Thema: gesundheit

Elbe-Jeetzel-Klinik: Neubau mit Patientengarten

„Das ist so schön, dass man hier aus den Krankenzimmern direkt nach draußen gehen und da im Sommer bei den Rosen sitzen kann. Schade, dass das hier alles wegkommt“, bedauert eine Patientin der Capio Elbe-Jeetzel-Klinik (EJK) in Dannenberg mit Blick auf die Baustelle für den Krankenhaus-Neubau. Doch auch in und an der künftigen Klinik wird es nicht an „grünen Bereichen“ mangeln. Und dazu noch Internet per WLAN in allen Zimmern ...

Ein Patientengarten wird angelegt, kündigt Christian Merhof bei einer Baubesichtigung an. Der Diplomingenieur ist bei der Architektengruppe Schweitzer + Partner  aus Braunschweig verantwortlich für den Bau der Klinik. Zu dem Garten gehört auch der Außenbereich der Caféteria, so dass sich die Patienten und ihre Besucher gleich nach der Sahnetorte ein bisschen Bewegung verschaffen können. Mit Grün- und anderen Pflanzen sollen auch die Lichthöfe der neuen Elbe-Jeetzel-Klinik (EJK) verschönert werden, ebenso der Eingangsbereich. Dort, aber das ist noch nicht endgültig entschieden, könnte auch ein kleiner Teich entstehen.

Grundwasser wird in die Jeetzel gepumpt

Doch noch ist Wasser an der EJK gar nicht gern gesehen: Grundwasser nämlich ist reichlich vorhanden, tief in dem Gelände, auf dem Niedersachsens Sozialministerin Mechthild Ross-Luttmann im Juni den ersten Spatenstich gesetzt hatte und auf dem Anfang August mit dem Aushub der Baugrube begonnen worden war. Um jegliche unerwünschte Nässe abzuwehren, haben die Bauleute 80 tiefe Bohrungen vorgenommen, aus denen über Rohre und Schläuche das Grundwasser abgepumpt wird. Es landet zunächst in einem Absinkbehälter, in dem Sandreste verbleiben und gelangt dann über eine Leitung, die an der Brücke zwischen Dannenberg und Bückau über den Deich geführt wird, in die Jeetzel.

Trockenen Fußes können sie demnach ihrer Arbeit nachgehen, die fleißigen Leute, die derzeit das Fundament der Klinik errichten, zum Beispiel den Untergrund eines der Lichthöfe. Dort wird demnächst einer der beiden Baukräne aufgestellt, die fortan die Baustelle „bedienen“. Die Kräne bleiben in den Lichthöfen, bis der dreistöckige Bau hochgezogen ist. Dann werden die Kräne auseinander montiert, und ein weiterer Kran zieht die Elemente seiner „Kameraden“ aus dem fertigen Bauwerk heraus.

Eröffnung Ende 2011 oder Anfang 2012

Ehe dies geschieht, wird noch viel Wasser die Jeetzel hinunter fließen. Ende 2011, womöglich Anfang 2012, so Bauleiter Roland Huhn als Vertreter des Bauherrn, des Unternehmens Capio , ist als Eröffnungstermin der Klinik angepeilt. Der schwedische Krankenhauskonzern Capio ist seit Januar 2006 Eigentümer der Dannenberger Klinik.

Rückblende: Ein Krankenhaus gibt es in Dannenberg seit 1886. Es lag seinerzeit in den Händen der Johanniter, kostete rund 134 000 Reichsmark. Als der Platz dort nicht mehr ausreichte, wurden Krankenhaus-Behelfsbauten in Meudelfitz errichtet. Sie taten ihren Dienst bis 1961. In jenem Jahr war nach rund dreijähriger Bauzeit das Dannenberger Kreiskrankenhaus an der Hermann-Löns-Straße fertiggestellt, so wie es sich heute – mittlerweile erweitert – dem Betrachter darstellt. Rund 4,5 Millionen DM kostete das Projekt. Viele Jahre lang war die Klinik ein Eigenbetrieb des Landkreises. Doch zunehmend wuchsen die wirtschaftlichen Sorgen um das Haus. Eine Sanierungsgeschäftsführung wurde eingesetzt, kontrovers wurde auf der politischen Ebene die Frage diskutiert: „verkaufen – oder nicht?“ Schließlich entschied der Kreistag mehrheitlich, das Krankenhaus, das mittlerweile in Elbe-Jeetzel-Klinik umbenannt worden war, zu veräußern. Käufer war Anfang 2004 die Deutsche Klinik GmbH aus Bad Brückenau. Diese wiederum wurde 2006 vom schwedischen Capio-Konzern gekauft. Seitdem gehört die EJK innerhalb der Capio-Gruppe zur Capio Deutsche Klinik GmbH.

