Militärische Musterungen, wie sie unzählige junge Bundesbürger bei herunter gelassenen Hosen über sich ergehen lassen mussten, gab es 1813 offenbar noch nicht. Denn sonst wäre eine junge Frau namens Eleonore Prochaska nicht schon mit 28 Jahren gestorben, tödlich verletzt in der Göhrde-Schlacht, als Mann verkleidet.
Am Internationalen Frauentag, dem 8. März, auch in Lüchow-Dannenberg nach berühmten, mit der Geschichte dieser Gegend verknüpften Frauen Ausschau zu halten und dann an Eleonore Prochaska zu denken, liegt nahe. Zumal sie drei Tage später Geburtstag hat. Am 11. März 1785 kam die Unteroffizierstochter in Potsdam zur Welt. Vom militaristischen Milieu geprägt, vom Patriotismus ihrer Zeit durchdrungen, begeisterte sie sich so sehr für die Befreiungskriege gegen Napoleon, dass sie selbst „dabei“ sein wollte: bei der kämpfenden Truppe. In Männerkleidung und wohl auch sonst „männlich“ zurecht gemacht, meldete sie sich unter dem falschen Namen „August Renz“ beim Militär, diente unter anderem als Trommler im Lützowschen Freikorps.
Als Mann verkleidet in die Göhrde-Schlacht
In der mörderischen Schlacht an der Göhrde erlitt sie durch einen Schuss schwerste Verletzungen. Der Überlieferung nach soll Eleonore Prochaska, nachdem sie getroffen worden war, ihrem Vorgesetzten zugerufen haben: „Herr Leutnant, ich bin ein Mädchen“. Die ärztliche Versorgung bestätigte dies. Zur weiteren Behandlung wurde Eleonore Prochaska nach Dannenberg gebracht, in ein Bürgerhaus in der Langen Straße 32. Dort starb sie am 5. Oktober 1813. Seit 1988 erinnert eine schlichte Tafel an jenem Haus an das Geschehen.
Zum „Heldenmädchen“ verklärt
Darüber hinaus künden zwei Monumente vom frühen Tod der jungen Frau. Das eine ist auf dem kleinen St. Annen-Friedhof in Dannenberg am Prochaskaplatz zu finden: ein Obelisk über Eleonore Prochaskas letzter Ruhestätte. Mit „militärischen Ehren“ ist sie dort bestattet worden, erfahren die Betrachter des Grabsteins. Das zweite Denkmal steht in ihrer Geburtsstadt Potsdam auf dem Alten Friedhof: eine Säule, auf der ein Preußenadler thront. Im zeitgemäßen Pathos zum „Heldenmädchen“ verklärt, wurden der Toten Ehrungen auch in Form von Versen und Musik gewidmet.
Initiatorinnen des Frauentages warnen vor Krieg
Kann der Internationale Frauentag ein Anlass sein, einer Frau zu gedenken, die ihr Frausein nach außen hin aufgab, um in einen blutigen Krieg zu ziehen? Durchaus, wenn man das schreckliche Sterben der jungen Eleonore als Mahnung versteht. Eine Mahnung, die von vielen Frauen immer wieder erhoben wurde und wird. Auch vor über 100 Jahren bei der Entwicklung des Frauentages auf der zweiten Internationalen Sozialistischen Frauenkonferenz wurde von denen, die jenen Tag aus der Taufe hoben, zugleich eine „Resolution, die Erhaltung des Friedens betreffend“ verabschiedet. Und gerade die große Sozialistin und Frauenrechtlerin Clara Zetkin, die als Initiatorin des Frauentages gelten darf, zählte stets zu den Friedens-Mahnerinnern. Nach wie vor gilt ihre Warnung, ein Krieg werde „Menschenleiber, Wohnstätten und Felder zerstampfen“. Wie es in den Befreiungskriegen und jedem anderen Krieg geschah und geschehen wird.
Und hier geht es zur Göhrdeschlacht LIVE! :-)
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