Fast auf den Tag genau nach einem Jahr erschien am 3. März die zweite Ausgabe des Magazins „Landluft“ - 162 Seiten voll mit Artikeln und Fotos über die Schokoladenseite des Wendlands. Ob Adelsvergnügen oder kickende Jugendliche – die Autoren haben es mal wieder verstanden, konsequent den Blick auf die liebenswürdigen Seiten der Region zu richten.
Wir empfehlen: „Landluft – das Wendland Magazin“ mitten im Getriebe der Großstadt lesen , wo vor der Haustür bis spät in die Nacht der Verkehr vorbeibraust, das monotone Gebrumm immer wieder unterbrochen von Polizeisirenen, die sich eilig in keine bestimmte Richtung entfernen. Wo lediglich Straßenbäume die Monotonie der dicht an dicht gedrängten Häuserzeilen etwas mit Grün erhellen und Worte wie „Flachsblüte“, „Fischer“, „Kaltblüter“ oder „Milchpilz“ und „Elbdeich“ wie Lichtblitze aus einer längst verloren geglaubten Welt klingen.
Und siehe da, die „Wendland-Liebeserklärung“, wie die Herausgeber sich vergangenes Jahr zu ihrer Leidenschaft bekannten, entfaltet ihre Wirkung im Moloch der Metropole völlig anders, wenn im grau-kalten Winter zwischen Blechlawinen und Menschengetümmel die Sehnsucht nach der intakten Idylle besonders groß ist. Anders als zu Hause am beschaulichen Kachelofen gelesen, wo draußen über dem gemächlich dahin fließenden Fluss Schneegänse kreischen und die Idylle ach so alltäglich ist.
Von Berlin aus betrachtet wirken all die bekannten Gesichter, die im neuen Magazin zu finden sind – seien es die Flamencotänzerinnen auf der Kulturellen Landpartie, der Literat aus Damnatz oder der Fußballtrainer aus dem Nordkreis – wie sympathische Exoten aus einem Landstrich, der so viele kreative Facetten bietet, dass man ihn gerne auch einmal besuchen möchte.
Bekannte Gesichter und neue Geschichten
Auch die alten Fachwerkhäuser, die teilweise seit Jahren unbewohnt auf neues Leben hoffen, wirken in der LANDLUFT - perfekt fotografiert und mit attraktiven Beschreibungen betextet - wie schlafende Schönheiten, die mit viel Liebe und noch mehr Kleingeld zu neuem Leben erweckt werden können. Wenn diese Art der Immobilienvermarktung nicht funktioniert, dann wird es wohl auch keine andere tun.
Natürlich ist das Landluft-Magazin „kandiertes Wendland“ wie ZERO-Autor Karl-Heinz Farni vergangenes Jahr schrieb. Die ganz kritischen Themen bleiben ausgeblendet. Beim Bericht über die Hitzackeraner Schützen wird die nationalsozialistische Zeit schlicht übersprungen. Und dass die „Oper im Freien“ im Gartower Schloss eine geschlossene Veranstaltung für Gäste der Familie von Bernstorff war, spielt auch nicht wirklich eine Rolle.
Überhaupt spielt der Adel auch in der neuen Landluft wieder eine große Rolle - kein Wunder, da Rolf Seelmann-Eggebrecht auch dieses Mal wieder zwei Artikel beigesteuert hat. Und sein Spezialthema ist nun mal der Adel.
Aber sei's drum: aus der Fernsicht betrachtet, mit dem „Berliner Blick“, löst das neue LANDLUFT-Magazin unzweifelhaft Sehnsucht nach Zuhause aus. Und auch für Einheimische werden einige interessante Geschichten erzählt – zum Beispiel über Eleonore Prochaska, die sich als Frau todesmutig Napoleons Truppen entgegen gestellt hatte und dabei in der Göhrde ums Leben gekommen war.
Oder Hans-Christophs Buchs philosophische Betrachtungen über Waldpilze, in denen er behauptet, Steinpilze riechen zu können und erzählt, dass Nicolas Born Peter Handke mit falsch gesammelten Pilzen malträtierte. Oder der Artikel über das „Gallische Dorf und seine Pampers-Liga“ (Klein Breese und sein Fußballverein, in dem mehr Kinder und Jugendliche kicken als das Dorf Einwohner hat) ... usw.
Wer kritische Berichte über das Landleben erwartet, ist bei der Landluft falsch. Aber es war auch nie das Ansinnen der Herausgeber und Autoren, ein kritisches Magazin zu veröffentlichen. Eine "Liebeserklärung" an ihre Wahlheimat sollte es auch dieses Mal wieder werden. Und das ist ihnen mit der zweiten Auflage gelungen - zwar mit konsequentem Blick auf die Schokoladenseiten der störrischen Region zwischen Elbe und Drawehn, aber auch ohne falsches Pathos oder Extra-Zuckerguß auf verbrannte Stellen.
Das Wendland kann eben auch richtig Klasse sein - vor allem, wenn man es aus der Ferne betrachtet.
Landluft – das Wendland Magazin gibt es für 6,- Euro am Kiosk oder im Fachhandel. Im Internet gibt es die neue Ausgabe ab dem 9. März unter www.landluft.biz