitalen Revolution. Und aus der kleinen Küche zieht Kaffeeduft heran. Und in rund einem halben Dutzend Räumen stehen ruhige Arbeitsräume mit schneller Internetanbindung zur Verfügung.
Die ganze Atmosphäre atmet Kreativität. An diesem Donnerstag Morgen sind es rund ein Dutzend Menschen, die in diesem Landkreis mitgestalten wollen - ihre eigene Firma aufbauen, gemeinsame Projekte erfinden oder Themen diskutieren, die Menschen im Landkreis nützen. Sie alle treffen sich zum "Frühstücken" - sind gespannt, wer sich heute im Kreativlabor einfindet, ob sich SpielpartnerInnen für die eigenen Projekte finden.
Die Chancen stehen gut: neben dem Klimaschutzmanager und der Regionalplanerin des Landkreises sitzen an diesem Morgen ein Betriebswirt ebenso am Tisch wie mehrere Programmierer und WebdesignerInnen, eine Fotografin und eine Kulturmanagerin. Gesprächsthemen sind schnell gefunden. In lockerer Atmosphäre geht es bei Kaffee, Tee und Brötchen um die trüben Aussichten für den Breitbandausbau in Lüchow-Dannenberg, die eigenen Projektideen oder Projekte, die gerade erfolgreich abgeschlossen wurden.
Schnell kristallisieren sich Spezialthemen heraus, so dass sich die große Runde bald in kleine Gesprächsgruppen aufsplittert. Geht es hier um die Finanzierung anstehender weiterer Projekte beschnuppern sich dort zwei Programmierer und loten Gemeinsamkeiten aus, während sich die "Rauchergruppe" vor der Tür über kommunalpolitische Themen bespricht.
Am Ende gehen alle zufrieden auseinander. Die Einen weil sie womöglich neue SpielpartnerInnen gefunden haben - die anderen, weil ein Projekt, welches bisher unrealisierbar erschien, nun angesichts neu entdeckter MitspielerInnen vielleicht doch möglich wird.
DAS KREATIVLABOR ALS COWORKINGSPACE
Kernstück des Kreativlabors sind sechs Büroräume, die Freischaffende tage-, wochen- oder monatsweise anmieten können. Bürotische und -stühle stehen hier ebenso zur Verfügung wie Drucker, Kopierer, Scanner und WLAN-Anbindung ( Down 17696 kBit/s; Up 1180 Kbit/s). Ein 3-D-Drucker macht das Ausprobieren von neuen Gestaltungsideen möglich.
Dank der öffentlichen Finanzierung halten sich die Kosten in Grenzen: ein Probeticket kostent nichts, ein Tagesticket 6 Euro, ein Wochenticket 25 Euro. Mit dem Monatsticket für 100 Euro gibt es einen festen Platz und einen eigenen Schlüssel.
Bis jetzt sind es drei FreiberuflerInnen, die dieses Angebot mehrmals wöchentlich nutzen. Ute Luft, Webseiten-Gestalterin aus Weitsche, ist es dabei nicht nur wichtig, einen ruhigen, vom Familienbetrieb entfernten, Arbeitsplatz zu haben, sondern die Nähe zu Gleichgesinnten. "Im Austausch entstehen eher kreative Ideen als allein," weiß sie.
Das nächste - für alle Interessierten offene - Frühstück findet voraussichtlich am Donnerstag, 18. August um 9 Uhr statt. Termin aber kurzfristig noch einmal bestätigen lassen. Projektleiterin Hanne Eis nimmt auch die Anmeldungen entgegen: eis(ät)gruene-werkstatt-wendland.
UND: Am 27. Juli um 18 Uhr geht es im Kreativlabor um die Möglichkeiten, die der 3D-Druck bietet. Für die Offene Werkstatt im
Kreativ Labor soll ein 3D Drucker angeschafft werden. An
diesem Abend wird über die über die
Möglichkeiten und Grenzen des 3D Drucks für Designer und
Handwerker informiert und diskutiert.
Jirka Wolff, Mitarbeiter des Werkhaus Outsider Entwicklungsteams, hat den 3D Druck für seine Masterarbeit an der HfK Bremen genutzt und erzählt über das kreative Potenzial des 3D Drucks an der Schnittstelle von innovativer Technologie und traditionellem Handwerk.
Wann? Mittwoch, 27. 7., 18.00 Uhr
Wo? Ehemaliges Postamt, Salzwedeler Straße 13, 29439 Lüchow
Foto / Angelika Blank: Am Rande des Frühstücks im Kreativlabor: Programmierer im Gespräch