Sie sind klein, spinnen sich mit hunderten ihrer Art in ein weiß-graues Gespinst ein und fressen mit Vorliebe Eichenbäume kahl: Eichenprozessionsspinner. Wer mit ihren feinen Härchen in Berührung kommt, kann mit allergischen Reaktionen rechnen, bis hin zum allergischen Schock.
Seit zwei Jahren sind die Raupen des Eichenprozessionsspinners auch im Landkreis Lüchow-Dannenberg regelmäßig zu finden - so auch dieses Jahr wieder. Eigentlich sind die kleinen Fress-Maschinen eine Schmetterlingsart, deren Raupen mit Vorliebe an Eichenbäumen anzutreffen sind. Durch das trockene und warme Wetter der letzten Wochen haben sich die Raupen vor allem in Lüchow-Dannenberg stark vermehrt.
Graues Gespinst umgibt die Äste von befallenen Eichen, darin unzählige Raupen. Unaufhaltsam holen sich die gefrässigen Larven Blatt für Blatt ihres Wirtsbaums, der Eiche. Erst wenn der Baum vollständig leergefressen ist, wechselt die Horde prozessionsartig – daher auch der Name – zum nächsten Baum über, um auch diesem den Garaus zu machen. Nur noch kurze Zeit werden die kleinen Monster ihr Vernichtungswerk fortsetzen - dann verpuppen sie sich, um einige Zeit später als Schmetterling wieder zu kommen. Doch auch die verlassenen Nester sind für Allergiker gefährlich - bis zu fünf Jahren können sie erhalten bleiben, wie Fachleute mitteilen.
Zwischen Gummern und Bömenzien sind die kleinen Nager inzwischen zum Problem geworden. "Hier sind 70 - 80 Bäume betroffen, viele auch schon kahlgefressen", klagt Förster Ulrich von Mirbach. "An einigen Stellen haben die Gemeinden schon Absaugmaßnahmen durchgeführt, doch hier ist eine zu große Fläche betroffen". Für eine eigene Besprühung durch Flugzeuge mit einem speziellen Bazillus ist die Fläche jedoch wiederum zu klein.
Was rät der Fachmann den vielen Privatbesitzern, auf deren Grundstücken Raupenbestände festgestellt wurden? Ulrich von Mirbach: "Wenn das Allergie-Problem nicht im Vordergrund steht, sollte man zunächst abwarten, ob die Population wieder zusammenbricht. Eine Alternative wäre, das gesamte Gespinst abzusaugen, das ist aber angesichts der Höhe, in der sich die Raupen oft aufhalten, sehr aufwändig und daher teuer. Desweiteren gibt es einen speziellen Bazillus, mit dem die Raupen besprüht werden können, was aber auch Gift für Pflanzen und andere Tiere ist. Dazu kommt noch, dass die Einzelbekämpfung oft wenig Sinn macht, wenn ringsum andere Bäume befallen sind."
Die befallenen Eichen können den Kahlfraß oft ausgleichen, wenn die Raupen sich frühzeitig genug über den Baum hergemacht haben. Denn Eichen haben die Fähigkeit, mitten im Jahr ein zweites Mal auszutreiben. So bedeutet ein aktueller Kahlfraß nicht unbedingt, dass die betroffene Eiche gefällt werden muss. "Trotzdem sind die Bäume natürlich geschwächt", so Förster von Mirbach. Deswegen werden er und seine Kollegen den Befall in ihren Revieren sehr genau im Auge behalten. Womöglich müssen doch noch Befliegungsmaßnahmen organisiert werden.
Das Gesundheitsamt warnt: „Es können auch Asthmaanfälle oder in seltenen Fällen allergische Schockreaktionen ausgelöst werden“. Da die alten Larvenhäute nach der Häutung in den Nestern bleiben, stellen auch die verlassenen Nester eine Gefahr dar.Wenn sich ein Aufenthalt in einem Bereich mit Raupenbefall nicht vermeiden lässt, rät das Gesundheitsamt aus Vorsorgegründen, die Raupen und Raupennester nicht zu berühren und empfindliche Hautbereiche (Hals, Nacken, Unterarme) zu schützen. Nach einem Kontakt mit Raupenhaaren sollte die Kleidung möglichst schnell gewechselt und gewaschen werden. Mit einem Duschbad und einer Haarwäsche können die Raupenhaare vom Körper entfernt werden. Beim Auftreten von gesundheitlichen Beschwerden sollte ein Arzt aufgesucht und auf den Raupenkontakt hingewiesen werden. Die Symptome können mit Medikamenten behandelt und gemildert werden.
Nicht nur die Gartower Samtgemeinde hat bereits veranlasst, dass von Alleen und anderen öffentlich zugänglichen Orten wie Friedhöfen oder Kindergärten die Gespinste abgesammelt bzw. abgesaugt werden, an anderen Stellen wurden Warnschilder aufgestellt. Auch in anderen Gemeinden werden aus Vorsorgegründen durch die Samtgemeinden und Gemeinden Warntafeln aufgestellt. Von einem Betreten dieser Plätze wird abgeraten. Denn bei Kontakt mit der Raupe oder den feinen Gespinsten kann es zu entzündlichen und allergischen Reaktionen auf der Haut (Rötungen, Quaddeln, Juckreiz) sowie der Augen und der Atemwege kommen.
Weitere Informationen zu Gesundheitsfragen gibt es beim Gesundheitsamt Zweigstelle Uelzen,Tel.: 0581-82462 oder Zweigstelle Lüchow, Tel.: 05841-120490. Im Internet finden Sie auch Informationen unter www.bba.de oder www.nlga.niedersachsen.de.