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Dömitz: Brücken-Käufer hofft auf pfiffige Ideen

„Es wäre schade, wenn so eine symbolträchtige Brücke in falsche Hände kommt“: Dieser Gedanke hat Dr. Toni Bienemann, Manager des niederländischen Unternehmens „Dutchi Motors“, dazu bewogen, das historische Bauwerk für 305.000 Euro zu ersteigern und von der Deutschen Bahn zu kaufen. Nun hofft er auf Ideen für die Nutzung der Brücke – vielleicht auch vom Mitbieter, der bei 300.000 Euro „ausgestiegen“ war: dem Unternehmer Hartmut Thiele aus Barsinghausen bei Hannover.

 

„Dutchi Motors“, ein internationaler Hersteller und Lieferant von Elektromotoren, ist in mehr als 95 Ländern aktiv. Schon Jahrzehnte, bevor an Perestroika und Mauerfall zu denken war, hatte sich das Unternehmen sehr im West-Ost-Handel engagiert, berichtete Toni Bienemann am Dienstag im Gespräch mit wnet.

„Wir waren auch so etwas wie eine Brücke zwischen West und Ost – und so ist die Dömitzer Brücke auch für das Arbeiten von Dutchi Motors symbolträchtig“, konstatiert der Manager. Mecklenburg-Vorpommern ist ihm vertraut, hat doch sein Unternehmen unter anderem in Ludwigslust ein Lager. Gesehen hat er die Dömitzer Eisenbahnbrücke noch nie in Natura, nur im Auktionskatalog, doch: „Voraussichtlich im Mai will ich mir die Brücke ansehen“, kündigt Dr. Bienemann an.

Bezug auch zur Brücke von Arnheim

Der Manager weiß um die Symbolkraft von Brücken, hat das Unternehmen, in dessen Chefetage er arbeitet, seinen Stammsitz doch in Arnem – in Deutschland als Arnheim vertraut und bekannt wohl vielen Menschen durch das Buch und den Film „Die Brücke von Arnheim“. In ihm geht es um die größte Luftlande-Aktion im zweiten Weltkrieg; 1977 wurde der Film gedreht, der mit ausgesprochen vielen internationalen Stars besetzt ist, von Robert Redford,und Sean Connery bis zu Maximilian Schell und Hardy Krüger.

Die Symbolträchtigkeit dieser Brücke und auch der Brücke von Remagen, so Dr. Bienemann, haben vielleicht mit dazu beigetragen, in ihm solches Interesse für die Dömitzer Brücke zu wecken. Auch dieses Bauwerk, unterstreicht der Manager, sei eine Brücke, an der sehr viel Geschichte hängt, ebenso wie an der Rheinbrücke von Arnheim, die mittlerweile „John Frostbrug“ heißt, genannt nach John Dutton Frost. Er war im September 1944 als britischer Oberstleutnant für die Verteidigung der Brücke gegen die Deutschen verantwortlich; in Film wurde er von Anthony Hopkins dargestellt.

Vielleicht gastronomische Aktivitäten

Was hat nun  Dr. Toni Bienemann mit der Dömitzer Eisenbahnbrücke vor? „Ich habe noch keine konkreten Pläne“, räumt er ein und : „Ich lasse mich überraschen!“. Wovon? Von den Vorschlägen und Ideen der Bürgerinnen und Bürger und von Anregungen der Samtgemeinde, der Gemeinde und des Landkreises. Ziel dabei solle es sein, mit der Brücke etwas Sinnvolles zu machen, ohne deren Substanz einschneidend zu verändern. Vielleicht lassen sich Aktivitäten für Radfahrer anbieten, vielleicht etwas für die Freunde historischer Eisenbahnen; womöglich lassen sich die Brückengebäude gastronomisch nutzen – etwa für eine Eisdiele oder ein Speiselokal, sagt der Brückenkäufer.

