1721 brannte der ganze Ort Gartow und seine Kirche vollständig nieder. 1724 war dann der Wiederaufbau der Kirche abgeschlossen. Dieses Jubiläum wird am Sonntag mit einem Theaterspektakel, einem Festgottesdienst und einem anschließenden Fest gefeiert.
Gartows Bäcker soll den großen Brand verursacht haben, weil er seinen Ofen zu heiß werden ließ. Die Folgen waren katastrophal: am 29.Mai 1721 brannte innerhalb einer Stunde ganz Gartow nieder. Auch die Holzkirche wurde ein Raub der Flammen.
Dass die Feuersbrunst sich so ungehindert ausbreiten konnte, hatte ihre Ursache auch in der Bauweise. Strohdächer, eine enge Bebauung, trockene Misthaufen vor der Tür ... alles optimale Bedingungen für das Überspringen von Feuer.
Nach dem Wiederaufbau sah der Ort anders aus
Für den Wiederaufbau gab es deswegen strenge Regeln: die Häuser mussten "ordentlich" nebeneinander stehen, Reetdächer wurden verboten und andere brandbegünstigende Teile wie Misthaufen durften auf den Höfen nicht mehr stehen.
Und: im Ort selber durften nur noch zertifizierte Bäcker arbeiten. Alle anderen mussten ihre Brote außerhalb des Ortes backen. Der den Brand verursachende Bäcker hat den Ort verlassen - ob durch Druck oder freiwillig ist nicht bekannt.
Die Betroffenen konnten mit Unterstützung von Kirchenkollekten ihre Häuser wieder aufbauen. Für das Schulhaus und die Kirche reichte das Geld allerdings nicht. Das fehlende Geld wurde von Graf Bernstorff aufgestockt, so dass die Kirche im Jahre 1724 wiedereröffnet werden konnte. Als Holzkirche wurde sie allerdings nicht gebaut, sondern als Kirche aus Stein im Stil der Barockzeit.
Ein Theaterspektakel zur Erinnerung an das Geschehen
Diese Geschichte wird am Sonntag (6. Oktober) von rund 50 BürgerInnen in einem opulenten Theaterspektakel nachgespielt. "Es sollte etwas Besonderes werden", sagt Gabriele Blonski, Initiatorin und Regisseurin der Aufführung. Gemeinsam mit dem ehemaligen Pastor Eckhard Kruse hatte sie die Idee. Beiden war es wichtig, dass BürgerInnen an der Aufführung beteiligt werden. Nach intensiver Recherche der geschichtlichen Fakten schrieb Blonski das Drehbuch für die Inszenierung.
"Es ist kein historischer Vortrag, sondern Theater", macht Gabriele Blonski deutlich. "Es gibt auch keinen dramaturgischen Ablauf, sondern einzelne Spielszenen, Bänkelgesänge und auch Slapstick-Elemente". Die Geschichte wird nicht mit biederem Ernst erzählt, sondern durchaus ironisch gebrochen.
An dem Spektakel beteiligt sind die Jagdhornbläser, der Posaunenchor, Mütter mit Kindern, Konfirmanden sowie Teile der Kleinen Kantorei und Mitglieder der Familie von Bernstorff. Auch Gartows neuer Pastor Sascha Hintzpeter ist dabei.
Am Sonntag geht es um 11 Uhr an der Kirche mit der Aufführung los. Danach gibt es einen Festgottesdienst, gefolgt von einem Fest für alle.
Foto : Gabi Blonski (re.) bei einer Kostümprobe mit Teilnehmerinnen.