Thema: endlagersuche

Aus für den Salzstock Gorleben

Unglaublich - aber wahr: Die Bundesgesellschaft für Endlagerung legte heute einen Zwischenbericht vor, der die Regionen auflistet, in denen weiter nach einem Endlagerstandort gesucht werden soll - der Salzstock Gorleben ist darin nicht genannt.

Es ist ein kurzer nüchterner Satz im Zwischenbericht der Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE), mit dem ein über 40 Jahre langer Konflikt beendet wird: "Der Salzstock Gorleben ist nach Anwendung der geowissenschaftlichen Abwägungskriterien gemäß § 24 StandAG kein Teilgebiet geworden. Der Salzstock Gorleben wird daher nicht bei den weiteren Arbeiten zu den Vorschlägen über die Standortregionen betrachtet. "

In einem eigenen Kapital betont die BGE, dass das durch die jahrzehntelangen Erkundungen erworbene Wissen bei der Bewertung der Standorteignung keine Rolle spielte.  Die vorhandenen Daten seien lediglich genutzt worden, "wie sie zur Bewertung des Salzstockes Gorleben – Rambow und anderer oder des Wirtsgesteins Steinsalz in steiler Lagerung auf dem jetzigen Stand des Standortauswahlverfahrens benötigt wurden". Auch die Tatsache, dass im Salzstock eine umfassende Infrastruktur geschaffen wurde, sei in die Bewertung nicht eingeflossen.

In dem Bericht sind über 90 Teilgebiete  quer durch Deutschland genannt, die aufgrund ihrer geologischen Beschaffenheiten grundsätzlich als Endlagerstandorte infrage kommen. Dabei werden nun verschiedenste Wirtsgesteine wie Ton, Granit aber auch Salz in Betracht gezogen. Damit werden auch Gebiete in Bayern und Baden-Württemberg in die Betrachtung aufgenommen.

Das Zwischenlager für schwach- und hochradioaktivem Abfall bleibt Gorleben allerdings bis auf Weiteres erhalten. Es gibt keine Informationen darüber, wie es mit diesem Lager weitergeht. Im Transportbehälterlager in Gorleben stehen aktuell 113 Castorbehälter mit abgebrannten Brennstäben und anderem hochradioaktivem Abfall. Bis zum Jahre 2034 ist die Einlagerung noch genehmigt. Auch ohne den Auschluss von Gorleben als Endlagerstandort war schon seit längerem ist klar, dass sich die Einlagerungszeit massiv verlängern wird.

Kritische Wissenschaftler fordern deshalb schon seit Jahren, zu untersuchen, wie sich längere Zwischenlagerzeiten auf die Stabilität der Behälter auswirken - und dann entsprechende Sicherheitskonzepte zu entwickeln.  

Wie geht es jetzt weiter?

Der nächste Schritt ist die Ermittlung von Standortregionen für die übertägige Erkundung. Nach dieser Untersuchung werden dann zwei Standorte ausgewählt, die untertägig untersucht werden. Bis 2031 soll dann ein Standort für ein Endlager benannt werden.

BI: Eine Chance, das Suchverfahren unbelastet fortzusetzen

In einer ersten Reaktion zeigte sich die Bürgerinitiative Umweltschutz (BI) verhalten. "Wir hatten die klare Erwartung, dass Gorleben in dem neuen Suchverfahren wegen der geologischen Mängel herausfallen müsste, und zwar bereits im ersten Schritt “, so BI-Sprecher Wolfgang Ehmke. „Nach über 40 Jahren nun einen Schlussstrich unter das Gorleben-Kapitel zu ziehen, ist eine Chance, das Suchverfahren wirklich unbelastet von den alten Querelen wissenschaftsbasiert und fair zu gestalten. Unsere Befürchtung, Gorleben als Rückfalloption aus politischen Gründen im Spiel zu halten, wäre damit vom Tisch.“

Am 4. Oktober wird an den Atomanlagen in Gorleben dennoch demonstriert. Ehmke: „Das wird keine Jubelparty. Wir bringen uns solidarisch weiter in das Endlagersuchverfahren ein." Die Kritik am Suchverfahren sei damit nicht vom Tisch. Vor allem die Fachkonferenz Teilgebiete, in der alle betroffenen Regionen den BGE-Bericht unter die Lupe nehmen, böte keine Möglichkeit einer echten Mitbestimmung.  

Foto | Angelika Blank: Das Projekt Endlager Gorleben ist nach über 40 Jahren gestorben. 




2020-09-28 ; von Angelika Blank (autor),
in 29475 Gorleben, Deutschland

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