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Eine Reise nach Ghana - II. Teil

Björn Vogt reiste gemeinsam mit Bernard Fathmann aus Dannenberg vor einigen Wochen nach Ghana, um dort Projekte der Hilfsorganisation Opportunity International zu besuchen. Hier der zweite Teil seines Berichtes.

Am nächsten Tag bricht die Gruppe in Ho früh auf in Richtung Atlantikküste, Ziel ist die Stadt Aflao an der Grenze zu Togo. „Dort werden Sie etwas Wunderbares zu sehen bekommen“, verspricht Donald Szebu.

Die rund 100 Kilometer über die nagelneue Schnellstraße durch die wilde Landschaft ziehen sich. Affenbrotbäume und Termitenhügel sorgen für Abwechslung in der gleichförmig-grünen Küstensavanne. In Aflao angekommen, einer staubigen, vor Hitze flirrenden Kleinstadt biegen wir von der Hauptstraße, einer staubig-roten Sandpiste, ab in Richtung Küste, vorbei an ärmlichen Hütten. Autos fahren hier nur selten. 200 Meter vor dem Strand stoppt das Fahrzeug, es ist drückend heiß. Wir werden erwartet von einer Gruppe von Kleinbauern, die uns aus der gleißenden Mittagssonne in den Schatten von Kokospalmen geleiten. Sie zeigen uns frisch angelegte, fußballplatzgroße Felder, auf denen üppige grüne Pflanzen gedeihen: Okra-Schoten, Zwiebeln, Karotten. Weitere palmengesäumte Sandflächen sind bereits abgesteckt: Sie werden für den Anbau vorbereitet, wie Donald Dzebu berichtet.

Das Wunder von Aflao

Mit Hilfe der Mikrokredite von Opportunity können die Feldarbeiter hier Land pachten. Mit Naturdünger und einem ausgeklügelten, sehr kostengünstigen Bewässerungssystem können sie auf einfachem Sandboden in Sichtweite des Atlantiks das ganze Jahr über Gemüse anbauen und ernten.

Im Schatten einer riesigen Kokospalme setzen wir uns in den Sand, ein junger Mann klettert behende auf den Baum und hackt mit einer rasiermesserscharfen Machete Kokosnüsse ab. Mit geschickten Hieben öffnet ein Feldarbeiter die Früchte. Die köstliche Milch erfrischt, das gehaltvolle Mark wird mit einem Stück Schale herausgekratzt. Der Weg zum Ozean ist gesäumt von einer Kakteenhecke, der Weg liegt voll mit Plastikmüll. Für ein entwickeltes Umweltbewusstsein ist Ghana noch zu arm, zu jung. In der Brandung ist eine Gruppe junger Männer dabei, ein riesiges Netz einzuholen, der Fang ist mager. Allerdings sollen die Fischbestände vor der Küste noch groß sein, berichtet unser Guide. Lomé, die togolesische Grenzstadt, ist in Sichtweite.

Opportunity - Hilfe für den ländlichen Raum

Opportunity International Deutschland unterstützt Projekte in 25 Ländern; und immer häufiger fließt das Geld – wie hier in Aflao - in strukturschwache Gebiete abseits der Metropolen. „Allzu oft konzentriert sich westliche Hilfe auf die Hauptstädte und deren Vororte. Wir versuchen bewusst, immer mehr aufs Land zu gehen. Die Menschen dort stehen oft noch viel mehr im Schatten“, berichtet der Vorstand von Opportunity Deutschland, Stefan Knüppel. So beginnt in diesen Tagen ein neues Landwirtschaftsprojekt im Norden von Ghana. Und demnächst geht Opportunity in Uganda mit einem neuen Hilfsprojekt bewusst in die ländliche Region; auch dort sollen vor allem Kleinbauern unterstützt werden.

Wichtigstes Land für die Opportunity-Hilfe bleibt aber Ghana; etwa 40 Prozent der Spendengelder fließen in den westafrikanischen Staat.

Am nächsten Morgen, zurück in der Millionenstadt Accra, könnte der Kontrast größer nicht sein: In dem auf eisige 18° C runterklimatisierten Geländewagen rumpeln der örtliche Opportunity-Mitarbeiter Patrick Gyabaah mit Bernard Fathmann und dessen Sohn David über eine Sandpiste in einen Vorort-Slum. Den dichten Verkehr im Zentrum von Accra hat die Gruppe hinter sich gelassen, dafür muss Fahrer Isaac Okoe nun höllisch aufpassen, nicht in einem der gewaltigen Schlaglöcher hängenzubleiben.

Einfache Wellblechhütten, auf die erbarmungslos die tropische Sonne brennt, draußen herrschen 36°C bei 88 Prozent Luftfeuchtigkeit: es ist der Übergang von der Regenzeit in die trockene, die „heiße Zeit“, wie die Anwohner sagen.

Mobilität durch alte europäische Autos

Die Menschen vor Ort, selber zu Fuß unterwegs, sind große Geländefahrzeuge gewohnt, Hilfsorganisationen und Entwicklungshelfer verlassen sich gerne auf blitzende Neuwagen. Opportunity nicht. „Wir können nicht fett werden“, schmunzelt Donald Dzebu: „Unsere Gewinne samt der Zinsen werden sofort wieder in neue Clients und ihre Trustbanks investiert.“ So bleibt das gespendete Geld nicht nur vor Ort, sondern zirkuliert weiter und hilft immer neuen Bedürftigen, eine Existenz aufzubauen.

Opportunity-Mitarbeiter bewegen sich normalerweise mit den in Ghana üblichen preiswerten Minibussen fort. 200 Kilometer kosten einen Cedi, umgerechnet 50 Cent. Ein eigens Auto kann sich hier kaum jemand leisten.

Die wenigen Touristen bewegen sich in Ghanas Hauptstadt Accra mit Taxis fort. Irgendwie lebt die deutsche Abwrackprämie hier fort – unzählige Opel Ascona B, in erstaunlich schlechtem Zustand, holpern durch die Metropole - statt TÜV verweisen riesige bunte Aufkleber auf Gottes Hilfe.

Der dunkelblaue Mietwagen mit den Opportunity-Mitarbeitern und Bernard Fathmann als Gast hält derweil vor der „Holiam International Complex School“, die von Pastor Seth Young betrieben wird. Trotz der für europäische Verhältnisse überaus spartanischen Ausstattung ist sie ein echtes Erfolgsmodell.

Gegründet wurde die Schule als Kindergarten im September 2005 – mit 35 Kindern und zwei Lehrern. Heute werden 527 Kinder zwischen zwei und 16 Jahren von 15 Vollzeitlehrern und drei weiteren Mitarbeitern unterrichtet.

Viele der jungen Schüler sind Waisenkinder, die dank der Unterstützung durch Opportunity hier die Möglichkeit bekommen, eine Schule zu besuchen und neben dem Lesen, Schreiben und Rechnen auch Englisch zu erlernen. 95 Prozent der Schüler schaffen den Junior High School-Abschluss.

Foto/s: Björn Vogt

 

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2010-12-29 ; von Björn Vogt (autor),

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