Thema: dsl

DSL – Zwischenlösung oder Warten auf den großen Schlag?

Noch immer leben in Lüchow-Dannenberg rund 2/3 der Haushalte ohne einen schnellen Internetzugang. Für viele Grund genug, sich hier nicht anzusiedeln oder gar den Wegzug zu planen. Da die großen Anbieter nur gegen horrende Summen bereit sind, die Dörfer anzuschließen, will jetzt eine Gusborner Firma in die Bresche springen.

Befragt man die Makler der Region, so schätzen sie, dass rund 20 % der interessierten Hauskäufer sich nicht für ein Anwesen in einer Region entscheiden, in der sie keinen „echten“ DSL-Anschluss haben können. Und das sind im Landkreis Lüchow-Dannenberg im Prinzip alle Dörfer, die weiter als 6 km von der jeweiligen Samtgemeinde entfernt liegen. Auch wenn die Telekom sich in einzelnen Fällen, wie z.B. Clenze/Waddeweitz dann doch noch zu einer DSL-Versorgung bereit erklärte, bleiben die meisten Dörfer bis auf Weiteres unversorgt.

In der Samtgemeinde Gartow ging man deshalb einen Schritt weiter und entschied sich für einen Vertrag mit dem Funkanbieter bündelnet aus Gusborn, der funkbasierte DSL-Lösungen für die Gemeinden Schnackenburg, Prezelle und Vietze anbietet. Am Dienstag letzter Woche fand in Brünkendorf die zweite der gemeindlichen Informationsveranstaltungen statt, die die Firma bündelnet mit Unterstützung der Samtgemeinde Gartow gerade durchführt.

In seiner Einführungsrede erläuterte Gartows Kämmerer Hans-Heinrich Drimalski noch einmal, warum sich zunächst für die „kleine“ Lösung entschieden hat: „Die Deutsche Telekom wäre zwar bereit, die Region mit DSL zu versorgen, aber zu Konditionen, die für uns unannehmbar sind. Wir reden hier über eine sechsstellige Summe, bei der am Anfang keine Eins steht.“ Also soll Funknetzplaner Ulrich Klann und sein Partner Marcel Luft nun die Gemeinden rings um Gartow wenigstens mit einer funkbasierten DSL-Lösung versorgen.

Per Funk in die Dörfer

Mit Laptop und Beamer erläuterten Klann und Luft dann, was das für die Kunden bedeutet. Über einen Turm in Gusborn werden die Funksignale in die zu versorgenden Gemeinden geschickt, in denen dann ein sogenannter „Access Point“ (Zugangspunkt) die Weiterverteilung zu den einzelnen Kunden übernimmt. Jeder Kunde erhält ein kleines Empfangsgerät, welches mit einem Ethernet-Kabel an eine Verteilerdose angeschlossen wird. An diesen Verteiler kann dann der hauseigene PC oder ein Netzwerk angehängt werden. Sofern der eigene Computer W-Lan-fähig ist, kann dann das Internetsurfen nach Konfiguration der mitgelieferten Zugangsdaten losgehen. Weitere Software ist nicht notwendig.

Allerdings, so schränkte Ulrich Klann ein, muss zwischen „Access Point“ und dem Empfangsgerät Sichtverbindung bestehen. Es gilt also, am Haus oder im Garten eine Stelle zu finden, die optimale Sendeverhältnisse bietet. Da mag im ein oder anderen Fall auch eine Stange notwendig sein, auf die das Empfangsgerät aufgesetzt wird. Oder die Spitze des Birnbaums wird zur Empfangsstation.

Das Ethernet-Kabel zur Verbindung mit der Verteilerdose kann bis zu 100 m lang sein, ohne dass Empfangsverluste eintreten, informierte Klann. Bündelnet liefert dabei lediglich das Empfangsgerät sowie 10 m Kabel und die grundsätzlich notwendigen Informationen zur Installation der Geräte. Für die Installation und Ausrichtung der Empfangsgeräte sowie das Verlegen der Ethernet-Kabel bleibt der Kunde zuständig, der sich gegebenenfalls  einen Fernsehtechniker bestellen muss, wenn er mit der Installation alleine nicht zurecht kommt.

Zwischen 39,95 Euro und 49,95 Euro zahlt der Kunde dann pro Monat für eine DSL-Verbindung zwischen 1000 MB bis 3000 MB. Wobei zu erwähnen ist, dass diese Preise nur gelten, wenn sich eine Mindestanzahl von Kunden pro Gemeinde findet, die sich zu einem Vertrag mit der Fa. Bündelnet entschließen können. Für Vietze möchte Ulrich Klann zum Beispiel mindestens 20 Teilnehmer sehen, bevor er mit der Versorgung beginnt.

Auch differieren die Preise in den einzelnen Gemeinden. Wie zu hören war, wurden den Interessierten bei der ersten Informationsveranstaltung in Prezelle andere monatliche Preise genannt als den potenziellen Kunden vom Höhbeck. Klann und Luft erklären diese Preisunterschiede mit dem unterschiedlich hohen Installationsaufwand in den verschiedenen Gemeinden.

