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DSL-Offensive: Kampf dem Schneckentempo

Mit einer Bürgerumfrage startete dieser Tage die nächste Runde im Versuch, die dsl-freien Zonen im ländlichen Raum zu schließen. Doch frühestens Mitte 2009 ist mit dem Beginn des Ausbaus zu rechnen – wenn überhaupt.

Wenn Arno F. Internetbanking machen möchte, holt er innerlich tief Luft, schickt einen Stoßseufer gen Himmel, startet seinen Rechner und harrt der Dinge. Hoffnungsfroh öffnet er seinen Browser und tippt die Adresse seiner Bank in das Eingabefenster. Die Sanduhr startet... und läuft .... und läuft ... und läuft... Nach einer Minute schickt das digitale Ührchen immer noch seinen Sand von oben nach unten und umgekehrt... sonst ist weiter nichts passiert.

„So geht das jeden Tag“, schimpft der Ingenieur für Nachrichtentechnik. „Ich versuche inzwischen schon gar nicht mehr, ernsthaft am Rechner zu arbeiten, denn die Datenmengen, die ich eigentlich durch die Gegend schicken müsste, um meine Arbeit machen zu können, sind nur mit DSL sinnvoll zu handhaben.“

Arno F.  wohnt in Vietze. Und somit knapp 2 km zu weit „in der Pampa“, um noch DSL bekommen zu können. So wie ihm geht es einigen tausend Lüchow-Dannenbergern, die mehr als 5 – 6 km von den Mittelzentren entfernt wohnen und somit nicht mehr DSL-fähig sind. Schaut man sich bundesweit um, so finden sich überall im ländlichen Raum DSL-Initiativen, die nach einer Lösung suchen.

Dabei hat sich die DSL-Verfügbarkeit längst zu einem echten Standortfaktor entwickelt. Lüchow-Dannenberger Makler schätzen, dass rund 20 % ihrer Kunden die DSL-Verfügbarkeit zur zwingenden Vorgabe für einen Hauskauf machen. Für Selbständige und Betriebe ist es sowieso meist nahezu unmöglich, die Geschäfte ohne DSL zu betreiben.

Nach diversen vergeblichen Versuchen von Einzelpersonen, aber auch örtlichen Zusammenschlüssen mit der Telekom zu einer Lösung zu kommen, haben sich jetzt die Wirtschaftsförderer der „Nordost-Region“ (Lüneburg, Uelzen, Lüchow-Dannenberg) zusammen getan, um mittelfristig zu einer weitgehend vollständigen DSL-Versorgung zu kommen.

Zwischen den Wirtschaftsförderern wurde eine Zusammenarbeit mit dem Niedersächsischen Breitband Kompetenz Zentrum (BBKZN) in Osterholz verabredet, das in der Vergangenheit schon erfolgreich für andere Region gewirkt hat.

Nach der Aussage von Peer Beyersdorff, Geschäftsführer des BBKZN gibt es einige Anbieter, die in Sachen DSL in der Region aktiv werden würden – wenn die Investitionen sich für denn rechnen. Oder anders gesagt: wenn die Fördergelder für den Ausbau stimmen. Doch um den genauen Bedarf zu ergründen, wird jetzt erst einmal eine Umfrage durchgeführt, die den Akteuren mehr Informationen über den tatsächliche Angebots- und Bedarfslage vor Ort geben soll.

Martina Grud, Wirtschaftsförderin für Lüchow-Dannenberg: „Die potenziellen Anbieter wollen aussagekräfte Angaben darüber, mit welchem Markt sie hier zu rechnen haben.“

Man glaubt es kaum, aber es gibt nirgends verlässliche Aussagen darüber, welche Gebiete bis heute mit DSL versorgt sind und welche nicht. Der sogenannte „Breitband-Atlas“, erstellt von der Bundes-Netzagentur, soll hierüber eigentlich Auskunft geben. In der Realität sind auf den Länderkarten allerdings fast alle Gebiete mindestens rosa markiet, was meint, dass hier „ein – zwei Technologien“ verfügbar sind. Welche das genau sind, bleibt im Dunkeln. Fachleute meinen, dies sei politisch gewollt, um Mißstände nicht allzu offenbar werden zu lassen.

