Vorvergangene Woche hatte Lüneburgs erster Kreisrat Jürgen Krumböhmer auf einer Fraktionssitzung der CDU in Neu Darchau mitgeteilt, er wolle die Bürger des Ortes bei der Planung der Elbbrücke mit einbinden. Doch die Bürgerinitiative zweifelt daran, dass die Bürger ernsthaft in Entscheidungen einbezogen werden sollen.
„Herr Krumböhmer sagte ,einbinden‘, nicht ,einbeziehen‘“, so Ulli Stang, Sprecher der Bürgerinitiative (BI) Ja zur Fähre – Nein zur Brücke bei einem Pressegespräch der BI am Freitag. „Einbinden – da klingt das Wort ,anbinden‘ mit. ,Einbeziehen‘ dagegen würde Gespräche auf Augenhöhe und unter gleichberechtigten Partnern bedeuten. Genau das aber will Krumböhmer nicht! Vielmehr versucht er offenbar, die Neu Darchauer Bürger mit einem Schein-Dialog einzulullen und ihnen die Brücke und die Zufahrt durch den Ort schmackhaft zu machen.“
Auf die vermutete willkürliche Auswahl von nur rund einem Viertel der Neu Darchauer Haushalte für eine Befragung antwortet die BI: „Wir sehen es als unsere Aufgabe an, unsere Nachbarn in Katemin und Neu Darchau darüber zu informieren, welche Auswirkungen der Bau der Brücke haben würde“, so Stang. Dazu werde die BI an den kommenden Samstagen erneut mit Infoständen im Ort präsent sein und in den nächsten Wochen regelmäßig das Informationspapier ,Fährbindung‘ veröffentlichen. „Wer entscheiden soll, muss gut informiert sein“, erläutert Ulli Stang, „und da die Brückenbefürworter mit Informationen sehr zurückhaltend sind, müssen wir halt diesen Part übernehmen.“
Ohnehin kann Stang die Entscheidung für die Umfrage, die weitere rund 50 000 Euro kosten soll, nicht nachvollziehen. Lüneburgs Landrat Manfred Nahrstedt (SPD) hatte am letzten Dienstag in einer Sitzung des Kreisausschusses deutlich gemacht, dass er dem Landkreis Lüneburg die Mehrkosten durch die zu erwartende Preissteigerung beim Bau und die bislang nur vage bezifferten Unterhaltungskosten nicht zumuten wolle.
„Und“, fügt Ulli Stang an, „auch im Kreishaus in Lüchow wird hinter vorgehaltener Hand bereits davon gesprochen, dass die Brücke ,tot‘ sei.“ Umso wichtiger sei es jetzt, so Stang, den jahrelangen Entwicklungsstillstand diesseits und jenseits der Elbe zu beenden. „Ich träume von einem elbübergreifenden runden Tisch, von einem echten Dialog mit Kreis- und Kommunalpolitikern, Bürgern und Unternehmern. Eine Umfrage unter ausgewählten Bürgern ist dagegen nur Augenwischerei!“
Foto: Andreas Conradt / Ulli Stang von der BI gegen die Elbbrücke bei einer Protestaktion am Elbufer