Sollten sich genügend Kunden für die Bündelnet-Versorgung entscheiden, so garantieren die beiden Funknetzplaner eine stabile DSL-Versorgung ihrer Kunden. Eine Sicherheitsleitung über Lüchow und Gorleben soll dafür sorgen, dass es nicht zu Ausfällen kommt, falls die Übertragung über den Gusborn-Weg einmal nicht funktionieren sollte. Für Betrieb, Wartung und Service stehen bei Bündelnet die beiden Funknetzplaner sowie ein externer Systemadministrator zur Verfügung. Mit diesem Personal, so sind die Techniker sicher, können sie die Gemeinden Schnackenburg, Vietze und Prezelle zuverlässig versorgen. Brünkendorf und Pevestorf können nach dem internen Plan erst dann angeschlossen werden, wenn es „genügend Bedarf“ gebe. Klann ließ hierbei im Dunkeln,  welche Größenordnungen hier notwendig wären, um einen Anschluß zu erreichen.

Kommt die große Lösung?

Die Reaktion der rund 40 Anwesenden auf das Angebot der Firma Bündelnet war eher zögerlich. Erstens hatte Ulrich Klann in der Vergangenheit in Vietze für Ärger gesorgt, weil er seinen Zusagen bei diversen Kunden nur sehr fragmentarisch nachkam. Nun habe man das Konzept auf "ganz neue Füsse gestellt", so Klann. So konnte zum Beispiel der Funknetzplaner Marcel Luft angeworben werden, der nun das Bündelnet-Team ergänzt. Ein Systemadministrator soll zusätzlich für die Stabilität des Netzwerkes sorgen. Und vor allem wurde eine Ersatzleitung über Gorleben eingeplant, falls die Funkverbindung nach Gusborn einmal zusammen brechen sollte.

Zum Anderen fragten sich die Interessierten aber auch, was denn aus der ehemals groß angekündigten kreisweiten DSL-Lösung geworden ist. Auch ärgerten sich Viele über die Ungerechtigkeit, in der Stadt für knapp 30 Euro Internet und Telefon nutzen zu können, während auf dem Lande immer noch mindestens 35 Euro lediglich für die Internetversorgung zu zahlen sind. Denn, auch dies machte Klann klar, für 39,95 Euro im Monat, liefert er lediglich die Möglichkeit, per DSL im Internet zu surfen bzw. Emails zu empfangen, nicht die Telefonie.

Eine Nachfrage bei Landrat Jürgen Schulz ergab, dass „in den nächsten Tagen“ bei der Bürgermeister-Dienstbesprechung die Ergebnisse der Untersuchung des Breitband-Competenz-Centrums in Osterholz vorgestellt werden. „Soweit ich gehört habe, bieten diese Daten eine sehr gute Ausgangsbasis für die nächsten Schritte“, so Jürgen Schulz. „Allerdings wissen wir zur Zeit noch nicht sicher, mit welchen finanziellen Unterstützungen wir rechnen können.“ Zwar seien im neuen Konjunkturpaket II der Bundesregierung ausdrücklich erhebliche Mittel für den Ausbau der Breitbandversorgung vorgesehen, aber derzeit sei noch unklar, in welcher Form und mit welcher Gegenfinanzierung diese Mittel für die Region nutzbar gemacht werden können. Landrat Schulz ist allerdings optimistisch, dass in den nächsten acht Wochen zumindest über die finanzielle Basis Klarheit herrscht. „Immerhin stehen uns ja rund 500 000 Euro aus dem regionalisierten Teilbudget der Ziel-1-Mittel zur Verfügung, die wir theoretisch als Gegenfinanzierung einsetzen könnten“, so Schulz. Hier sei aber noch einiges abzuklären.

Aber auch im günstigsten Fall geht auch Landrat Schulz nicht davon aus, dass eine flächendeckende Versorgung vor Ablauf von mindestens zwei Jahren gewährleistet werden kann. Bis dahin ist die Region also auf Zwischenlösungen angewiesen.

Was die Firma Bündelnet in ihrer Präsentation naturgemäß nicht erwähnte, war, dass auch alle „großen“ Anbieter, ob sie nun Arcor, t-mobile, Vodafone, O2 oder wie immer heißen, ebenfalls funk- oder satellitenbasierte DSL-Lösungen anbieten. Wenn für den eigenen Haushalt nicht zwingend die hohen "echten" DSL-Geschwindigkeiten benötigt werden, sondern nur eine Leitung, die mehr bietet als ISDN, so könnte es sich lohnen, durchaus noch einmal zu prüfen, welcher Anbieter für den eigenen Bedarf das günstigste Angebot bereit hält.

Foto: Angelika Blank

{{tpl:tocbox |style=width:60%;margin:6px; |hd=Mehr zu "DSL" |bd={toc |dt=Wiki |groupID=wnet |public=1 |tags=dsl |max=10 |template=tpl:link-list }
}}




2009-01-19 ; von Angelika Blank (autor),

dsl   breitbandversorgung  

Kommentare

    Sie müssen registriert und angemeldet sein um einen Kommentar schreiben zu können