Mitte März stellten eine BUND-Vertreterin und zwei VertreterInnen des Wasser- und Schifffahrtsamtes Elbe vor dem Fachausschuss Naturschutz das im Jahre 2017 vereinbarte Gesamtkonzept Elbe vor. Interessant: die konzeptionelle Vorstudie zum Ausbau der sogenannten "Reststrecke".
Das Thema "Ausbau der Elbe-Reststrecke zwischen Hitzacker und Dömitz" ist nicht neu. Bereits im Jahre 2017 war das Gesamtkonzept Elbe vereinbart worden, in dem eine durchgängige Fahrrinnentiefe von 1,40 m festgelegt wurde. Im Juni 2022 veröffentlichte die Arbeitsgemeinschaft Reststrecke eine konzeptionelle Vorstudie , mit der geklärt werden soll, „welche Möglichkeiten zur Anpassung dieses Elbabschnittes unter Maßgabe der verkehrlichen und ökologischen Zielstellungen bestehen", heißt es in den Erläuterungen zur Vorstudie. Sie soll den Grundstein für weiterführende Planungsleistungen
zur erfolgreichen Umsetzung des Gesamtkonzeptes Elbe in diesem
Streckenabschnitt legen.
Zur Erinnerung: im Gesamtkonzept Elbe heißt es: " Die Fahrrinnentiefe der Binnenelbe soll durch lokale Ergänzungen und Anpassungen (gemeint ist hier die Elbstrecke zwischen Hitzacker und Dömitz) des vorhandenen Stromregelungssystems an 345 Tagen im langjährigen Mittel auf mindestens 1,40 m unter GlW2010 verbessert werden (Verlässlichkeit der Nutzung), soweit es die Bekämpfung der Sohlerosion nicht behindert und entsprechende Vorgaben zugleich den Zielsetzungen von Natura 2000 und WRRL dienen." Der Anspruch des Gesamtkonzeptes Elbe ist es, gemeinsame Lösungen für Naturschutz, Wasserbewirtschaftung sowie Stromregelung und Verkehr zu erarbeiten.
Zu der Arbeitsgruppe gehören Vertreter von Mecklenburg-Vorpommern ebenso wie jene verschiedener Bundes- und Landesbehörden aus der Wasserwirtschaft und Gewässerkunde. Für den Naturschutz waren in dieser Runde das Bundesamt für Naturschutz, Dr. Johannes Prüter und Dirk Janzen (beide Biosphärenreservatsleitung) vertreten.
Mitte März wurde den Kreistagsmitgliedern im Fachausschuss Naturschutz das Gesamtkonzept Elbe - so wie es 2017 vereinbart worden war - noch einmal vorgestellt. Ein Anlass, sich die konzeptionelle Vorstudie zum Ausbau der "Reststrecke" etwas genauer anzusehen.
In der Studie wird in verschiedenen Bereichen (vor)untersucht, inwieweit ein Ausbau realisierbar ist. Laut Gesamtkonzept Elbe sollen die drei Felder Hochwasserschutz (Wasserrückhalt,
Wasserhaushalt), die Verbesserung der Schifffahrtsverhältnisse und
die Erhaltung und Wiederherstellung von Habitaten und Lebensraumtypen in
Gewässer, Ufer und Aue miteinander in Einklang gebracht werden.
Technisch sei dieser Anspruch grundsätzlich realisierbar besagt die Studie. Eine Herausforderung für die Planung seien aber die "eigendynamischen Entwicklungprozesse" im Bereich der Elbe-Reststrecke. Gemeint sind hier vermutlich Wanderdünen , die regelmäßig eine Korrektur der Fahrrinne notwendig machen.
Genehmigungsrechtlich sieht man ebenfalls keine größeren Schwierigkeiten. Anders sieht es jedoch mit der organisatorischen Machbarkeit aus. Diese wird "aktuell" als kritisch eingeschätzt. Die Studie sieht hier einen deutlichen Mangel an personellen Ressourcen. Für die Mitarbeit von Bundesbehörden seien zwar Stellenanteile bereitgestellt worden, aber nicht für die zuständigen Behörden der Länder Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern.
Zur wirtschaftlichen Machbarkeit gibt es keine Aussagen - da wegen der frühen Projektphase bisher keine Kosten ermittelt worden sind.
Im Ergebnis wird empfohlen, die Arbeitsgruppe unter der fachlichen Begleitung der wissenschaftlichen Oberbehörden fortzuführen. Zunächst sollten nach Ansicht der Studienverfasser die potenziellen Maßnahmen in Bezug auf ihre Auswirkungen auf die morphologischen und hydrodynamischen Prozesse sondiert werden.
Hier eine Linkliste für alle, die sich mit dem Thema näher beschäftigen wollen:
- Konzeptionelle Vorstudie
- Gesamtkonzept Elbe + verschiedene Protokolle, Analysen + Präsentationen
- BUND: Kosten für Wasserstraße steigen – Güterschiff-Transporte brechen um rund 80 Prozent ein
- BUND fordert Ende der Elbe-Ausbauplanungen an Reststrecke ...
- Deutschlandfunk: ... Wenn die Elbe nur noch knietief ist
Foto | Amt Lenzen: Auch bei Lenzen entwickeln sich immer wieder massive Sandbänke in der Elbe (ockerfarbene Verfärbung im unteren Bereich des Bildes)