Ob er Kontakt mit dem Mitbieter aus Barsinghausen aufnehmen möchte? Aber ja, betont Toni Bienemann. „Ich möchte mich mit ihm darüber unterhalten, was seine Vorstellungen zur Brücke sind – und vielleicht können wir uns irgendwie zusammentun, wenn er einen guten Plan und pfiffige Ideen hat“.

Mitbieter: Wichtig ist der Erhalt der Brücke

Wie seine Ideen in puncto Eisenbahnbrücke im Detail aussehen – dazu hält sich Hartmut Thiele, der bei der Auktion bis 300.000 Euro „mitgegangen“ war, bislang zurück. „Wichtig ist, dass die Brücke erhalten bleibt“, erklärte der Unternehmer am Dienstag gegenüber wnet. Bei einem Aufenthalt in Lüchow-Dannenberg habe er das historische Bauwerk kennen gelernt, und als er von dessen Versteigerung erfuhr, habe er den Gedanken gefasst, sich durch einen Kauf für die Bewahrung der Brücke zu engagieren. Ehe er sich im Einzelnen zu Vorstellungen über die Zukunft der Brücke äußert, so Thiele, warte er das Gespräch mit Käufer Dr. Bienemann ab.

Gewiss sind viele Bürgerinnen und Bürger in Lüchow-Dannenberg - und auch darüber hinaus - erfreut, dass die Brücke nicht in die Hände eines Schrotthändlers gefallen ist. In diesem Sinne äußerte sich auch Helmar Süßenbach aus Dannenberg. Er zählt zu den Initiatoren des „Freundeskreis Dömitzer Eisenbahnbrücke“. Dieser, so Süßenbach sinngemäß, werde sich nun zusammensetzen und Zukunftsgedanken zur Brücke besprechen.

Jürgen Meyer: Stellen Gutachten zur Verfügung

Angetan vom Verkauf der Brücke an jemanden, der sie erhalten möchte, ist auch Samtgemeinde-Bürgermeister Jürgen Meyer. Auch wenn Meyer bis dato den Namen des Besitzers nicht kennt, so "lasse doch schon die Bereitschaft, einen so hohen Preis für das Bauwerk zu zahlen, erkennen, dass der Erwerber ernsthaftes Interesse an einer positiven Zukunft dieses Objektes habe", zeigte sich Meyer hoffnungsfroh.

"Nun hoffen wir, dass der neue Eigentümer sich schnell mit uns in Verbindung setzt, um Details über die Nutzung der Brücke und auch über die Bauleitplanung zu besprechen", so Meyer. Denn, so der Samtgemeinde-Bürgermeister, immerhin liege die Brücke im Biosphärenreservat Elbtalaue, und auch die den Naturschutz betreffenden FFH-Richtlinien (Flora-Fauna-Habitat) und den Vogelschutz gelte es zu bedenken.

Die Zuwegung zur Brücke sei ebenfalls ein wichtiges Thema – der bisherige Wirtschaftsweg sei wohl nicht ausreichend. Möglichst rasch sollten die notwendigen Schritte in Gang gebracht werden, wünscht sich Jürgen Meyer, denn: Nur noch bis 2013 sei mit EU-Fördermitteln zu rechnen, die in ein Engagement im Zusammenhang mit der Brücke einfließen können.

„Wir müssen in der Sache jetzt gut und schnell sein, wenn wir das von kommunaler Seite unterstützen wollen“, hebt der SG-Direktor hervor, und: „Was die Samtgemeinde bislang mit Blick auf die Nutzung der Eisenbahnbrücke an Gutachten entwickelt hat, stellen wir gern zur Verfügung – da steckt schließlich die Arbeit vieler Jahre drin.“

Foto: Helmar Süßenbach / Über eine halbe Stunde rangen Toni Bienemann und sein Mitbieter Hartmut Thiel telefonisch um den Zuschlag, bis Auktionator Mark Karhausen (re.) bei 305 000 Euro den Hammer senken konnte.

 

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2010-04-13 ; von Hagen Jung (autor),

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