Für Anne-Kathrin Röthemeyer, Pressesprecherin des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie (BMWI) ist diese Ansicht absurd. Das Kartenmaterial sei auf Basis freiwilliger Angaben erstellt worden, deswegen gäbe es hier keine genaueren Angaben.

Ausserdem hätten Berechnungen im BMWI ergeben, dass der Prozentanteil der Haushalte ohne Breitbandanschluss in den Ländern sich annäherungsweise wie folgt darstelle:  Berlin, Bremen, Hamburg je ca.  0%, Nordrhein-Westfalen < 0,5 %, Baden-Württemberg, Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Saarland je 1 – 2%, Bayern, Hessen und Rheinland-Pfalz je 2 – 5 %, Sachsen und Thüringen 5 – 7%, Brandenburg und Sachsen-Anhalt ca. 10%, Mecklenburg-Vorpommern ca. 16%.

Weshalb dann aber grosse Förderprogramme sowohl des BMWI als auch der niedersächsischen Landesregierung, um die Breitbandversorgung im ländlichen Raum zu fördern, wenn 98 - 99 % der Haushalte versorgt sind? Auch auf die Frage, warum Google 429.000 Suchergebnisse auf die Stichworte "DSL Initiativen" ausspuckt, weiß die Pressesprecherin keine Antwort. Für sie ist die DSL-Welt in Ordnung.

Wann kann mit einem Ausbaubeginn in der Region gerechnet werden?
Dazu Peer Beyersdorff: „Da betreten wir alle miteinander Neuland. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt lässt sich nicht sagen, wann mit dem Ausbau begonnen werden kann.“ Denn auch Peer Beyersdorff weiß, dass in dem DSL-Markt viel Bewegung ist. „Da haben wir in der Vergangenheit immer wieder Überraschungen erlebt. Das was gestern noch unmöglich schien, war plötzlich problemlos machbar.“ Der Druck auf die Anbieter müsse erhöht werden. Das gehe allerdings nur mit präzisen Daten.

Wenn diese dann vorliegen, gehen die Verhandlungen mit den Anbietern über Technologien und Kosten los. Ob Wimax, Satellit, Glasfaser oder... das ist zur Stunde noch unklar. Womöglich müssen neue Sendemasten aufgestellt werden. Dann stellt sich die Frage, wo und ob die Standorte dann genehmigt werden usw. usw. Wenn man sich die Einzelprobleme vor Augen führt, scheint ein Ausbaubeginn Mitte/Ende 2009 eher optimistisch kalkuliert.

'Doch Peer Beyersdorff hat keinen Zweifel daran, dass alle Beteiligten aus den Kommunen ein starkes Interesse daran haben, in Sachen DSL schnell zum Abschluß zu kommen. Denn immer mehr Wirtschaftsunternehmen ziehen sich aus dem DSL-freien Raum zurück – von Neuansiedlungen gar nicht erst zu reden. 

Auch Arno F. hätte das Haus in Vietze nicht gekauft, wenn er gewusst hätte, dass er hier vorläufig keine Chance auf DSL-Anbindung hat - es sei denn zu einem Einstiegspreis von 1200,-- Euro für Hardware, die ein Anbieter für eine professionelle DSL-Versorgung via Satellit haben möchte. Es geht zwar auch günstiger, aber dann ist mit Ausfallzeiten oder begrenzten Upload-Geschwindigkeiten zu rechnen. Auch die Versuche, mit einem lokalen Anbieter zu einer funkbasierten Versorgung zu kommen, schlugen fehl. Trotz Mitfinanzierung durch die Samtgemeinde sah sich die Firma aus Gusborn nicht in der Lage, für ein stabiles Funktionieren des Netzes zu sorgen.

Und hier geht es direkt zum Fragebogen für Lüchow-Dannenberg:
Interessierte aus den anderen Landkreisen wenden sich bitte an ihren Bürgermeister oder schauen auf ihren Gemeindewebsites nach.

Für das wendland-net ergibt sich
aus der Analyse unserer Zugriffsstatistiken folgendes Bild

DSL haben 44% unserer Nutzer
ISDN und analog 23%
unbekannt 28%
der Rest sind Kabel und T1

Wer Ideen hat zu Alternativen für die geplagten DSL-losen User - vielleicht hier kommentieren!

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2008-06-17 ; von Angelika Blank (autor),

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