"Spielen" ist dieses Jahr in Kröte das Motto. 20 KünstlerInnen
präsentieren nicht nur eigene Werke, sondern laden auch zum Mitspielen
ein.
Wer Kröte kennt, weiß, dass keine Schenkelklopf-Gaudi zu
erwarten ist, wenn das Motto "Spielen" aufgerufen ist. Vielmehr hat
Irmhild Schwarz, Kuratorin und Organisatorin von "Kunst in Kröte" wieder
KünstlerInnen ausgesucht, die das Jahresthema auf subtile Art
"bearbeiten". Manche provokativ und die meisten poetisch.
Zum
Beispiel Haninga Thiel: Eine alte Schultafel ist für sie eine Matrix,
die sie spielerisch mit neuen Zeichen und Symbolen füllt. Der Titel
"Nachts im Schulhaus (Big Data)" ist vieldeutig: geht es um
albtraumhafte Erinnerungen an strenge Unterrichtsstunden? Oder bietet
die Nacht die Freiheit, der unerbittlichen Ordnung des Unterrichts durch
fantastische Zeichen etwas entgegenzusetzen? Ihre wilde "Beschriftung"
der Tafel lässt viele Assoziationen zu.
Zum Beispiel Wolfgang
Hebert: luftig leicht schweben Dutzende schmale Holzleisten im Raum,
aufgehängt an dünnen Metallschnüren. Ein leichter Stoß reicht aus, um
sie in Bewegung zu setzen. Schwarz verkohlt und dicht aneinander gehängt
erinnern sie an eine fragile Hängebrücke, die zum Überschreiten
einlädt. Doch es ist klar: wer der Versuchung nachgeht, wird einbrechen.
Die Stäbe sind viel zu dünn, um menschliches Gewicht auszuhalten. Doch
der Drang bleibt, mit ihnen zu spielen.
Ganz anders spielt
Burkhard Welzel. Seit Jahren baut er große und kleine Installationen, die sich bewegen, zappeln und zittern, quietschen und klingen. In Kröte präsentiert er zwei
Klangkästen, von denen der eine sich "Romeo und Julia" widmet. Zum
Mitspielen lädt Welzel mit seiner Installation "Le son des Cailloux"
(Der Klang der Kiesel) ein. Wer mit dem Rechen im Steinkasten kratzt,
produziert Klänge - der eigene Rhythmus wird zu Musik.
Und
Irmhild Schwarz' filigrane Figuren aus Metall und Pappmachee erwachen
erst richtig zum Leben, wenn ihre Schatten sichtbar werden.
Ein Kaleidoskop des Spielerischen
Spiele sind vielfältig. Sie können provokativ und lehrreich, lustig und ernst sein. Sie können die Rebellion ausprobieren und Utopien in die Realität holen.
Mit den zahlreichen Interpretationen von "Spielen" ist Irmhild Schwarz und den beteiligten KünsterInnen dieses Jahr wohl die bunteste Ausstellung der letzten Jahre gelungen. Philosophische Denkanstöße werden genauso gegeben wie ästhetische Vorschläge. Und wer einfach nur spielen will, ist genauso eingeladen: beim doppelseitigen farbigen "Bilderspielobjekt" von Babette Schwaderer oder dem "abstrakten Porträt" von Anna Wiesinger.
Selbst die ungeliebten Namensschildchen aus Seminaren und Tagungen werden in Kröte neu definiert. Jeder Besucher kann sich im Bushäuschen seinen Lieblingsspruch aussuchen und anheften. Bekenntnisse wie "Ich bin ein Kunstbanause" oder "Ich höre Stimmen" verändern das Image schlagartig - und sorgen selbst unter Wildfremden für Gesprächsstoff.
Ebi Naumann, Filmemacher und begeisterter Kinderbuch-Sammler und -Übersetzer erinnerte in seinem Eröffnungsvortrag u.a. an den spielerischen Reiz von Kinderreimen (von denen niemand weiß, wie sie entstanden sind).
"Ein Huhn, das fraß, man glaubt es kaum, die Blätter von ´nem Gummibaum, dann ging es in den Hühnerstall und legte einen Gummiball! "
In diesem Sinne sind Besucher aufgerufen, die diesjährige "Kunst in Kröte" mit einem Augenzwinkern und Spiellust wahrzunehmen. Dann werden sie nicht nur Kunst sondern auch Spielfreude erleben können.
Fotos | Angelika Blank und Gerhard Ziegler: "Kunst in Kröte" lädt dieses Jahr nicht nur zum Schauen sondern auch zum Mitspielen ein.