Das Prinzip ist altbekannt: Je größer der Misthaufen, desto mehr Wärme entwickelt sich in seinem Innern. Auf dem Höhbeck wurde nun ein "Biomeiler" vorgestellt, der das uralte Wissen für die Wärmeversorgung moderner Gebäude verfügbar macht.
Dafür gab es sogar eine Auszeichnung der "Bioenergieregionen Wendland-Elbetal und Göttinger Land: für den Biomeiler konnte der Verein Artenreich Höhbeck e.V. am Freitag eine Auszeichnung entgegennehmen.
Im Ideenwettwerb "Dörfliche Energieprojekte" hatte das Projekt "Biomeiler" die Zuständigen beider Bioenergieregionen überzeugt. Auf dem Landschaftspflegehof mitten auf dem Höhbeck konnte nun am Freitag der erste Meiler seiner Art mit Hilfe zahlreicher Helfer aufgebaut werden. Im Amt Neuhaus, in Konau, wurde dann am Samstag der zweite, wesentlich größere Meiler aufgebaut.
Im Prinzip handelt es sich bei dem "Biomeiler" um einen überdimensionalen Misthaufen, der nach bestimmten Kriterien aufgebaut und mit Kunststoffschläuchen ausgelegt wird. Auf dem Landschaftspflegehof des "Artenreichs Höhbeck" entschied man sich für einen Meiler, der 3 x 3 x 3 Meter groß ist.
"Eigentlich ist ein Meiler ab ca. 65 m³ Volumen effektiv," weiß Miriam Wiese , die sich seit Jahren mit Entwicklung und Bau derartiger Wärmemeiler beschäftigt. "Allerdings muss natürlich die entsprechende Fläche vorhanden sein und regelmäßig genügend Grüngut anfallen, um den Meiler entsprechend befüllen zu können." Bedingungen, die wohl eher auf Bauernhöfen oder Nutzungsgemeinschaften vorhanden sind.
Wenn aber Platz und Grüngutmenge passen, dann kann Grünschnitt ebenso in Wärme verwandelt werden wie Strauchschnitt und alte Blätter," so Miriam Wiese. Reiner Grasschnitt eignet sich nach ihren Erfahrungen allerdings nicht für den wärmebildenden Zersetzungsprozess - der Lignin-Gehalt fehlt, der für die Fermentierung zuständig ist. eine optimale Mischung besteht laut Wiese aus Strauchschnitt, Blättern und Mist.
Wie funktioniert ein Biomeiler?
Rund 100 Meter Kunststoffschlauch - spiralig im Inneren des Meilers ausgelegt - und eine Wasserpumpe sorgen dafür, dass Wasser permanent im Schlauchsystem kursiert und im Inneren des Meilers erwärmt wird. Auf dem Rückweg durchs Gebäude erwärmt es dann eine Fußbodenheizung und/oder Dusch- und Waschwasser. Wieviel Heizleistung im Gebäude tatsächlich verfügbar ist, hängt von Größe und Befüllung des Meilers ab.
Ein kleiner Meiler wie der auf dem Landschaftspflegehof wird ungefähr ein halbes Jahr lang Wärme produzieren, bis der Zersetzungsprozess zum Stillstand gekommen ist. Eine Außenumhüllung mit Strohballen erhält die Wärme etwas länger. Ein ganzes Jahr wird ein kleinerer Meiler allerdings nicht reichen. Es sollte also rechtzeitig ein zweiter Meiler aufgebaut worden sein, um auch für das zweite Halbjahr auf die selbst produzierte Wärme nicht verzichten zu müssen.
Der erste Meiler wird dann ausgeräumt, und der darin entstandene Kompost zur Bodenverbesserung im Garten weiter genutzt. Ist er leer, kann er wieder neu befüllt und mit den Schläuchen ausgelegt werden. In größeren Meilern dauert der Zersetzungsprozess bis zu zwei Jahren.
Miriam Wiese weiß, dass Biomeiler nur dann wirklich sinnvoll sind, wenn sie größer angelegt werden. "Deswegen will ich ein bundesweites Netzwerk aufbauen, an dem sich Bauernhöfe ebenso beteiligen können wie Haus- oder Dorfgemeinschaften."
HINTERGRUND Landschaftspflegehof "Artenreich Höhbeck e.V."
Mit der Unterstützung aus Landesgeldern konnte der Verein im vergangenen Jahr rund 20 Hektar Gelände auf der ehemaligen "Funkstelle 1" der Deutschen Telekom kaufen. Dort soll im Laufe der Zeit mit Hilfe von Schafen und viel, viel Eigenarbeit ein Naturbiotop entstehen, in dem die vielzählig auf dem Höhbeck noch vorhandenen Pflanzenarten erhalten und weiter gepflegt werden. Gleichzeitig soll der Artenreichtum des Höhbecks durch Führungen, Kanutouren und Kurse auch Gästen der Region nahe gebracht werden.
Seit 2012 existiert der Verein Artenreich Höhbeck , seit 2014 gibt es den Landschaftspflegehof Artenreich Höhbeck. Zusammen setzen wir und konsequent uns nahezu kompromisslos für den Erhalt der jahrhundertealten Kulturlandschaft des Höhbecks ein:
Kleinflächig und Stück für Stück sollen Elemente der
Kulturlandschaft mit traditionellen, überwiegend handwerklichen Methoden
nachhaltig bewirtschaftet werden. Das Mähen einer Wiese mit der Handsense kann hier in Kursen ebenso geübt werden wie das Anlegen von Kräuterbeeten oder die Pflege von Obstbäumen.
Der am Freitag angelegte Biomeiler soll dazu dienen, eine Fußbodenheizung zu betreiben sowie Warm- und Duschwasser zur Verfügung zu stellen. Doch dies, so Stefan Reinsch, Hauptorganisator des "Artenreichs" sei erst der Anfang einer komplexen Entwicklung hin zu einer nachhaltigen Kreislaufwirtschaft.
Foto / Angelika Blank: 100 Meter Kunststoffschlauch müssen in dem 3 x 3 x 3 m großen Biomeiler gleichmäßig verteilt werden, damit möglichst viel der im Silo produzierten Wärme abgeschöpft werden kann.