Zweibettzimmer mit WC und Dusche

Das Unternehmen entwickelte schon kurz nach der Übernahme des Krankenhauses konkrete Pläne für einen Neubau. Der alte Klinikkomplex sei in mehrfacher Hinsicht nicht mehr zeitgemäß, hieß es. Die Wege zwischen den Stationen und Funktionsbereichen seien viel zu weit, die Krankenzimmer teilweise nicht mehr heutigem Standard angemessen, die Gebäudesubstanz sei alles andere als energiesparend, und das Dach sehr sanierungsbedürftig. Ein Neubau sei sowohl mit Blick auf das Wohl der Patienten, auf die Arbeitsbedingungen der rund 250 Beschäftigten und hinsichtlich der Wirtschaftlichkeit die beste Lösung, befand Capio. Ein rund 110 Meter langer und 70 Meter langes Gebäude wurde geplant, das auf drei Etagen insgesamt etwa 15 000 Quadratmeter Nutzfläche bietet. Ausschließlich Zweibettzimmer wird es geben, jedes mit Dusche und WC ausgestattet. Zurzeit müssen die Patienten teilweise noch über den Flur zum „Gemeinschaftsklo“ oder zum Bad laufen, und zurzeit gibt es auch noch Vierbettzimmer. Unter anderem wird auf allen Zimmern eine WLAN-Verbindung möglich sein, so dass die Patientinnen und Patienten mit ihren Laptops jederzeit ins Internet kommen.

Die alten Gebäude werden abgerissen

Rund 38 Millionen Euro kostet der Neubau. Gut 12 Mio. Euro steuert das Land Niedersachsen bei, nahezu 20 Mio. Euro die Europäische Union, die restlichen 6 Millionen zahlt Capio. Den Bauauftrag erhielt die Firma Wolff & Müller aus Dresden. Darüber hinaus sind mehrere Firmen – vorwiegend aus Lüchow-Dannenberg – am Bau beteiligt. Zurzeit arbeiten etwa 25 Leute auf der Baustelle, wohnen teilweise auch dort in Containern. Diese Zahl wird sich im Laufe des Baufortschritts auf rund 60 Beschäftigte erhöhen. Arbeiten an der EJK, das heißt auch: Abriss der bestehenden alten Gebäude. Nur ein kleiner Teil der alten Bungalows ist noch für eine mögliche Nutzung durch die benachbarte Wendlandschule in der Diskussion.

Zum Projekt gehören auch 100 zusätzliche Autoparkplätze und eine etwas veränderte Zufahrt, die auf den großen, hellen Eingangsbereich der künftigen Klinik führt. Dorthin, wo die Patienten und Besucher die Rezeption erwartet. Sie wird sich deutlich unterscheiden vom derzeitigen „Empfang“ der EJK, der – behutsam ausgedrückt – sehr schlicht wirkt und eher an den Schalterbereich einer Behörde aus den 50er Jahren erinnert.

„Keine Teleportalklinik“

Wie schon in der bestehenden Capio Elbe-Jeetzel-Klinik, so soll auch in der neuen EJK ein gutes Zusammenwirken von niedergelassenen Ärzten und Krankenhaus-Medizinern, also eine effektive Verknüpfung von ambulanter und stationärer Behandlung erfolgen. Keineswegs, so wurde unter anderem von der Capio-Geschäftsführung betont, werde aus dem „Krankenhaus der Grundversorgung“ eine so genannte Teleportalklinik. Entsprechende Befürchtungen waren in der Bevölkerung zu hören gewesen. Teleportal, das heißt, vereinfacht dargestellt: Ein Patient kommt in die Klinik, die Diagnose wird – etwa anhand eines Röntgenbildes - per Datenleitung einem Spezialisten in einem „Schwerpunktkrankenhaus“ zugeleitet. Der Arzt der Teleportalklinik und sein Fachkollege entscheiden dann gemeinsam, ob der Kranke in der „kleinen“ Klinik bleibt oder ins Schwerpunktkrankenhaus gebracht werden muss.

Baustelle willkommene Abwechslung

Fühlen sich die Menschen im Krankenhaus durch den Bau gestört? „Im Gegenteil“, berichtet Capio-Bauleiter Roland Huhn, „viele hier sehen das Ganze als willkommene Abwechslung“. Und so sind denn auch an kühlen Herbsttagen dann und wann Patientinnen und Patienten zu sehen, die sich mal kurz eine Jacke übergezogen haben und zum Beispiel die großen aus Stahl geflochtenen Block-Elemente bestaunen, die schon bald verschalt und mit Beton vergossen werden und dann zum Fundament werden für die neue Capio Elbe-Jeetzel-Klinik in Dannenberg.

Fotos: Hagen Jung

 

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2009-10-29 ; von Hagen Jung (autor),

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