Thema: dsl

Millionen von der EU sollen DSL-Lücken schließen

Einer aktuellen Umfrage von IDATE (Broadband Coverage in Europe 2007 – Stand: 31. Dezember 2006) zufolge beträgt die DSL-Abdeckung in den Stadtgebieten Deutschlands 99 %, während sie im ländlichen Raum Ende 2006 nur 58,5 % erreichte und Kabelnetze im Januar 2007 lediglich einen Marktanteil von 5 % des deutschen Breitbandmarktes ausmachten. Deshalb bedarf es zusätzlicher Anreize zur Verbesserung der Breitbandversorgung auf dem Land - sagt EU-Kommissarin Neelie Kroes.

Vor allem in Deutschland scheinen in Sachen DSL die Uhren langsamer zu ticken als anderswo in Europa. EU-Wettbewerbskommissarin Neelie Kroes erklärte hierzu: „Deutschland gehört derzeit zu den Ländern der EU, in denen die digitale Kluft zwischen Stadt und Land am tiefsten ist." Lediglich auf Platz 8 rangiert Deutschland auf der europäischen DSL-Nutzungsskala, hinter Dänemark, Finnland, Norwegen oder Schweden. Verschärfend kommt hinzu, dass in Deutschland die Digitalisierung der Kabelnetze nur schleppend vorankommt - mit der Folge, dass Telefone via TV-Kabel hierzulande nahezu unbekannt ist.

Arm auf dem Land = Bildungsfern ohne Breitband

Theoretisch ist zwar in 99 % der deutschen Provinzen eine Breitbandversorgung möglich (z.B. über Satellit) - allerdings zu Konditionen, die sich nur Besserverdienende leisten können: für eine dem städtischen DSL-Standard entsprechende Leitung zahlt der Kunde mindestens rund 200 Euro für die notwendige Hardware und monatlich ab 50 Euro für den Zugang zum Netz. Daraus ergibt sich die schlichte Formel: Arm auf dem Land = weg vom Fenster, wenn es um datenintensive Nutzung des Internets geht. Hausarbeiten erledigen mit Hilfe von wikipedia, Lernprogramme aus dem Netz oder Stöbern in Datenbänken - für Landbewohner eine teure Angelegenheit. Die ersten Stimmen werden laut, die in der mangelnden DSL-Versorgung im ländlichen Raum einen Bildungsnachteil sehen.

Um die Versorgungslücken zu schließen und um Wettbewerbsanreize für Anbieter zu schaffen, hat EU-Wettbewerbskommissarin Neelie Kroes nun genehmigt, dass aus EU-Mitteln 141 Mio. Euro für den Breitband-Ausbau eingesetzt werden dürfen. Für Niedersachsen sind 7,5 Mio. Euro vorgesehen. Schon nach der Sommerpause könnten die ersten Kommunen Geld aus diesem Topf bekommen. Allerdings sind die Wirtschaftsförderer derzeit noch dabei, den Bedarf genau zu analysieren, um möglichen Anbietern konkrete Zahlen in die Hand geben zu können. Wenn diese Phase abgeschlossen ist, müssen Technologie und Anbieter ausgewählt, die Genehmigungsverfahren für eventuell notwendige zusätzliche Funkmasten durchgeführt und nicht zuletzt die Gegenfinanzierung für die restlichen Ausbaukosten organisiert werden. Denn 7,5 Mio. werden für die Schließung aller Lücken in der Breitbandversorgung nicht ausreichen.

Deswegen bleibt es unklar, wann der DSL-Ausbau in der hiesigen Region starten kann. Christian Budde, Pressesprecher des Niedersächsischen Wirtschaftsministeriums hierzu: "Derzeit ist es die vornehmste Aufgabe des Breitbandkompetenzzentrums in Osterholz, eine detaillierte Bedarfsanalyse zu erstellen. Erst danach kann man an den praktischen Teil des Ausbaus gehen.

Klärung der Bedarfslage

Die Erhebung aussagekräftiger Daten scheint auch dringend notwendig zu sein. Während die EU nach der oben erwähnten europäischen Studie von lediglich 58,5 % DSL-Versorgung im ländlichen Raum ausgeht, behauptet die vom Bundeswirtschaftsministerium eingerichtete Initiative "Breitbandatlas" eine Versorgung von 95 % mit "mindestens einer" Technologie. Welche das ist, bleibt aber im Dunkeln - denn die Grundlage für den "Breitbandatlas" sind lediglich freiwillige Angaben. Jedwede Technologie, die es ermöglicht, mit mindestens 128 Kbits online zu gehen, wurde in den Breitbandatlas aufgenommen. Egal, was es den Kunden kostet. Auf Nachfragen von wendland-net hatte die Sprecherin des Breitbandatlas im Juni jegliches politische Interesse an einer Schönung der Daten vehement zurückgewiesen. Der Sprecher des niedersächsischen Wirtschaftsministeriums mochte diese Sicht der Dinge nicht kommentieren ...

An dem Zeitplan für die niedersächsischen Breitband-Initiativen ändert sich nach Christian Budde nichts. "Für Niedersachsen sind aus den europäischen Mitteln 7,5 Mio vorgesehen, die über die Gemeinschaftsaufgabe Raumordnung vergeben werden." Zuständig für die Ausarbeitung der Richtlinien und letztendlich auch die Vergabe sei das Landwirtschaftsministerium. In Hannover wartet man noch auf die EU-Ratifizierung eines weiteren Antrags des Wirtschaftsministeriums, über den dann noch einmal 10 Mio. Euro für die Förderung des Breitbandausbaus fliessen sollen. Ausserdem gilt es auch noch, die Kommunen zu einem abgestimmten Handeln zu bringen. Denn das Breitbandkompetenzzentrum in Osterholz setzt auf großflächige Lösungen, die in der Summe wesentlich kostengünstiger und effetiver sein dürften als kleine Einzellösungen von ungeduldigen Kommunen. "Wir moderieren den Prozess," so Peer Beyersdorff, Geschäftsführer des BCC, "da werden wir natürlich versuchen, gemeinsame Lösungen zu forcieren".

Doch vor Mitte/Ende 2009 wird es wohl in keiner der bisher DSL-freien Zonen Niedersachsens zu einer Verbesserung der Situation kommen. Bis dahin müssen die User sich wohl noch mit teuren Zwischenlösungen behelfen - oder weiterhin dem sphärischen Krächzen und Tuten des analogen Modems lauschen, wenn es sich mit 56 Kbits/s seinen Weg durch die Weiten des World Wide Web zu bahnen versucht.

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2008-07-09 ; von Angelika Blank (autor),

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