Das 3. Sozialforum kommt mit Politik, einer Demonstration und viel Kultur nach Hitzacker
Kaum sind der Treck nach Berlin und die Bundestagswahlen vorüber, bietet das 3. Sozialforum in Deutschland vom 15. bis 18. Oktober in Hitzacker vielfältige Möglichkeiten zur Auseinandersetzung mit politischen Mißständen. In Veranstaltungen, Vorträgen, Arbeitsgruppen und Gottesdiensten soll gemeinsam ein Zeichen gesetzt werden für solidarische Wege aus der Krise. Unter dem Motto „Die Krise hat einen Namen: Kapitalismus – Eine andere Welt ist möglich“ findet am Sonnabend, dem 17. Oktober, ab 13 Uhr eine Demonstration in Hitzacker statt. Nähere Einzelheiten und genaue Termine können im Büro der Bürgerinitiative (Lüchow, Rosenstraße 20, Telefon 0 58 41 - 46 84) in Erfahrung gebracht werden. Bürozeit: donnerstags von 15 bis 18 Uhr.
Anläßlich des 3. Sozialforums in Deutschland wird es neben dem rein Politischen auch eine Vielzahl von kulturellen Ausstellungen, Veranstaltungen und Auftritten geben. Noch sind nicht alle Zeiten und Orte fest, aber hier schon ein paar Appetithappen. Diese sind nicht nur als Abwechslung für die Forumsteilnehmer gedacht, sondern stehen allen offen. In der Regel gilt: Umsonst und drinnen und draußen – aber Spenden sind erwünscht. Bei bestimmten Konzerten kann auch Eintritt erbeten werden. Das alles wird im Detail noch in einem Programm-Flyer zu lesen sein. Da alles No-Budged- oder Low-Budged-Veranstaltungen sind, hoffen die Veranstalter – eine Arbeitsgruppe der KLP zum Sozialforum, daher auch die Vignetten von Irmhild Schwarz – auf rege Mund-zu-Mund-Propaganda und Hilfe beim Verteilen. Und wie das heute so üblich ist, wenn keiner Geld hat, gibt es jede Menge Informationen im Internet: sozialforum2009.de
Es gibt ein „Kulturzentrum“ in der ehemaligen Katholischen Kirche am Landgraben in Hitzacker. Dort gibt es von 16 bis 18 Uhr eine Offene Bühne. Einige Gäste haben sich schon angesagt: Lukas Spychay mit Pantomime von zwei Minuten bis? Elke Martens bietet „Frauenmundwerk“; hier geht’s um Liebe, Natur, Vergehen und Verwandlung. Helmut Koch liest Stücke von Friedhelm Kändler und anderen; Satire, Wortspielereien, Gedichte und Geschichten, Spontanes, Aktuelles – wie es kommt. Lutz Peschke, der Geiger, wird spielen. Wenn es nicht regnet und warm genug ist, kann es sein, daß sich einige Akteure mit ihrem Programm zusätzlich in den Straßen der Stadt zeigen.
Dann gibt es eine Jugendbühne in der Katholischen Kirche, für die sich bisher angemeldet haben: „DOV“ und „Rival 4“; zwei Kinder- und Jugendbands mit Punky-Rock-Musik, Lara Jünemann und ihre Mädchenband sowie die „Vollmers“-Band mit Lai, Pablo und Lili Vollmer. An gleicher Stelle gibt es täglich von 10 bis 12 und von 14 bis 16 Uhr einen Mitmachzirkus für Kinder unter Anleitung von Lukas Spychay.
Am Freitag um 22 Uhr kann man in Hitzackers St.-Johannis-Kirche „Impressionen zur Elbe – ein lebendiger und dynamischer Fluß“ erleben; die Fotografin Charlotte Böhm im Gespräch mit Ernst-Paul Dörfler, Dessau, und FreundInnen der Elbe plus Musik.
Am 9. Oktober beginnt um 19.30 Uhr in der Alten Sargtischlerei eine dreiteilige Veranstaltungsreihe zum Werk von Erasmus Schöfer. Martin Kempe stellt unter den Themen „Aufbruch: Ein Frühling irrer Hoffnung“ und (14. Oktober) „Basisbewegungen: Wyhl – Rheinhausen“ Bücher von Erasmus Schöfer vor. Am Forumswochenende gibt es einen Dialog zwischen dem Autoren und Martin Kempe unter dem Motto „Basisbewegung – Neuanfang“.
