Viele Gastwirte gibt es landauf landab, die verzweifelt nach Ideen suchen, um ihr Geschäft so tragfähig zu machen, dass es das Einkommen für die Existenzsicherung liefert. Doch nur wenige haben den Mut, sich die radikalen Krisenmanager der RTL II-Sendung „Die Kochprofis“ in den Betrieb zu holen. Familie Schweinberger in Vietze wagte das Experiment.
„Wir wussten, dass etwas verändert werden muss, deswegen haben wir sofort zugesagt, als wir die Möglichkeit bekamen, die Kochprofis zu uns zu holen“, so Peter Schweinberger, Senior-Chef und Familienoberhaupt. Was genau auf sie zukam, ahnte die Familie nicht, hatte sie doch die RTL II-Sendung nie zuvor gesehen.
Am vergangenen Montag war es dann soweit: Mike Süsser, Frank „Fo“ Oehler und ein Kollege, der für Andi Schweiger eingesprungen war, übernahmen das Kommando im Hüttenhotel. Drei Tage lang wurde alles unter die kritische Lupe der drei Gastronomieprofis genommen, die inzwischen schon über 40 Betriebe erfolgreich beraten haben. Ständig beobachtet von den Objektiven der Fernsehkameras wurden Familienprobleme seziert, Wareneinkäufe und Speisekartenzusammenstellung überprüft und neue Konzepte für die Zukunft entwickelt. „Unsere Erfolgsquote liegt bei rund 60 %“, so Frank „Fo“ Oehler. „Natürlich hängt der langfristige Erfolg ganz davon ab, wie konsequent die jeweiligen Gastwirte unsere Ratschläge umsetzen.“ In Vietze hatten sie „eine ganz harte Nuß zu knacken“, wie es „Fo“ ausdrückte. „Hier musste erst einmal der Imbissbuden-Flair vertrieben werden.“
Dazu kamen massive Familienprobleme, die ein kreatives Zusammenarbeiten und eine positive Weiterentwicklung bisher verhinderten. Doch weder Familie Schweinberger noch die Kochprofis gaben auf.
Trotz stellenweise recht herber Kritik an der bisherigen Restaurantführung fühlten sich Schweinbergers bei den Fernsehköchen gut aufgehoben. "Wir hatten nie das Gefühl, vorgeführt zu werden. Im Gegenteil, es entwickelte sich fast so etwas wie Freundschaft", so Peter Schweinberger. "Die Köche hatten ja recht mit ihren Einwänden."
Die Liebe zum Kochen neu entdeckt
Hüttenhotel-Koch und Sohn Jan Schweinberger hatte zwar Koch gelernt, aber in 16 Jahren als Koch im „Imbiss am See“ in Gartow kaum etwas anderes getan als Pommes frites zu schwenken und Currywürste oder Schnitzel zu braten. „Da ist einiges an Kochwissen in der Friteuse versunken“, so die Kochprofis. Konsequent wurde die Speisekarte von allen „Imbiss“-Gerichten befreit, optisch elegant und trotzdem pfiffig neu gestaltet und auf einige wenige, aber dafür hochwertig zubereitete Gerichte reduziert. Bei „Lammkoteletts auf Rosmarinjus“ oder „Rumpsteak mit Ofenkartoffel und Dijon-Senfcreme“ waren die handwerklichen Kenntnisse von Jan Schweinberger wieder gefragt.
Schon Dienstag Abend merkte man ihm, wie wohl er sich in seiner neuen Rolle als Chefkoch fühlte. Denn auch dies war ein Ergebnis des Kochprofi-Einsatzes: Vater Peter Schweinberger, der bis jetzt das Zepter in der Hand hatte, wird sich zunehmend aus dem Alltagsgeschäft zurückziehen.
Mediterranes Flair am Elbstrand
Für das Gelände hatten die Kochprofis ebenfalls einige ganz praktische Lösungen mitgebracht: der Eingang zum Hüttenhotel wurde mit einer großen Kreidetafel, einer Heckenallee und Kletterhortensien völlig neu gestaltet. Ansonsten waren es ganze Kleinigkeiten, die rasch ein mediterranes Flair am Elbstrand entstehen ließen: farblich aufeinander abgestimmte Bestuhlung, Tischsets und Servietten, dazu ein passendes Windlicht und die Atmosphäre stimmte.
Nach drei harten Tagen voller Kritik aber auch mit viel positiver Unterstützung war es dann endlich soweit. Das Team des Hüttenhotels präsentierte sich rund 40 eingeladenen Gästen mit neuem Gesicht und einer attraktiven, mediterran angehauchten Speisekarte. Wie erleichtert und stolz waren die Schweinbergers, als sie merkten, dass das neue Konzept bei den Gästen hervorragend ankam. „Ja, so können wir das Hüttenhotel aus vollem Herzen empfehlen“, freuten sich nicht nur einige Vietzer. Mit begeistertem Applaus bedankten sich am Ende des Abends die Gäste bei den Kochprofis und dem Team des Hüttenhotels. Für Jan Schweinberger, der sich Mittwoch Abend mit sichtlichem Stolz präsentierte, hatte Frank „Fo“ Oehler noch eine besondere Überraschung parat: Er darf bei dem Sternekoch vier Wochen lang Praktikum machen, um seine Kochkenntnisse auf den neuesten Stand zu bringen.
Völlig erschöpft, aber zuversichtlich geht Familie Schweinberger nun in ein neues Leben. „Oft kann man das nicht machen, aber es war gut und richtig, dass wir uns für die Kochprofis entschieden haben“, so die einhellige Meinung innerhalb der Familie. Nun wollen sie sich konsequent an die Ratschläge der Kochprofis halten, um die neu gewonnene Qualität nicht wieder zu verlieren.
Der Sendetermin für die RTL II "Kochprofis" in Vietze steht noch nicht fest. Frühestens im Spätherbst ist mit einer Ausstrahlung zu rechnen.
Fotos: Angelika Blank
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