Am Freitag Abend findet ein Konzert in der Freien Schule Hitzacker statt. Brita Kärner und Stefan Buchenau geben „Hansi und die Königin der Nacht“. Zwei Obdachlose begegnen sich beim „Platte machen“ und stellen fest, daß sie ein gemeinsames, nicht nur musikalisches Repertoire haben. Eine Revue mit eigenen und gecoverten Stücken.
Ein Abendkonzert mit Elke Martens und Thomas Breckheimer mit Harfen und Flöten bringt barock-spritzige Musik.
Im Verdo, dem Haupt-Konferenzort des So-zialforums, liest Maria Freund am Freitag Märchen von starken Frauen (90 Minuten) und Sonnabend „Vier Elemente, innig gesellt, bilden das Leben, bauen die Welt“ (Schiller, 70 Minuten).
„Die Nacht ist jung & delikat“, lautet das Motto am Sonnabend ab 21 Uhr mit „Findus“ und „Bakkushan“. Den Anfang machen „Findus“ – fünf Freunde, die auf deutsch singen und ihre Lieder energisch schön spielen. Manchmal denkt man an den alten Opa Punk und manchmal an das kleine Mädchen Pop, manchmal an den grauen Hasen Hamburg und manchmal an den bunten Hund schönes kleines Dorf. Probe: www.findusmusik.de.
Dann kommen „Bakkushan“ mit einem Sound, der kompromißlos, energetisch und liebenswert ist und und beste Laune macht! Eine Band mit zwingenden Melodien und einer ton-nenschweren Rhythmusgruppe. Hörprobe: www.bakkushan.de. Anschließend ein heißer Mix aus alt und gebraucht und neu und frisch. Die „plattenknipser“ sind die beiden DJs Dr. Schmausi-Mausi und DJ Horst, Mann aus gutem Hause mit schlechter Bildung. Die Musik? So „IndieRockElektroPunkGefikke mit Hip-Hop-Noten“!
Sonntag, am Ende der Diskussionen, bittet Maria Freund zum „Gemeinsam tönen und singen“ – sie singt und läßt mitsingen.
Auch Ausstellungen werden in dieser Zeit zu sehen sein. Das Museum in Hitzacker, das „Alte Zollhaus“, zeigt: „Die Elbe“, fotografische Eindrücke der Elbe von Charlotte Böhm aus Hamburg. Eröffnung ist am Mittwoch, dem 14. Oktober, um 17.30 Uhr.
In der Alten Sargtischlerei, nahe der St.-Johannis-Kirche, richten Kira Stein und POM eine Kunstwerkstatt für alle ein. „Wasserspiele“ auf der Promenade am Schöpfwerk gibt es am Sonnabend. Dr. Erich Bäuerle mit seinen Moislinger Wasseransichten und Vorstellung des Projektes Echolot des Museums „Das Alte Zollhaus“: Die Elbe, ein dynamischer Fluß.
In der Dunkelheit dann Licht- und Filmprojektionen am Schöpfwerk zum Thema Elbe. Musik mit „Grimms Schwestern“ und anderen Gruppen – es darf getanzt werden! Und Überraschungen gibt’s! Für Kulinarisches wird gesorgt. Weitere Ausstellungen während des Sozialforums:
Gitta Witzke mit „Überweisen Sie einfach Geld auf mein Konto!” im Foyer des Verdo. Kathrin Karmann mit „Nothing sweet about me“, Installation und Objekte in der Freien Schule in Hitzacker. Im Verdo zeigt Charly Krökel Karikaturen zu Krieg und Umweltzerstörung. Mechthild Magerl zeigt die Collagen „Kein Weg“, „Bedrohte Stadt“ und „Recht auf Wasser, Recht auf Wärme, Recht auf Mutterland“ in der Freien Schule. Ebenda finden sich Annette Wirtz’ Bilder „role models”.
Auch in der Freien Schule oder im Kulturzentrum sind Installationen zu den Castor-transporten von Hannes Eckebert und Keramiken mit dem Titel „Grenzerfahrungen“ zu sehen.
In Dannenberg in der Galerie „Hinterhaus”, Am Markt 16, gibt es vom 5. bis 18. Oktober eine Gemeinschaftsausstellung von Katrin Magens, Heinke Both und Stefan Oppermann: „Von Kopf bis Fuß“; Zeichnungen, Collagen, Malerei und Holzschnitte. Das gemeinsame Thema sind Menschenbilder, Bilder von Menschen, die Be-gehrlichkeiten äußern, in Abläufe verstrickt sind, Befreiungsversuche unternehmen.